München (dpa) - Der frühere Leichtathletik-Europameister Thomas Wessinghage bedauert das schlechte Abschneiden des deutschen Teams bei der WM in den USA.
„Natürlich leidet man. Aber ich leide ja nicht erst seit den Tagen von Eugene, sondern ich leide ja seit 30 Jahren“, sagte der 70-Jährige bei einem Termin der Verlagsgruppe Rentrop in München. Der deutsche Rekord von Wessinghage über 1500 Meter aus dem Jahr 1980 gilt auch heute noch.
Bei den Weltmeisterschaften in Eugene hatte es mit nur zwei Medaillen das schwächste WM-Abschneiden des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) überhaupt gegeben. „Die Leichtathletik von heute ist ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft, so wie die Leichtathletik vor 40 oder 50 Jahren ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaft war“, sagte der Mediziner. Man müsse erstmal wieder die Begeisterung von Kindern für die Leichtathletik wecken.
Andere Sportarten seien mehr im Fokus als die Leichtathletik und hätten diese im Gegensatz zu früher überholt. „Meine Schlussfolgerung ist: Es gibt Sportarten, die sich auf die Konsumgewohnheiten der aktuellen Gesellschaft und die Ambitionen der jungen Gesellschaft viel besser eingestellt haben. Es gibt Sportarten, die ins Hintertreffen geraten sind - und da fällt einem die Leichtathletik zu allererst ein“, sagte Wessinghage. „Es gibt immer noch hungrige deutsche Jungs und Mädchen, aber dass die bei der Leichtathletik landen, wäre schon ein großer Zufall.“
Wessinghage betonte, dass er „keine Schuldzuweisungen und kein Naserümpfen“ wolle, sagte er. Das Thema sei einfach zu komplex.
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