Leichtathletik:Post vom Rekordhalter

Die Sprinter Julian Reus und Tatjana Pinto überzeugen bei den deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten in Leipzig.

Die Glückwünsche für Julian Reus trafen bald ein, über die üblichen digitalen Kanäle, auch eine E-Mail war darunter. "Herzlichen Glückwunsch. Super Zeit, super Leistung!", schrieb Sven Matthes seinem Nachfolger. Zweimal hatte Reus in der noch jungen Saison den deutschen Hallen-Rekord über 60 Meter egalisiert. Am Samstag war der Wattenscheider in 6,52 Sekunden dann eine Hundertstelsekunde schneller als der Berliner Matthes im Februar 1988. Es war der Höhepunkt der deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Leipzig. "Ich habe vieles richtig gemacht in dieser Hallensaison, endlich ist es mir gelungen", sagte der 27-Jährige. Am Sonntag sicherte er sich auch über 200 Meter den Titel, in 20,55 Sekunden.

63 Deutsche Hallenmeisterschaften Leipzig 27 02 2016 Julian Reus TV Wattenscheid 01 63 Deutsc

Deutscher Rekord: Julian Reus verbesserte in Leipzig über 60 Meter die nationale Bestmarke.

(Foto: imago/Beautiful Sports)

Reus hat sich nun beide nationalen Bestmarken auf den kurzen Sprintstrecken gesichert, in der Halle und im Freien. Über die 100 Meter hatte er 2014 in 10,05 Sekunden die Bestmarke gesetzt. Die Hallen-WM in Portland Mitte März wird Reus allerdings auslassen, er wird stattdessen die Planungen für die EM in Amsterdam und die Olympischen Spielen vorantreiben. Die neue deutsche Hallenmeisterin über 60 Meter, Tatjana Pinto, stand Reus derweil kaum nach, vor allem bei ihrer Siegerzeit. Mit 7,07 Sekunden schob sie sich an die vierte Stelle der schnellsten deutschen Frauen in der Halle. "Ich bin einfach überwältigt. Damit habe ich nicht gerechnet", sagte die 23-Jährige.

63 Deutsche Hallenmeisterschaften Leipzig 27 02 2016 Tatjana Pinto LC Paderborn 63 Deutsche H

Knapp am Rekord vorbei: Tatjana Pinto überraschte nach halbjähriger Auszeit über 60 Meter.

(Foto: imago/Beautiful Sports)

Es waren überhaupt die jungen Athleten, die sich am Wochenende in Leipzig in den Fokus schoben, vor allem in Disziplinen, die in Deutschland zuletzt nicht immer fleißig bestellt worden waren. Alexandra Wester, 21, die sich zuletzt in Berlin mit 6,95 Metern an die Spitze der Weltjahresbestenliste gesetzt hatte, bestätigte ihre famose Form, diesmal mit 6,75 Metern und Platz eins. Dreispringer Max Heß, 19, schaffte im fünften Versuch 17,00 Meter, übertraf seine persönliche Bestleistung gleich um 66 Zentimeter und erwarb überraschend auch noch die Zutrittsberechtigung für die Hallen-WM in Portland. Die junge Münchnerin Christina Hering verteidigte ihren Hallentitel über 800 Meter mit einem couragierten Lauf in 2:02,48 Minuten. Und über 3000 Meter stellten sich gleich zwei junge Lauftalente vor, die in den vergangenen Wochen und Monaten bereits selbstbewusst bei den Erwachsenen mitgemacht hatten: Konstanze Klosterhalfen, 19, gewann über 3000 Meter in 8:56,36 Minuten vor Alina Reh, 18, (9:00,58).

Am Rande der Titelkämpfe forderte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) unterdessen mehr Engagement vom internationalen Verband IAAF bei dessen Aufräumarbeiten. Der DLV hat in einem Brief an IAAF-Präsident Sebastian Coe unter anderem gefordert, den von Korruptionsvorwürfen massiv beschuldigten Lamine Diack als Ehrenpräsident des Weltverbandes zu suspendieren. "Wir sind mit dem momentanen Stand der Problemlösung noch nicht so zufrieden", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop vor Beginn der Titelkämpfe. "Ein glaubwürdiger Neustart setzt eine glaubwürdige Aufarbeitung der Vergangenheit voraus", sagte er, "transparent und lückenlos."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: