Leichtathletik-Normen:Marathon auch mit 2:14

Die hohen Hürden für die Teilnahme von Leichtathleten bei Olympia in Rio werden herabgesetzt. Nach massivem Druck seitens der Athleten lenkt der deutsche Verband ein. Denn der internationale Maßstab für Spitzensport ist durch Doping verzerrt.

Von Johannes Knuth, München

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat 17 Normen gesenkt, die Leichtathleten erfüllen müssen, um für die Sommerspiele 2016 zugelassen zu werden. Er gab damit einem Antrag des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV) statt. Dieser wurde "infolge der massiven Manipulationen in der internationalen Leichtathletik" angeschoben, teilte Sportdirektor Thomas Kurschilgen mit. Eine Kommission der Welt-Doping-Agentur hatte zuletzt Berichte über ein staatlich protegiertes Dopingsystem in Russland sowie Dopingvertuschung im Weltverband IAAF vorgelegt. Der DLV hatte bis zuletzt härtere, sich an der Weltspitze orientierende Normen formuliert. Die neuen Richtlinien decken sich in fast allen Disziplinen mit denen der IAAF; die Normen der Geher und für den Marathon wurden aufgeweicht.

Im Marathon sind damit vier Deutsche im Normbereich: Philipp Pflieger, Julian Flügel sowie Anna und Lisa Hahner. Sie hatten die internationale Norm erfüllt, nicht aber die strengere des DLV. Pflieger und Flügel hatten zuerst dem DLV, dann dem DOSB rechtliche Schritte angedroht, sollten die deutschen Normen nicht gedrückt werden. "Wir hatten den Eindruck, dass es den Verbänden darum ging, auf Biegen und Brechen ihre Nominierungshoheit zu verteidigen", sagt Pfliegers Anwalt Paul Lambertz. Erst als die IAAF dann ihre Normen senkte, hätten DLV und DOSB reagiert. Derzeit prüft Lambertz weitere rechtliche Schritte, da deutschen Athleten auf der Bahn teilweise nur rund zwei Monate Zeit eingeräumt wird, um die Norm zu erfüllen. Die IAAF würde auch Leistungen aus dem Jahr 2015 akzeptieren.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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