Rekorde sind da, um gebrochen zu werden: Alles wird immer schneller, höher, weiter, mehr. Außer im Sprint der Frauen. Dort steht seit mehr als drei Jahrzehnten die Zeit still.
Vor fast genau 36 Jahren – am 16. Juli 1988 – stellt die US-amerikanische Sprinterin Florence Griffith-Joyner, kurz: Flo-Jo, einen Weltrekord über 100 Meter auf (bald darauf auch den über 200 Meter), an den bis heute niemand herankommt. Diese 10,49 Sekunden hängen seither wie unerreichbare Früchte über jedem 100-Meter-Rennen, auch bei den Olympischen Spielen dieses Jahr in Paris wird – aller Voraussicht nach – keine Läuferin so schnell sein.
Die Geschichte von Flo-Jo klingt nach Hollywood: Eine schwarze Frau aus ärmsten Verhältnissen wird fast über Nacht zum Superstar, zum ersten echten Popstar der Sportgeschichte. Flo-Jo war ihrer Zeit in jeder Hinsicht voraus: Sie inszeniert sich lange vor Social Media wie eine Influencerin, und sie revolutioniert die Lauftechnik, unterstützt von ihrem Ehemann, dem Dreispringer Al Joyner, und dem umstrittenen Wundertrainer Bob Kersee.
Aber es gab von Anfang an viele, die sich schwertaten damit, an Flo-Jos Verwandlung vom schmalen Mädchen zur kraftstrotzenden Sprinterin zu glauben. Und auch 26 Jahre nach ihrem mysteriösen Tod nehmen die Spekulationen, die Dopingvorwürfe und abenteuerlichen Theorien rund um Flo-Jo kein Ende.
In Zusammenarbeit mit der SZ haben sich die Schweizer Sportreporter Christof Gertsch und Mikael Krogerus vom Tagesanzeiger jetzt auf die Suche nach der Wahrheit über Flo-Jo gemacht. Aus ihrer Recherche ist ein siebenteiliger Podcast geworden: Eine Zeitreise zurück in die 1980er, der schillerndsten und zugleich dunkelsten Epoche der Leichtathletik, die bis heute nachwirkt. Es geht um eine große Liebe und einen großen Verrat im Schatten der Weltpolitik. Und um die Frage: Wie schnell ist zu schnell?
Die ersten beiden Folgen von „Flo-Jo – Die Jagd nach der schnellsten Frau der Welt“ können Sie jetzt hören unter sz.de/flojo, jeden Donnerstag erscheint eine neue.