Bis heute ist nicht bekannt, wie es um die forensischen Arbeiten steht, und so wird es vermutlich auf ewig ein Rätsel bleiben: Was vor einem Jahr, am ersten Finalabend der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest, dazu führte, dass es erst die Niederländerin Sifan Hassan im Endspurt zu Boden streckte, dann ihre Landsfrau Femke Bol. Hassan wollte damals einen Rempler der 10 000-Meter-Siegerin Gudaf Tsegay gespürt haben. Nachdem dann auch Bol, mit Gold und Weltrekord vor Augen, als Schlussläuferin den Staffelstab verloren und den USA so den Titel in der Mixed-Staffel überlassen hatte, gewann zumindest bei manchen die Theorie des „Holländerlochs“ an Attraktivität.
Nun, selbst Hochbegabungen gehe mal die Puste aus, erklärte Bol, versprach „Revanche“, gewann in 51,70 Sekunden erst WM-Gold über 400 Meter Hürden – und spurtete im letzten Rennen von Budapest, als Schlussläuferin der 4x400-Meter-Staffel der Frauen, auf der Zielgerade tatsächlich noch an den Britinnen und Jamaikanerinnen vorbei, zur Goldmedaille.
Richtig vollkommen dürfte sich die Revanche aber erst seit diesem Wochenende anfühlen, nach der olympischen Mixed-Staffel im Stade de France. Wieder bog Bol mit großem Rückstand auf die Konkurrenz auf die Schlussrunde ein, wieder flog die 24-Jährige auf der Zielgeraden an allen vorbei – auch an der US-Amerikanerin Kaylyn Brown. Die hatte mit ihrer Staffel im Vorlauf noch einen Weltrekord aufgestellt (3:07,41 Minuten), den die Niederländer im Finale beinahe auch noch geknackt hätten. Lektion für Bols Konkurrentinnen in Paris: entweder mit ausreichend Vorsprung auf die Schlussrunde gehen – oder ein Holländerloch buddeln.