Leichtathletik:Über 20 Meter

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Christina Schwanitz

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Kugelstoßerin Christina Schwanitz erzielt in Nürnberg bemerkenswerte 20,06 Meter, wird deutsche Meisterin - und bestätigt vor der EM ihre dominante Position in Europa. Bei den Männern holt David Storl seinen DM-Titel Nummer acht.

Von Joachim Mölter, Nürnberg

Wenn die Leute nicht zu den Leichtathleten ins Stadion gehen, dann kommen die Leichtathleten eben zu den Leuten in die Stadt. Nach diesem Motto versuchen die Vertreter des olympischen Kernsports, neues Publikum anzusprechen, eine Laufkundschaft sozusagen, die sich sonst nicht in die Nähe des Sports verirrt. Stabhochspringen vor dem Brandenburger Tor, Weitspringen unterhalb der Nürnberger Kaiserburg, Kugelstoßen vor dem Ulmer Münster - oder auf dem Nürnberger Hauptmarkt, so wie am Freitagabend. Mit diesem Wettbewerb auf einem über das Kopfsteinpflaster verlegten Rollrasen läuteten die deutschen Leichtathleten ihre Meisterschaften ein, die am Samstag und Sonntag im Max-Morlock-Stadion fortgesetzt werden.

Den Athleten gefällt es auch in der City, wie zu hören ist. "Im Stadion wären wir untergegangen, hier sind wir voll im Hauptaugenmerk", fand zum Beispiel Christina Schwanitz: "Die Kulisse ist megageil, das Publikum geht mit, das ist eine richtig tolle Veranstaltung geworden." Die 32-Jährige ließ sich vom Ambiente inspirieren, von 4000 klatschenden Zuschauern auf den Stahlrohrtribünen, von der für jeden Teilnehmer eigens eingespielten Musik: Sie erzielte 20,06 Meter, so weit ist in den vergangenen zehn Jahren keine Kugelstoßerin bei den deutschen Meisterschaften gekommen. Bei Schwanitz ist das umso bemerkenswerter, weil sie nicht bloß vom Diamond-League-Meeting aus Monaco angereist war, wo sie am Donnerstagabend 19,51 gestoßen hatte - sie ist in diesem Jahr ja aus dem Mutterurlaub zurückgekommen. "Ich bin unheimlich stolz, dass alles so geklappt hat", sagte sie.

Schwanitz vom LV 90 Erzgebirge, Besitzerin von zwei EM-Titeln (2014 und 2016) sowie seit 2017 Mutter von Zwillingen, war schon vor den Titelkämpfen die Nummer eins in Europa gewesen. Mit ihrem 20-Meter-Stoß hat sie nun ihre Favoritenposition für die EM in Berlin (6. bis 12. August) bestätigt, ebenso wie der Leipziger David Storl seine Medaillenambitionen bei den Männern. Der 27-Jährige sicherte sich am Abend seinen achten Titel nacheinander mit 21,26 Metern.

Während Storl der einzige deutsche Stoßer ist, der die EM-Norm erfüllt hat (20,00 Meter), kann der Deutsche Leichtathletik-Verband bei den Frauen das volle Kontingent von drei Starterinnen ausschöpfen. Hinter Schwanitz übertrafen auch Alina Kenzel (Waiblingen) mit persönlicher Bestleistung von 18,21 Meter sowie die entthronte Titelverteidigerin Sara Gambetta (Halle) mit 17,79 ein weiteres Mal die geforderte Norm von 17,50.

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