Leichtathletik-EM:Röhler gewinnt Gold im Speerwurf

Speerwerfer Thomas Röhler bei der Leichtathletik-EM 2018 in Berlin

Der Olympiasieger ist jetzt auch Europameister im Speerwurf: Thomas Röhler.

(Foto: dpa)
  • Thomas Röhler gewinnt bei der Leichtathletik-EM im Speerwurf die erste deutsche Goldmedaille seit 32 Jahren.
  • Der Olympiasieger setzt sich mit 89,47 Metern vor seinem Landsmann Andreas Hofmann durch, der den Speer 87,60 Meter weit warf.
  • Im Hürdensprint der Frauen sichern sich Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder Silber und Bronze.

Sekunden nach seinem Triumph sprang Speerwurf-Gigant Thomas Röhler übermütig in den Wassergraben und feierte mit seinem Kumpel Andreas Hofmann auf der Ehrenrunde den Doppelerfolg. Zwei Jahre nach seinem Olympiasieg holte sich der 26-jährige Röhler auch bei der Leichtathletik-EM in Berlin am Donnerstag Gold und kürte sich damit zum ersten deutschen Speerwurf-Europameister seit 32 Jahren.

Vor rund 40 000 begeisterten Zuschauern im Olympiastadion avancierte Röhler mit 89,47 Metern zum gefeierten Helden des Abends. "Ich bin richtig stolz auf diesen Jungen", sagte Röhlers langjähriger Trainer Harro Schwuchow der Deutschen Presse-Agentur. "Es hat riesigen Spaß gemacht, hier zu werfen", sagte sein noch pudelnasser, aber glücklicher Schützling. Die Gastgeber jubelten auch über die Silbermedaille für den deutschen Meister Hofmann: Mit 87,60 Metern kam der Mannheimer an seinen Dauerrivalen Röhler aber nicht heran. Bronze eroberte der Este Magnus Kirt (85,96).

Für Weltmeister Johannes Vetter, immerhin als Weltjahresbester angereist, sind Platz fünf und 83,27 Meter mehr als enttäuschend. "Thomas hat seine ganze Routine ausgespielt, ich freue mich für beide", sagte Vetters Trainer Boris Obergföll im ZDF.

Vier Stunden vor dem Abendkrimi zur Prime Time saßen die drei deutschen Asse noch ganz gemütlich bei einem Kaffeekränzchen zusammen. Das ist mitterweile zum Ritual geworden: Denn privat sind sie ganz gute Kumpels, im Wettkampf Rivalen - echte Profis eben. In diesem Jahr konnte man über die drei Modellathleten nur staunen: Vetter war als Nummer eins mit Jahresweltbestleistung (92,70 Meter) angereist, Hofmann als Nummer zwei mit 92,06. Röhler hatte schon am 4. Mai beim Saisonstart in Doha/Katar verblüfft: Mit 91,78 Metern siegte der Thüringer in der WM-Stadt von 2019. Kein anderer Finalist hat in diesem Jahr die 90-Meter-Marke übertroffen.

Sein Trainer lag mit seiner Prognose goldrichtig

Schwuchow lag mit seiner Prognose diesmal goldrichtig. "Ich träume in der Nacht vor einem großen Wettkampf immer und sehe dann den Sieger und manchmal sogar die Weite", sagte der Coach. Vor den deutschen Meisterschaften in Nürnberg, war ihm Hofmann erschienen - und der Mannheimer holte sich prompt seinen ersten Titel. Und diesmal? "Thomas. Ist doch klar", erzählte Schwuchow.

"Speerwurf ist eine Geschichte ohne Feindkontakt", sagte Röhler am Donnerstag in einem Sport1-Interview. "Wir stehen alleine auf der Bahn, haben sechs Versuche", betonte der 26-Jährige. "Da weiß man ziemlich genau, wo die Stärken und Schwächen des anderen liegen. Das Niveau ist sehr hoch, und wir bewegen uns alle auf Augenhöhe."

Röhlers Eltern, seine Freundin und viele Vereinsmitglieder vom LC Jena fieberten in der historischen Arena mit. Auch Hofmann brachte seinen großen Fanclub mit. "Eine ganze Stadt ist stolz auf mich. Viele sind hier in Berlin, Freunde, Familie - und zu Hause vor dem Fernseher fiebern auch viele mit", sagte der Student der Sportwissenschaften aus Mannheim.

Gold, Silber und Bronze im Speerwerfen der Männer für eine Nation - das gab es seit der EM-Premiere im Jahr 1934 allerdings noch nie. Das sollte auch am Donnerstag so bleiben. Ex-Weltrekordler Uwe Hohn (1982) und Tafelmeier (1986) waren die bis dato letzten deutschen Sieger. Und dann kam Röhler.

Im Hürdensprint gibt es ebenfalls zwei Medaillen fürs deutsche Team

Über die 100 Meter Hürden haben Pamela Dutkiewicz (Wattenscheid) und Titelverteidigerin Cindy Roleder (Halle/Saale) Silber und Bronze gewonnen. Das Duo musste sich in 12,72 und 12,77 Sekunden nur Elvira Herman aus Weißrussland (12,67) geschlagen geben.

"Ich bin wirklich froh, dass es Silber geworden ist", sagte Dutkiewicz, die lange in Führung gelegen hatte, dann aber der überraschend starken Herman (12,67) den Vortritt lassen musste. Roleder sicherte sich knapp dahinter Bronze und meinte: "Das ist unfassbar, ein Traum." Für die deutsche Mannschaft waren es die Medaillen acht und neun in Berlin.

Mit Platz fünf und 13,00 Sekunden rundete die Mannheimerin Ricardo Lobe das starke Ergebnis für das DLV-Team ab. Disqualifiziert wurde Favoritin Alina Talaj aus Weißrussland, die aber nichts mit der Medaillenvergabe zu tun hatte. Talaj hatte Ende Mai in St. Pölten überragende 12,41 Sekunden vorgelegt, diese Form aber nicht halten können.

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