Leichtathletik-EM in Helsinki:Arne Gabius holt erste Medaille für Deutschland

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"Das ist meine erste Medaille, ich habe immer davon geträumt": Arne Gabius hat bei der Leichtathletik-EM über 5000 Meter die Silbemedaille gewonnen. Indes hat Speerwurf-Favoritin Christina Obergföll das Finale erreicht, auch Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch hat gute Chancen. Hochspringerin Ariane Friedrich muss ihren EM-Start absagen.

Die erste Medaille für das deutsche Team bei der Leichathletik-Europameisterschaft in Helsinki (27. Juni bis 1. Juli) kommt aus dem Lager der Läufer: Arne Gabius hat Silber über 5000 Meter geholt. Der Arzt aus Tübingen musste sich am Mittwoch nach 13:31,83 Minuten nur Weltmeister Mo Farah aus Großbritannien geschlagen geben. Der gebürtige Somalier verteidigte in 13:29,91 Minuten seinen EM-Titel. Bronze ging an Polat Kemboi Arikan in 13:32,63.

Die erste EM-Medaille - für Arne Gabius und für Deutschland. (Foto: dpa)

Und auch im Zehnkampf wird eine Medaille anvisiert: 16,89 Meter mit der Kugel - Bestleistung. Und das nach den schnellen 10,93 Sekunden über 100 Meter Sprint und 7,15 Metern in der Sandgrube. Der erste EM-Tag war ein guter für Pascal Behrenbruch. Der Frankfurter platzierte sich nach vier Disziplinen nur hinter dem Ukrainer Olexi Kasjanow. "Ich bin super zufrieden, es läuft bisher perfekt. Ich bin jetzt 27 und will endlich eine Medaille", sagte Behrenbruch. Vielleicht sogar Gold?

91 Athleten hat der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) in die finnische Hauptstadt entsandt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass einige davon auf dem Treppchen stehen werden - auch, weil sich einige Olympiateilnehmer schonen und nicht zur EM gereist sind.

Gute Chancen für David Storl

Ein weiterer Anwärter auf das Edelmetall ist Kugelstoß-Weltmeister David Storl. Er hat mit Maßarbeit das Finale am Freitag erreicht. Mit 20,30 Metern erzielte der 21-jährige Chemnitzer im ersten Versuch exakt die Weite, die in der Qualifikation verlangt wurde. "Ich habe mir in dieser Saison bislang ein gutes Niveau aufgebaut. Das gilt es jetzt, bis zu Olympia weiter auszubauen", meinte Storl und warnte: "Wir sollten die EM nicht unterschätzen, es ist schon gute Konkurrenz da." Als Viertbester beider Gruppen kam auch Marco Schmidt (Sindelfingen) mit 19,85 Meter ins Finale.

Medaillenambitionen hat auch 100-m-Europameisterin Verena Sailer aus Mannheim, die in deutscher Jahresbestzeit von 11,14 Sekunden als zweitbeste 100-m-Läuferin ins Halbfinale und dann mit 11,17 Sekunden als Zweitschnellste in den Endlauf einzog.

Das deutsche Speerwurf-Trio der Frauen um Gold-Favoritin Christina Obergföll ist glanzlos ins Finale eingezogen. Obergföll, die mit 67,04 Metern in diesem Jahr die beste Weite aller gemeldeten Werferinnen vorzuweisen hat, kam nach einem Regenschauer und auf nasser Anlaufbahn nicht über 59,49 Meter hinaus. Titelverteidigerin Linda Stahl schaffte 59,65 Meter, Katharina Molitor 58,34 Meter. "Ich glaube, die Frauen haben das nicht gewusst, dass man hier auch über 60 Meter werfen darf", sagte Obergfölls Trainer Werner Daniels, "die haben taktische Spielchen gemacht - aber sie sind ja alle im Finale."

EM-Aus für Ariane Friedrich. (Foto: dpa)

Und auch die Weitspringerinnen Sosthene Moguenara und Melanie Bauschke haben sich für das Finale am Donnerstag qualifiziert. Die Wattenscheiderin Moguenara sprang 6,62 Meter, Bauschke (Berlin) kam auf 6,43 Meter. Sinje Florczak aus Paderborn schied aus (6,15 Meter).

Tobias Giehl (49,98 Sekunden) und Georg Fleischhauer (50,22) haben das Halbfinale über 400 m Hürden erreicht. Die neue männliche Sprinthoffnung Lucas Jakubczyk überzeugte beim Vorlaufsieg in 10,26, verpasste dann den Einzug in den 100-Meter-Endlauf jedoch um zwei Hundertstelsekunden.

Der Stuttgarter Sprinter Tobias Unger musste wegen einer Sehnenreizung am linken Knie verzichten, ein weiterer Rückschlag für das Sprintteam, nachdem 200-m-Medaillenhoffnung Aleixo-Platini Menga aus Leverkusen am Vortag mit einem Kreuzband- und Außenbandriss auch die Olympiahoffnung begraben hatte. Jeweils als Vorlaufsieger erreichten die Bremer 800-m-Hoffnung Sören Ludolph und Sebastian Keiner (Erfurt) sowie über 400 m Hürden Tobias Giehl (Würm Athletik) und Tobias Fleischhauer (Dresden) das Halbfinale am Donnerstag. Im Weitsprung kam Sosthene Moguenara (Wattenscheid/6,62) ins Finale.

Hochspringer Eike Onnen hat als zwölfter und letzter Springer ebenso den Einzug ins Finale am Freitag geschafft. Bei der Leichtathletik-EM in Helsinki reichten dem 29 Jahre alten Hannoveraner 2,23 Meter, die er im letzten Versuch meisterte.

Trauriger Tag für Friedrich

Die 28-jährige Ariane Friedrich wollte ebenso eine Medaille holen und die für London geforderten 1,95 Meter überspringen. Friedrich springt sonst über zwei Meter hoch. Die Olympiaqualifikation ist also eigentlich kein Problem.

Doch Magenprobleme in der Nacht vermasselten der deutsche Hochsprung-Rekordhalterin ihren Start. Bisher steht ihre diesjährige Bestmarke bei 1,92. Friedrich kämpft sich nach einem Achillessehnenriss Ende 2010 zurück. Ob sie in London an den Start gehen darf ist fraglich. Die allerletzte Möglichkeit, die ihr der DLV noch eingeräumt hatte, ist das Meeting an diesem Sonntag im schwäbischen Eberstadt.

"In der Nacht hat sich bei Ariane Übelkeit eingestellt. 7.30 Uhr hat unser Teamarzt Professor Andreas Nieß entschieden, den Wettkampf abzusagen. Das ist sehr bitter für Ariane", sagte Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen. Ob Ariane Friedrich am Wochenende noch bei einem nationalen Meeting antreten kann, war zunächst unklar.

Marie-Laurence Jungfleisch, die von den Problemen ihrer Kollegin geweckt worden war, scheiterte knapp mit 1,87 Metern. "Das ist ziemlich schade und ich bin auch sehr enttäuscht. Die 1,90 wären auf jeden Fall drin gewesen. Das kann auch daran liegen, dass ich kaum fünf Stunden geschlafen habe. Ich bin um halb vier aufgewacht, weil es Ariane so schlecht ging und konnte dann natürlich nicht mehr weiterschlafen."

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