Leben von Gerhard Mayer-Vorfelder:Machtmensch aus dem Ländle

MV, der Aufsteiger. Als Politiker in Baden-Württemberg, im Fußball als Schlüsselfigur in Verein und Verbänden. Ob so eine Karriere heute noch möglich wäre?

Von Jonas Beckenkamp

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Gerhad Mayer-Vorfelder

Quelle: imago sportfotodienst

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Ob so eine Karriere im deutschen Fußball heute noch möglich wäre? Gerhard Mayer-Vorfelder war ein Macher, ein Anpacker - ein streitbarer Mann, den es schon früh neben seiner politischen Karriere in Baden-Württemberg in den Sport drängte. Aufgewachsen in Südbaden, arbeitete er sich nach dem Jura-Studium stetig nach oben. Schon bald wurde er zum persönlichen Referenten von Minister Hans Filbinger, ab 1976 sogar Staatssekretär. Als er 1978 in die Landesregierung gewählt wurde, war er bereits Präsident des VfB Stuttgart. So durfte er auch neben dem damaligen Trainer von Borussia Mönchengladbach, Udo Lattek, einen Kaffee trinken.

RÜCKTRITT STEFFI GRAF

Quelle: DPA

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Wer ein Leben wie "MV" führt, trifft auch die Großen der Sportwelt. Er schüttelte Hände, repräsentierte und lächelte in Kameras - er wusste mit den Erwartungen der Öffentlichkeit umzugehen. 1986, MV war damals baden-württembergischer Kultus- und Sportminister, freute sich auch die junge Steffi Graf über ein Treffen mit ihm. Im selben Jahr startete auch seine Karriere beim Deutschen Fußballbund. Mit der Ernennung zum Präsidenten des Ligaauschusses wuchs sein Einfluss gewaltig - ab 1992 fungierte Mayer-Vorfelder als Vizepräsident des DFB. So konnte er national weitreichende Entscheidungen mitgestalten.

GERHARD MAYER-VORFELDER

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Politisch bekleidete er nebenher mehrere Ämter: Von 1991 bis 1996 war MV Finanzminister seiner baden-württembergischen Heimat, parallel dazu arbeitete er lange Zeit als Kreisvorsitzender der Stuttgarter CDU. Politik und Fußball waren sein Leben, hier kannte er sich am besten aus. MV war ein klassischer Konservativer, der immer den Erfolg suchte und bestens vernetzt war.

HERTHA BSC - VFB STUTTGART

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Mit seinem VfB gewann er Meisterschaft (1984, 1992) und DFB-Pokal (1997) - klar, dass er so auch Joachim Löw kennenlernte, der in Stuttgart von 1996 bis 1998 als Cheftrainer arbeitete. In den Neunzigern ging es für MV noch höher hinaus. Er wurde Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees und war bei der Planung der WM 2002 in Japan und Südkorea involviert. Längst hatte er Ehrungen und Auszeichnungen wie das Bundesverdienstkreuz hinter sich - doch trotzdem war er stets umstritten. Er galt als machtfixierter Landespolitiker, als großer Strippenzieher und begeisterter Weintrinker.

DFB BECKENBAUER MAYER-VORFELDER

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Den Höhepunkt erreichte er 2001 mit der Wahl zum DFB-Präsidenten. Es waren sportlich betrübliche Tage im deutschen Fußball, in der Nationalelf verhinderten sogenannte "Rumpelfußballer" den Erfolg - doch MV war immer mittendrin. Auch Franz Beckenbauer zählte zu seinen Vertrauten, schließlich kümmerte sich MV wie der "Kaiser" um die Organisation der WM 2006 in Deutschland (als Aufsichtsratsvorsitzender des Organisationskomitees). Nach einer Auszeit in der Fifa kehrte er 2002 auch dort wieder in höchste Funktionärsämter zurück.

Gerhard Mayer-Vorfelder mit Ehefrau, 2004

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Mit seiner Frau Margit hatte er eine starke Unterstützerin an seiner Seite - gemeinsam erlebten sie, wie MV ab 2004 den DFB als Teil einer "Doppelspitze" an der Seite von Theo Zwanziger anführte. Er galt immer als Mann des Profi-Fußballs, der als DFB-Präsident den Spagat hinbekam und sich auch für die Belange des Amateur- und Nachwuchsfußballs einsetzte. Gleichzeitig war er ein Kämpfer für die Einheit des Fußballs, von Profis und Amateuren - gerade nach der Gründung der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Jahr 2000.

MAYER VORFELDER

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Als er die Bundestrainersuche 2004 nach dem Rücktritt des Teamchefs Rudi Völler in Folge der EM in Portugal zur Chefsache erklärte, verlor er den Rückhalt. Er wirkte isoliert und für einige sogar aus der Zeit gefallen. Zwanziger nutzte die Kritik am Führungsstil Mayer-Vorfelders und ging aus der Doppelspitze als alleiniger Herrscher über den größten Sportverband der Welt (über sechs Millionen Mitglieder) hervor. 2006 trat der einstige Fallschirmjäger MV beim DFB zurück.

Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen haben ihn genauso gekennzeichnet wie seine teils undurchsichtigen Geschäftspraktiken. Am 18. August 2015 starb er im Alter von 82 Jahren im Kreise seiner Familie in einem Stuttgarter Krankenhaus.

© SZ.de/ska
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