Lautsprecher-Attacke auf BVB-Fans:DFB ermittelt gegen 1899 Hoffenheim

Der DFB droht 1899 Hoffenheim wegen der Schallkanonen-Affäre mit juristischen Konsequenzen und fordert vom Verein eine Stellungnahme. Besonders pikant: Laut Medienberichten kamen die mobilen Lautsprecher bereits bei einer anderen Partie zum Einsatz. Auch beim Bundesligaspiel Schalke gegen Köln soll es zu Zwischenfällen gekommen sein - die an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten sind.

Die Schallkanonen-Affäre von Hoffenheim ist längst die bestimmende Geschichte dieser noch jungen Bundesligasaison - und sie hat offenbar ein juristisches Nachspiel. Am Dienstagmorgen, etwa 60 Stunden nach dem Spiel, hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die TSG 1899 Hoffenheim zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Lautsprecher-Attacke auf BVB-Fans: Hopp oder Top? BVB-Fans in Hoffenheim.

Hopp oder Top? BVB-Fans in Hoffenheim.

(Foto: AP)

"Im Moment laufen Vorermittlungen, um den genauen Sachverhalt zu klären. Danach wird entschieden, ob vom Kontrollausschuss ein Verfahren eingeleitet wird", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker. Beim 1:0-Sieg der Hoffenheimer gegen Borussia Dortmund waren Hochfrequenztöne eingesetzt worden, um Schmähgesänge der Dortmunder Fans gegen 1899-Geldgeber Dietmar Hopp zu übertönen.

Bereits am Montagabend war seitens des Klubs ein Hausmeister ausfindig gemacht worden, der die Beschallungs-Anlage installiert und bedient hatte. Dem Mitarbeiter drohen juristische Konsequenzen. Nachdem ein BVB-Anhänger aus Pforzheim, der einen Tinnitus erlitten haben soll, am Montag wegen Körperverletzung Anzeige erstattet hatte, sind zehn weitere Strafanzeigen bei der Polizei in Heidelberg eingegangen.

Die Polizei rechnet mit weiteren Anzeigen. "Wir werden nun die Geschädigten und den vom Verein genannten Verursacher vernehmen. Die Anzeigen richten sich gegen 1899 Hoffenheim", sagte Heidelbergs Polizeisprecher Harald Kurzer. "Aber dadurch, dass der Verein mitgeteilt hat, dass die Person eigenverantwortlich gehandelt hat, wird sich die Untersuchung auf ihn konzentrieren."

Unterdessen hat Dietmar Hopp bestritten, die Beschallung des Dortmunder Fanblocks von oberster Stelle beauftragt zu haben. "Um Gottes Willen, natürlich nicht. Ich weiß bis heute nicht, wovon die Rede ist", sagte Hopp der Bild-Zeitung: "Vermutlich müssen es unsere Fans gewesen sein, weil immer Schmäh-Gesänge der Dortmunder gestört wurden."

Besonders pikant: Nach Informationen der Rhein-Neckar-Zeitung war es nicht der erste Zwischenfall dieser Art. Bereits im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt im Frühjahr soll die Beschallungs-Anlage zum Einsatz gekommen sein.

Fäkalien in Köln

Den Klubverantwortlichen zufolge soll dennoch kein System dahinter stecken. Hopp sagte weiter: "Es wäre grotesk, wenn wir versuchen würden, die beleidigenden Gesänge auf diese Weise zu bekämpfen, weil dadurch das Klima noch mehr angeheizt würde. Uns ist es wichtig, dass Hoffenheim zu den Bundesliga-Vereinen ein gutes Verhältnis hat, das durch eine Minderheit nicht gestört werden darf."

Wie schlecht es um das Klima zwischen den Fangruppen in der Bundesliga derzeit bestellt ist, zeigt ein Zwischenfall aus Köln. Beim Spiel ihres Vereins in Gelsenkirchen bewarfen Kölner Fans die Anhänger des FC Schalke 04 mit Fäkalien. Die Polizei Gelsenkirchen bestätigte den Vorfall.

Demnach gibt es einen Zeugen, der beobachtete, wie eine Person Kot in einen Bierbecher legte und Richtung Schalke-Block schleuderte. Auch zwei mit Urin gefüllte Bierbecher seien auf die Schalker Fans geworfen worden. Die Polizei hielt die Vorgänge "beweissicher" fest.

Rainer Mendel, Fanbeauftragter des 1. FC Köln, reagierte empört: "Wir als Verein distanzieren uns natürlich von diesen Leuten. Dieses Verhalten geht gar nicht. Da darf es keine zwei Meinungen geben."

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