Olympia:Die Bender-Zwillinge helfen ihrem Lieblingsonkel

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Man darf es nicht lauten sagen, aber die beiden sind Horst Hrubeschs Lieblingsspieler: Lars (links) und Sven Bender. (Archivbild) (Foto: dpa)

Lars und Sven Bender führen die deutschen Fußballer bei Olympia an. Trainer Horst Hrubesch freut das ganz besonders - weil er mit ihnen schon einmal einen großen Titel gewonnen hat.

Von Christof Kneer

Lars und Sven Bender waren schon etablierte Spieler mit guten Karrieren, der eine in Leverkusen, der andere in Dortmund, und sie hatten schon viele gute Trainer kennengelernt, darunter Joachim Löw, den Bundestrainer, der sie hin und wieder in seine A-Nationalmannschaft eingeladen hatte - und trotzdem sind sie in ihren Gesprächen immer wieder mal bei Horst Hrubesch gelandet, ihrem ehemaligen Trainer bei den U 19-Junioren. Ihn haben Lars und Sven Bender nie vergessen.

Horst Hrubesch hat schon viele Spieler trainiert in seinem Leben, die halbe deutsche Weltmeister-Elf ist in jungen Jahren mal durch seine strengen Hände gegangen, er hatte Özil, Neuer, Khedira, Boateng oder Hummels - aber Lars und Sven Bender hat er nie vergessen.

Mit dem Trainer Hrubesch haben sie 2008 die U 19-EM gewonnen

Wer sich bei diesem von allerlei finsteren Affären belasteten Sportfest namens Olympia noch auf die Suche nach einer romantischen Sportgeschichte macht, der findet sie vielleicht hier: Lars Bender, Sven Bender und Horst Hrubesch - das ist eine Wiedervereinigungs-Geschichte, wie sie in diesem speziellen Fall tatsächlich nur bei Olympia möglich ist. In Brasilien treffen sich ein Zwillingspaar und ihr Lieblingsonkel, wobei der Onkel keine Bluts-, dafür aber eine sehr gründliche Seelenverwandtschaft mit den Zwillingen vorzuweisen hat.

Dass Lars und Sven Bender die Lieblingsspieler von Horst Hrubesch sind, darf man nicht laut sagen, weil ein Trainer aus Autoritätsgründen alle seine Spieler gleich lieb haben sollte. Leise sagen darf man es aber schon: Ja, die Benders sind Hrubeschs Lieblingsspieler - Hrubesch erzählt bis heute gern vom EM-Titel der deutschen U 19 im Sommer 2008 und vor allem von Lars und Sven, die das gute Gewissen seiner Rasselbande waren und das Spiel im Zentrum so vernünftig verantwortet haben, als seien sie nicht 19, sondern schätzungsweise 27 - so alt, wie sie heute sind.

Fußball ist keine klassische Olympia-Sportart, es ist traditionell umstritten, welche Sorte Spieler an diesem angeblichen Amateursportfest teilnehmen darf; das hat inzwischen zu jenem lustigen Kompromiss geführt, der die Familienzusammenführung Bender/Hrubesch erst möglich gemacht hat. So sind beim olympischen Turnier aktuell nur U 23-Teams zugelassen, es dürfen nur Fußballprofis mitspielen, die nach dem 31. 12. 1992 geboren sind; allerdings hat jeder Trainer das Recht, drei "Ältere" zu nominieren. Lars Stindl, Christoph Kramer, Alexander Meier oder gar Philipp Lahm? Für Onkel Hrubesch stand bald fest, wem er zwei der drei Seniorentickets überreichen würde - diesen Zwillingen, die vor acht Jahren mal 19 waren.

Deutschland tritt in Brasilien mit einer Fußball-Mannschaft an, der man die tausend Kompromisse durchaus ansieht, die der Trainer Hrubesch und der zuständige Sportdirektor Hansi Flick in tausend Gesprächen mit den Bundesligaklubs schließen mussten. Keine EM-Teilnehmer; keine Spieler, die gerade den Verein gewechselt haben oder im August Europacup-Qualifikationsspiele bestreiten müssen; und sowieso nicht mehr als zwei Spieler von jedem Bundesligaklub: Hrubesch könnte ein bisschen klagen über die Spieler, die ihm abgesagt haben, aber er sieht das überhaupt nicht ein. Er ist glücklich, dass ihm seine Zwillinge zugesagt haben.

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Für Löws A-Elf gelten die Benders kaum mehr als Kandidaten

Am Donnerstagabend (22 Uhr MEZ), beim ersten Gruppenspiel gegen Mexiko, wird Hrubesch im Mittelfeld eine Zwillings-Sechs aufbieten, Bender wird neben Bender spielen. Es ist die Position, für die im Olympiateam eigentlich mal Julian Weigl, 20, Joshua Kimmich, 21, oder Emre Can, 22, vorgesehen waren, aber Hrubesch war nur sehr mäßig entsetzt, als Joachim Löw diese drei in sein EM-Aufgebot bestellte und damit die Olympia-Reise blockierte.

Hrubesch ist dann halt zu Hansi Flick marschiert, und der hat die Benders angerufen, erst den einen und drei Minuten später den anderen. Der andere wusste es da aber schon, der eine stand nämlich neben ihm und hatte es ihm schon gesagt.

Die Benders seien "von dem Olympia-Angebot sofort begeistert" gewesen, sagt Hansi Flick, "auf diese Weise haben sie noch mal die Chance, nebeneinander zu spielen und sogar noch mal gemeinsam ein Turnier zu erleben". In der olympiafreien Zeit dürfte ein gemeinsames Turnier künftig eher schwierig werden, das wissen die Benders natürlich.

Wenn nun nach Bastian Schweinsteigers DFB-Rücktritt die Zukunft im Defensivzentrum der A-Nationalmannschaft diskutiert wird, dann fallen Namen wie Weigl, Kimmich, Can, Goretzka oder Dahoud, kaum einer spricht mehr über die Benders. Aber wahrscheinlich liegt das nur daran, dass niemand Horst Hrubesch fragt.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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