Lance Armstrong:"Nichts war so hart wie dieser Marathon!"

Früher saß er bis zu zehn Stunden auf dem Rad, nun sollte er "nur" drei Stunden laufen: Armstrong nahm am berühmten New-York-Marathon teil - und kam völlig erschöpft ins Ziel.

In Grün wie ein Sprinter statt in Gelb wie ein siebenmaliger Tour-de-France-Sieger hat Lance Armstrong am Sonntag den 37. New-York-Marathon gemeistert und dabei sogar den Siegern die Show gestohlen.

Lance Armstrong

Völlig erschöpft: Lance Armstrong nach seinem Lauf.

(Foto: Foto: AP)

Mit prominenten Tempomachern aus der Leichtathletik statt der im Radsport üblichen Wasserträger lief der 35-Jährige als 856. von 38.368 Teilnehmern 2:59:36 Stunden und blieb unter der erhofften Drei-Stunden-Marke.

"Ohne Zweifel war das die größte körperliche Herausforderung meines Lebens", sagte der im Ziel sichtbar gezeichnete Armstrong: "In meinen 20 Jahren im Profisport, vom Triathlon zum Radsport, während aller Rennen der Tour de France, selbst an den schlechtesten Tagen, war nichts so hart wie dieser Marathon. Und nichts hat mich jemals so fühlen lassen wie jetzt: Nur noch blanke Erschöpfung und Schmerzen."

Überraschungs-Sieger wurde Marilson Gomes dos Santos aus Brasilien, der in 2:09:58 als erster Südamerikaner triumphierte und durch einen mutigen Ausreißversuch bei Kilometer 30 die Favoriten um Weltrekordler und Vorjahressieger Paul Tergat (Kenia) düpierte. Bei den Frauen wiederholte die Lettin Jelena Prokopcuka in 2:25:05 ihren Erfolg von 2005. Beide kassierten mit Zeit- und Siegprämien jeweils 155.000 US-Dollar.

Auf noch mehr Geld kam Armstrong. Für diverse Krebsprojekte sammelte der von einer sogenannten "Lance-Cam" begleitete Ex-Radprofi, dessen Rennen gegen Gebühr live im Internet zu sehen war, auf den Straßen New Yorks 600.000 US-Dollar an Spenden. Ein großes Team von Helfern unterstützte ihn dabei. Als Tempomacher waren der dreimalige New-York-Sieger Alberto Salazar (1980 bis 1982), die erste Marathon-Olympiasiegerin Joan Benoit Samuelson (USA) und Athen-Doppel-Olympiasieger Hicham el Guerrouj (Marokko) an seiner Seite.

Armstrong lief das Rennen in Erinnerung an den 10. Jahrestag seiner Krebsdiagnose mit der Nummer 1002. Sie stand für den 2. Oktober 1996, als die Ärzte bei ihm Hodenkrebs feststellten. Der Texaner nahm damals den Kampf gegen die Krankheit auf, besiegte sie und gewann anschließend sieben Mal in Folge die Tour de France.

2005 erklärte er seinen Rücktritt vom Radsport. Als Armstrong am Sonntag gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, in Zukunft noch einmal Marathon zu laufen, antworte er vorsichtig: "Jetzt würde ich sagen nein, nie wieder. Aber ich sollte das Recht haben, meine Meinung zu ändern."

Dass die beiden Sieger noch einmal die 42,195 km in Angriff nehmen, steht derweil außer Frage. "Wenn du gewinnen willst, musst du couragiert zu Werke gehen, und das habe ich heute mit meinem Vorstoß gemacht", erzählte der 29-jährige dos Santos, der die Kenianer Stephen Kiogora (2:10:06) und Paul Tergat (2:10:10) auf Distanz hielt.

Prokopcuka wiederholte als erste Frau seit Tegla Lorupe (Kenia) 1995 ihren Vorjahreserfolg. "Ich wollte es schaffen, und jetzt ist es vollbracht. Was das bedeutet, weiß ich aber noch nicht", sagte die 30-Jährige. Sie hatte sich bei Kilometer 35 von der Ukrainerin Tatjana Hladir abgesetzt, der in 2:26:05 Platz drei blieb. Dritte wurde Ex-Weltmeisterin Catherine Ndereba (Kenia/2:26:56).

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