Weitere Länderspiele:Arjen Robben erobert Wembley

Bayerns Flügelspieler präsentiert sich in London wie in seinen besten Zeiten und schießt die Niederlande zum 3:2-Sieg gegen England. Die anderen beiden EM-Gruppengegner der deutschen Mannschaft patzen. Lionel Messi trifft dreimal gegen die Schweiz. Berti Vogts blamiert sich mit Aserbaidschan und Jürgen Klinsmann gelingt mit den USA Erstaunliches.

Er sauste über den Rasen, er dribbelte und trickste wie sie es bei den Bayern auch gerne wieder öfter hätten: Ein starker Arjen Robben hat die Niederlande gegen England zum Sieg in Wembley geführt. 100 Tage vor der Europameisterschaft präsentierte sich der Gruppengegner der Deutschen beim 3:2 (0:0) zumindest in der zweiten Halbzeit schon in Turnierform, offenbarte aber auch einige Schwächen.

Holland's Arjen Robben celebrates scoring the winning goal during their international friendly soccer match against England at Wembley Stadium in London

Der entscheidende Mann in London: Bayern-Stürmer Arjen Robben

(Foto: REUTERS)

Robben - der mit Abstand beste Mann auf dem Feld - konnte sich mit einem beeindruckenden Solo über den halben Platz (57. Minute) und einem weiteren feinen Schlenzer zum Endstand (92.) ein wenig von den derzeit schwierigeren Zeiten in München ablenken. Schalke-Angreifer Klaas-Jan Huntelaar war bei seinem Kopfballtor zum zwischenzeitlichen 2:0 (59.) mit einem Gegenspieler brutal zusammengerasselt und musste nur rund eine Viertelstunde nach seiner Einwechselung wieder vom Platz - ersten Diagnosen zufolge erlitt der Stürmer eine Gehirnerschütterung.

"Er ist jetzt im Krankenhaus und bekommt eine Computertomographie", sagte der niederländische Nationaltrainer Bert van Marwijk. "Es sah in der Kabine zumindest nicht mehr ganz so schlimm wie auf dem Platz aus," so der Bondscoach weiter. Der 28-Jährige hatte benommen mit Gras im Mund im Fünf-Meter-Raum gelegen. Seinen Kontrahent Chris Smalling schien es bei dem Luftduell noch schlimmer erwischt zu haben: Er lag minutenlang bewusstlos mit einer Platzwunde am Kopf auf dem Feld.

Die Engländer konnten immerhin das 0:2 in einer dramatischen Schlussphase zwischenzeitlich ausgleichen, Chelsea-Verteidiger Gary Cahill (85.) und Ashley Young (90.) trafen. Vor 76.283 Zuschauern in London spielte die sehr jung aufgestellten englische Mannaschaft, die erst kürzlich den überraschenden Abschied von Nationalcoach Fabio Capello zu verkraften hatte, gegen den WM-Zweiten gut mit. Der bisher nur für dieses eine Spiel berufene Interimscoach Stuart Pearce hatte zudem zahlreiche verletzungsbedingte Absagen zu beklagen, darunter Stürmer Wayne Rooney (Halsentzündung). Immerhin klärte sich bei den Engländern die lange unsichere Kapitänsfrage: Vorerst soll Tottenhams Scott Parker das Team anführen.

Deutschlands weitere Gruppengegner befinden sich jedoch noch nicht in EM-Form. Dänemark unterlag in Kopenhagen Russland 0:2 (0:2). Die Tore für die ebenfalls für die EM qualifizierten Russen erzielten Roman Schirokow (4. Minute) und Andrej Arschawin (45.) mit einem Fernschuss, bei dem Dänemarks Torhüter Thomas Sörensen keine gute Figur machte. Die Dänen treffen am 17. Juni im abschließenden Spiel der EM-Gruppe B in Lemberg auf die deutsche Mannschaft. Auch Portugal konnte nicht überzeugen. Bei EM-Gastgeber Polen kam das Team um Real Madrids Cristiano Ronaldo nicht über ein 0:0 hinaus.

Spanien startete dagegen sehr formstark in dieses Jahr. Der Weltmeister setzte sich in nach rund 25-minütiger Überzahl im andalusischen Malaga gegen Venezuela überlegen mit 5:0 (2:0) durch. Mann des Abends war Roberto Soldado vom FC Valencia, der in Abwesenheit des verletzten David Villa und des formschwachen Fernando Torres mit einem Dreierpack (50./53./83.) glänzte. Zuvor hatten Andres Iniesta (37.) und David Silva (40.) die Iberer vor der Pause auf die Siegerstraße gebracht. Fast fünf Jahre nach seinem letzten Länderspiel vergab Soldado ein mögliches viertes Tor. Fernando Amorebieta hatte nach einem Foulspiel am 26-Jährigen im Strafraum die Rote Karte (64.) gesehen, doch Soldado scheiterte mit dem fälligen Elfmeter an Venezuelas Torwart Dani Hernandez (65.).

Einen überraschenden Erfolg feierte Jürgen Klinsmann gegen Italien. Dem ehemaligen Bundestrainer gelang mit der von ihm trainierten Nationalmannschaft der USA ein 1:0 (0:0)-Sieg gegen den Weltmeister von 2006. Das entscheidende Tor für die Amerikaner erzielte Clinton Dempsey in der 59. Minute. Es war der vierte Sieg in Serie für die USA, bei denen die Bundesligaprofis Steven Cherundolo (Hannover 96) sowie Fabian Johnson und Daniel Williams (beide TSG 1899 Hoffenheim) in der Startelf standen.

Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts erlebte mit der Nationalmannschaft Aserbaidschans indessen einen äußerst mauen Einstand ins Länderspieljahr 2012. Im dritten Testspiel innerhalb einer Woche kassierte der 65-Jährige mit dem Weltranglisten-109. eine peinliche 0:2-Niederlage gegen das vom Fußball-Weltverband Fifa auf Position 162 geführte Palästina. Zwar hatte es zwei Tage zuvor einen 3:0-Erfolg gegen Indien (154.) gegeben, doch bereits am vergangenen Freitag hatte es nur zu einem ebenso blamablen 2:2 gegen Singapur (148.) gereicht. Vogts startet mit Aserbaidschan im September in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Portugal, Russland, Israel, Nordirland und Luxemburg heißen die Gegner in Gruppe F - realistische Chancen auf die WM-Teilnahme hat Aserbaidschan allerdings nicht.

Messi trifft dreimal

Unterdessen schoss Dreifach-Torschütze Lionel Messi Argentinien im Alleingang zu einem 3:1 (1:0)-Erfolg beim Testspiel in der Schweiz. Der dreimalige Weltfußballer brachte die Südamerikaner in Bern zunächst nach 19 Minuten in Führung, ehe er mit zwei Toren in den Schlussminuten den Sieg endgültig sicherstellte. Die Schweizer hatten vor 30.250 Zuschauern in Bern nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich des künftigen Bayern-Profis Xherdan Shaqiri vom FC Basel lange auf ein Remis hoffen dürfen.

In Heraklion kam Griechenland gegen Belgien nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus. Dimitrios Salpingidis von PAOK Saloniki hatte die Griechen, die bei der EM in Gruppe A auf Co-Gastgeber Polen, Russland und Tschechien treffen, in der neunten Minute in Führung geberacht. Für Belgien traf Nacer Chadli (Twente Enschede/32.). EM-Co-Gastgeber Ukraine feierte gegen Israel einen 3:2 (2:0)-Auswärtssieg.

Ashkan Dejagah vom VfL Wolfsburg hat sein starkes Debüt für Iran mit zwei Toren gekrönt. Beim 2:2 im WM-Qualifikationsspiel gegen Katar traf der Mittelfeldspieler am Mittwoch in der ersten Halbzeit per Kopf, im zweiten Durchgang verwandelte er einen Freistoß direkt. Mit dem Remis erreichten beide Mannschaften die nächste Qualifikationsrunde. Dejagah fügte sich gut ins Spielsystem von Nationaltrainer Carlos Queiroz ein und bildete mit Chosro Hejdari ein spielstarkes Duo auf der rechten Seite. Schon bei seinem Einstand avancierte er so zum Publikumsliebling. Nach jedem seiner Tore gab es minutenlange "Ashkan, Ashkan"-Sprechchöre der 50.000 Zuschauer im Asadi Stadion in Teheran. Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien trifft der Iran nun in der nächsten Runde voraussichtlich auf Japan oder Australien.

Innenverteidiger Ömer Toprak von Bayer Leverkusen hat in seinem zweiten Länderspiel für die Türkei sein erstes Tor erzielt. Die 1:2 (0:2)-Heimniederlage der Türken gegen die Slowakei konnte Toprak mit seinem Anschlusstreffer fünf Minuten vor dem Ende aber nicht verhindern. Für die Slowaken hatten zuvor Vladimir Weiss (24.) und Miroslav Stoch (39.) getroffen. Bei den Türken wurde der Bremer Mehmet Ekici in der 57. Minute ausgewechselt, der Berliner Tunay Torun kam eine Minute später ins Spiel. Sowohl die Türken als Gruppengegner Deutschlands als auch die Slowaken hatten die Qualifikation für die EM verpasst.

Ein Tor des Mainzer Bundesliga-Profis Adam Szalai hat der ungarischen Nationalmannschaft beim Test gegen Bulgarien nicht zum Sieg gereicht. Szalai, der nach langer Verletzung am vergangenen Wochenende sein erstes Saisontor für die Mainzer in der Bundesliga erzielt hatte, brachte seine Ungarn in Führung (42.). Drei Minuten vor Schluss gelang den Bulgaren durch Waleri Bojinow (87.) aber der Ausgleich. Bei Ungarn stand auch Tamas Hajnal vom VfB Stuttgart in der Anfangsformation. Beide Teams hatten die Qualifikation für die EM 2012 verpasst.

Claudio Pizarro von Werder Bremen hat der Nationalmannschaft Perus im Länderspiel in Tunesien zumindest ein Unentschieden beschert. Der 33-Jährige verwandelte in der 45. Minute einen Strafstoß zum 1:1 (1:1), nachdem die Gastgeber nur Sekunden vorher durch Wissem Ben Yahina in Führung gegangen waren.

Winfried Schäfer hat mit der Nationalmannschaft Thailands die letzte Qualifikationsphase zur WM 2014 und damit den größten Erfolg der Verbandsgeschichte verpasst. Die Thailänder verloren am 6. und letzten Spieltag der dritten Gruppenphase das "Endspiel" im Oman 0:2 (0:1) und beendeten die Gruppe D sogar als Letzter. In derselben Gruppe besiegten die bereits als Erster feststehenden Australier mit dem deutschen Coach Holger Osieck zum Abschluss Saudi-Arabien 4:2 (1:2). Die Australier ermitteln nun mit neun anderen Teams die vier WM-Teilnehmer für Brasilien 2014 sowie ein fünftes Land, das Play-off-Spiele gegen den Tabellenfünften aus Südamerika bestreitet.

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