Länderspiel:Und ein Rekord

Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen gewinnt 3:1 gegen Österreich. Es ist ihr sechster Sieg im sechsten Spiel unter Horst Hrubesch, der gegen Ende der Zusammenarbeit Experimente wagt.

Von Anna Dreher, Essen/München

Als Horst Hrubesch im Frühjahr die Fußballnationalmannschaft der Frauen übernahm, ging es um nichts weniger als die Ehrenrettung. Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Frankreich 2019 war in Gefahr. Hrubesch tat das, wofür er geholt worden war, er rettete. Ein paar Monate später sind im Umfeld der deutschen Auswahlspielerinnen wieder alle beruhigt. Und weil in den ernsten Angelegenheiten nun alles geklärt ist, herrschte seit der Qualifikation für die WM eine große Vorfreude auf das verbleibende Jahresprogramm: auf die Länderspiele gegen Italien und Spanien im November - und auf jenes gegen Österreich am Samstag.

Mit der unter Hrubesch wieder gefundenen Leichtigkeit hat Deutschland beim 3:1 (1:1) nach Toren von Kapitänin Alexandra Popp (8. Minute), Linda Dallmann (56.) und Lea Schüller (84.) den sechsten Sieg im sechsten Spiel geholt. Der 67-jährige Interimsbundestrainer hat damit den Rekord von Silvia Neid von fünf Siegen nach ihrer Amtsübernahme 2005 übertroffen. "Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?", fragte er überrascht, als er davon erfuhr. Und: "Das nehme ich mit. Aber solche Dinge interessieren mich eigentlich nicht."

Was ihn viel mehr interessierte, war es, neue Spielerinnen einzusetzen. Hrubesch hatte mit dem Österreich-Spiel, in dem Nicole Billa in der 34. Minute den einzigen Gegentreffer erzielte, die Test- und Probierphase ausgerufen: Von jetzt an gehe es um die Plätze im deutschen WM-Kader. Jede Einzelne müsse sich nun zeigen. Eine Chance gab er dabei neben den arrivierten Spielerinnen den beiden Ersatz-Torhüterinnen Lisa Schmitz (Potsdam) und Merle Frohms (Freiburg), der 19-jährigen Giulia Gwinn (Freiburg), Felicitas Rauch (Potsdam) und Turid Knaak (Essen). Einzig mit der Chancenverwertung haderte Hrubesch am Samstag. Dem Selbstbewusstsein, der Kombinierfreudigkeit und dem Umschaltspiel aber taten die Experimente bei der Aufstellung keinen Abbruch.

Und Hrubesch konnte wieder betonen, wie leidenschaftlich "die Mädels" bei der Sache seien, wie viel Spaß ihm die Arbeit mit ihnen bereite: "So stellt sich das ein Trainer vor. Da bin ich richtig euphorisiert. Sie werden ihren Weg gehen." Bei der WM, glaubt der Westfale, könne Deutschland eine gute Rolle spielen und anderen Mannschaften Schwierigkeiten bereiten. Wie gut das dann tatsächlich gelingt, wird Hrubesch aus der Distanz verfolgen. Sobald seine Nachfolgerin Martina Voss-Tecklenburg die Playoffs mit der Schweiz um das letzte europäische WM-Ticket gespielt hat, wird sie wohl Ende des Jahres übernehmen. Horst Hrubesch ist dann nicht mehr Retter, sondern Rentner.

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