Erste Treffer von Mbappé„Endlich“, seufzt Madrid

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Es geht doch: Kylian Mbappé trifft für Real Madrid.
Es geht doch: Kylian Mbappé trifft für Real Madrid. (Foto: Susana Vera/Reuters)

Drei Ligaspiele ohne Tor waren schwer zu ertragen für Real und seinen neuen Stürmer – aber dann trifft Kylian Mbappé doppelt gegen Betis Sevilla. Und schon sind erste, kleinere Querelen vergessen.

Von Javier Cáceres

Et voilá: Kylian Mbappé! Am vierten Spieltag hat der französische Zugang von Real Madrid gegen Betis Sevilla seine ersten beiden Ligatreffer erzielt. Im Estadio Santiago Bernabéu – seiner neuen Heimstätte, die er „mythisch“ nennt – sorgte er damit für einen Aufschrei der Erleichterung beim spanischen Rekordmeister. „Eine absolute Befreiung für Real“, jubelte die Zeitung Marca. „Endlich“, seufzte El Mundo del Siglo XXI. Dass der FC Barcelona von Trainer Hansi Flick am Abend davor 7:0 gegen Valladolid gewonnen hatte und in der Tabelle mit vier Punkten Vorsprung führt, tut seit Sonntagabend nun etwas weniger weh.

Mbappés Treffer waren, so man sich nur mit ihrer Vollendung beschäftigt, alles andere als herausragend. Das Tor zum 1:0 (67.) war gleichwohl eine Augenweide - wegen des Absatzkicks von Federico Valverde, der ihm voranging.

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Der uruguayische Mittelfeldspieler, der die Rückennummer 8 des zurückgetretenen Toni Kroos geerbt hat (und bester Mann auf dem Platz war), spielte seinen neuen Spielkameraden mit einem geistreichen Hackentrick im Strafraum frei, der an den großen Brasilianer Sócrates erinnerte. Mbappé musste nur noch einschieben, um mit dem 25. Abschlussversuch der laufenden Meisterschaft endlich Bingo zu rufen.

Die ordnenden Füße von Toni Kroos werden bei Real noch vermisst

Auch sein 2:0 war schnöde: ein Elfmeter, der ebenfalls eine Binnengeschichte hatte. Nicht, weil sich der Eindruck aufdrängte, dass bei seiner Entstehung Vinícius den Kontakt mit dem gegnerischen Torwart „gesucht hatte“, wie man so schön sagt, und sich dann, wie Betis-Trainer Manuel Pellegrini klagend erklärte, „fallenließ“. Sondern weil in den Tagen vor dem Duell mit Betis Bilder debattiert wurden, auf denen bestens zu sehen war, wie sich Mbappé mit seinem Sturmpartner Vinícius Jr. zankte, über Laufwege, schlechte oder nicht gespielte Pässe, die richtige taktische Ausrichtung und letztlich über die Frage, wer nun der Headliner sein soll.

Mon dieu, sagte Mbappé dazu sinngemäß, ehe er wörtlich (und in perfektem Spanisch) anfügte, dass er in seiner neuen Heimat nicht alles mitbekomme, sich aber über nichts wundere. „Vinícius und ich sind berühmte Spieler und gehören zu den besten Fußballern der Welt“, sagte Mbappé. Da sei es „normal“, dass die Medien Dinge aufbauschten, wo nichts aufzubauschen sei. Denn passiert sei auf der zwischenmenschlichen Ebene nichts. Und wer weiß, vielleicht war es tatsächlich der reine Altruismus, den Vinícius walten ließ, als er darauf verzichtete, den Strafstoß auszuführen, und Mbappé den Vortritt überließ. So jedenfalls versicherte es Trainer Carlo Ancelotti, der gegen Betis auf den derzeit verletzten Jude Bellingham verzichten musste.

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In jedem Fall verdoppelte die Ausführung und erfolgreiche Vollendung des Elfmeters (75.) die Zufriedenheit des Kylian Mbappé, der seit Juli von Real Madrid entlohnt wird (und gleichzeitig mit seinem vormaligen Klub Paris Saint-Germain wegen angeblich ausstehender Zahlungen in Höhe von 55 Millionen Euro im Clinch liegt). „Seit ich hier bin, sage ich: Ich bin glücklich. Die Menschen zeigen mir jeden Tag ihre Zuneigung“, erklärte Mbappé. Sogar in den Tagen, da er das Tor ein ums andere Mal verfehlt hatte und in den Madrider Gazetten Nervosität ausgebreitet wurde, habe er ausschließlich Wärme und Zärtlichkeit verspürt.

„Drei Spiele ohne eigenes Tor, das ist für viele wenig. Aber für mich ist das sehr, sehr viel“, sagte Mbappé. Er steht nun in einer illustren Reihe. Madrider Legenden wie Vicente Del Bosque, Uli Stielike, Hugo Sánchez, Zinédine Zidane und David Beckham haben auch gegen Betis ihren ersten Treffer im weißen Dress erzielt. Nicht nur Marca ist sich sicher, dass Mbappé „Hunderte“ weiterer Treffer folgen lassen wird. „Tore sind unser letztes Problem“, sagte Ancelotti, der in der Liga auf eine Serie von 26 Heimspielen ohne Niederlage zurückschaut.

Real muss sich noch einspielen, jetzt ist aber erst mal Länderspielpause

Verbesserungsbedarf sah er dennoch, der Schlüssel zum Erfolg sei, dass seine Mannschaft als geschlossener Block agiere und die Schnelligkeit der drei gesetzten Offensivkräfte – Mbappé, Vinícius Jr. und Rodrygo – ausnutze. Die ordnenden Füße des Toni Kroos werden immer noch vermisst, am Sonntag durfte sich mal Dani Ceballos als defensiver Mittelfeldmann zeigen, was zu einem größeren Maß an Ordnung führte. Torwart Thibaut Courtois verlebte einen recht geruhsamen Abend.

Ein paar gemeinsame Flugstunden täten der neu komponierten Mannschaft Madrids schon ganz gut, nun aber ist erst einmal Länderspielpause. Mbappé etwa muss mit der französischen Nationalelf in der Nations League gegen Italien und Belgien antreten. Er hoffe, sagte Ancelotti, dass alle gesund wiederkommen. Denn nach der Pause – die der von Bundestrainer Julian Nagelsmann geschonte Antonio Rüdiger und der mit Belgiens Nationaltrainer Domenico Tedesco verkrachte Torwart Courtois tatsächlich genießen können – warten schwere Aufgaben. Am fünften Spieltag steht eine Reise ins Baskenland zur Real Sociedad San Sebastián an - und am 17. September das erste Spiel der Champions League gegen den VfB Stuttgart.

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