FC Barcelona:Teilzeit bei vollen Bezügen

FC Barcelona: Sinkt der Stern von Antoine Griezmann? Oder kann sich Atlético Madrid bloß die Ablöse für den Stürmer nicht leisten?

Sinkt der Stern von Antoine Griezmann? Oder kann sich Atlético Madrid bloß die Ablöse für den Stürmer nicht leisten?

(Foto: Thomas Coex/AFP)

Antoine Griezmann wurde vor einem Jahr von Barcelona an Atlético Madrid verliehen - und kommt jetzt nur noch als Einwechselspieler zum Einsatz. Der Verdacht: Atlético will vermeiden, dass eine 40 Millionen Euro schwere Kaufoption greift.

Von Javier Cáceres

Es gab mal eine Zeit, da galt Antoine Griezmann in der spanischen Liga als das, was man in seiner französischen Heimat die crème de la crème nennt. Griezmann, 31, ist amtierender Weltmeister und aktueller Nationalspieler. Ein Offensivmann, dessen Ablösesummen sich auf dreistellige Millionenbeträge summiert haben. Ein Fußballer, der eine TV-Serie inspirierte, die ganz gut lief. Aufgrund seiner Arbeitsnachweise in der gerade gestarteten Saison könnte man nun meinen, dass sein Stern zu sinken beginnt. Doch so genau weiß man es nicht.

Einerseits wurde Griezmann in den ersten beiden Saisonspielen, in Getafe (3:0) und gegen Villarreal (0:2), jeweils erst nach 61 Minuten eingewechselt. Andererseits scheint es so zu sein, dass das nicht viel mit seiner sportlichen Leistungsfähigkeit zu tun hat - sondern mit ein paar Fußnoten in jenem Vertragswerk, das sein vormaliger Verein, der FC Barcelona, und Griezmanns aktueller Klub, Atlético Madrid, vor rund einem Jahr ausgehandelt hatten.

Damals kehrte Griezmann leihweise aus Barcelona zu Atlético zurück - nach drei Jahren beim milliardenschwer verschuldeten katalanischen Traditionsverein. "Der kleine Prinz", wie er genannt wird, kam als Gescheiterter. Griezmann hatte in Barcelona nie Fuß fassen können; unter anderem, weil er dort mit einem gewissen Lionel Messi nicht zurechtkam.

FC Barcelona: Bei Barcelona lief es für Antoine Griezmann (vorne) nicht gut, was aber auch an Lionel Messi (rechts) lag.

Bei Barcelona lief es für Antoine Griezmann (vorne) nicht gut, was aber auch an Lionel Messi (rechts) lag.

(Foto: Alex Caparros/Getty Images)

Als im Sommer 2021 Griezmanns Rückkehr zu Atlético verkündet wurde, wurden Kommuniqués verschickt. In Madrid und Barcelona hieß es, dass die Leihe auf zunächst ein Jahr befristet sei und um eine weitere Spielzeit verlängert werden könne - bis 2023. Zudem sei eine Kaufoption über 40 Millionen Euro vereinbart worden, die bestimmten Bedingungen unterliege.

Im Klub heißt es, Griezmann kümmere das Reservistendasein herzlich wenig.

Die italienische Sportzeitung Gazzetta dello Sport nannte vor wenigen Wochen Details. Die 40-Millionen-Ablöse werde sogar zwingend fällig, wenn Griezmann in den beiden Leihsaisons von Atlético in mehr als 50 Prozent der Spiele auf jeweils mehr als 45 Minuten Einsatzzeit kommt. Die Informationen wurden von spanischen Medien geprüft - und für wahr befunden. Wofür ja auch einiges spricht, denn es scheint Realität zu werden, was das italienische Sportblatt schon Ende Juli unkte: dass Griezmann bei vollen Bezügen in dieser Saison nur noch Teilzeit arbeiten würde. Der Grund: Das finanziell nicht gerade auf Rosen gebettete Atlético wolle und/oder könne sich die Ablöse für Griezmann nicht leisten.

In der Vorsaison hatte Griezmann lediglich zwölf Spiele Atléticos aufgrund von Verletzungen und Sperren verpasst; bei den restlichen 38 Pflichtspielen war er bei 30 Partien über mehr als 45 Minuten am Start. Das entspricht etwas weniger als 80 Prozent aller möglichen Partien der Spielrunde 2021/22. Vorausgesetzt, Griezmann stünde in der neuen Saison wieder für 38 Partien zur Verfügung, so würden acht weitere Partien über die "volle" Distanz im Sinne des Leihvertrags reichen - und Atlético müsste im Sommer 2023 mal eben 40 Millionen Euro Ablöse an Barcelona überweisen - und bliebe zudem auf einem beachtlichen Nettojahresgehalt sitzen. In Barcelona sollen Griezmann mehr als 23 Millionen Euro gewunken haben. Netto.

Die kuriose Konstellation erklärt einerseits, warum Atlético im Sommer Griezmann nahelegte, den Verein zu wechseln. Und andererseits, warum sich Atlético damit schwertut, die von Manchester United umgarnten Angreifer João Félix und Matheus Cunha (früher Hertha BSC) abzugeben. In Italien wunderte man sich zudem, dass Atlético auf der Rückkehr von Álvaro Morata beharrte, den Juventus Turin eigentlich gern gehalten hätte. Die Vermutung lautet nun: um Griezmann nur noch als Joker einsetzen zu können.

Im Klub heißt es, Griezmann kümmere das Reservistendasein herzlich wenig. Offiziell ist von alledem keine Rede. Vielmehr streut der Klub, dass Griezmann seine Leistungen steigern müsse, um wieder in die Startelf zu rücken.

Sollte Griezmann tatsächlich nach Barcelona zurückkehren, hätte der Klub ein Problem.

Die Personalie hat aber noch weitere Verzweigungen. Laut Gazzetta sind die 40 Millionen Euro für Griezmann vom FC Barcelona als verbuchte Einnahmen beim spanischen Ligaverband LFP hinterlegt worden, um die Spielberechtigungen für die zahlreichen Zugänge des laufenden Sommers zu erhalten. Eine Bestätigung war dafür nicht einzuholen. Sollte Griezmann tatsächlich im kommenden Sommer nach Barcelona zurückkehren, hätte Barça erst mal ein Problem: Die Gehaltskosten, die gerade gesenkt wurden, würden mit dem Franzosen für 2023/24 wieder enorm steigen.

Aber das ist nicht das einzige Problem für Barça , das am Horizont aufscheint: Die Londoner Times berichtete am Dienstag, der Europa-Verband Uefa werde Barcelona und neun weitere Klubs, darunter Juventus Turin und Paris Saint-Germain, wegen Verstößen gegen die Financial-Fair-Play-Regeln in Kürze bestrafen.

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