Kuriose Strafen im Fußball:Lebenslang gesperrt - wegen Schauspielerei

Die zehnmonatige Sperre für den "Po-Jubel" in Iran gehört zu den kuriosesten Strafen der Fußballgeschichte. Doch es gab noch andere: Ein Torwart erschauspielerte sich eine lebenslange Sperre, Éric Cantona entging sogar nur knapp dem Gefängnis. Ausgesprochen milde kam José Mourinho davon.

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Die zehnmonatige Sperre für den "Po-Jubel" in Iran gehört zu den kuriosesten Strafen der Fußballgeschichte. Doch es gab noch andere: Ein Torwart erschauspielerte sich eine lebenslange Sperre, Éric Cantona entging sogar nur knapp dem Gefängnis. Ausgesprochen milde kam José Mourinho davon.

Die kuriose Sperre gegen den iranischen Fußballer Mohammed Nosrati (rechts im Bild) hat nicht nur in der islamischen Welt für Aufsehen gesorgt. Der Abwehrchef des Teheraner Traditionsklubs Persepolis hatte im Meisterschaftsspiel gegen Damasch Gilan seinem Mitspieler Shey Rezaei beim Torjubel an den Hintern gegriffen. Die Geste erzürnte die religiösen Hardliner im Land: Ein intimer Kontakt zwischen Männern gilt im islamischen Iran als Verstoß gegen die guten Sitten.

Da halfen Nosrati auch seine Verdienste um die iranische Nationalmannschaft (80 Einsätze) und eine offizielle Entschuldigung nicht mehr: Für zehn Monate sperrte der iranische Verband den Abwehrspieler. Teamkollege Razaei - der Gekniffene - wurde sogar für 20 Monate suspendiert, weil er den Verantwortlichen zuvor bereits unangenehm aufgefallen war.

Texte: Benjamin Romberg und Carsten Eberts

ENGLAND STRIKER ROBBIE FOWLER FILE PHOTO

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Das prestigeträchtige Merseyside-Derby zwischen dem FC Liverpool und dem FC Everton stand für Robbie Fowler im April 1999 unter besonderen Vorzeichen. Der Liverpooler Stürmer war vor der Partie von der Boulevardpresse beschuldigt worden, Kokain zu konsumieren. Als er dann auch noch den Spott der Fans des FC Everton während des Spiels über sich ergehen lassen musste, ließ er sich zu einem kreativen Torjubel hinreißen. Nach einem verwandelten Elfmeter kniete Fowler an der Torauslinie nieder und tat so, als würde er die Kreidemarkierung schnupfen. Für diese Geste sperrte der englische Fußballverband Fowler für sechs Spiele.

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Es war die vielleicht rührendste Liebeserklärung, die ein Sportler je an seine Frau Mama gemacht hatte: Lionel Messi, der beste Fußballer der Welt, hatte für seinen FC Barcelona ein Tor geschossen. Beim Jubeln lüftete er sein Trikot, darunter stand für alle Zuschauer sichtbar: "Feliz Cumple Mami", zu Deutsch: "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mami." Das hatte selbst Heintje nicht so schön hingekriegt.

Der spanische Verband erinnerte sich jedoch, dass Botschaften auf dem Fußballplatz verboten sind, ob nun religiöser oder anderer Natur. Und er verdonnerte Messi zu einer horrenden Strafe: 2000 Euro. Das traf Messi mit seinem geschätzten Jahresgehalt von zwölf Millionen Euro netto in etwa so hart, als wäre die Wassertemperatur in seinem Whirlpool auf dem Dach seiner Zweitvilla von 32 Grad auf 31,8 Grad gefallen. Wir nehmen es vorweg: Messi konnte es verschmerzen.

Eric Cantona (Manchester United), Crystal Palace Fan Matthew Simmons

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Wenn man Fußballer nach den schönsten Momenten ihrer Karriere fragt, schwärmen sie in der Regel von spektakulären Toren und wichtigen Siegen. Éric Cantona erinnert sich am liebsten an eine Szene abseits des Platzes. 1995 spielte der Franzose für Manchester United,  in der Partie gegen Crystal Palace, am 25. Januar, wurde Cantona vom Platz gestellt - was ihm zugegebenermaßen häufiger in seiner langen Karriere passierte.

Beim Verlassen des Platzes beschimpfte ihn der Fan Matthew Simmons von der Tribüne aus. Cantona blieb stehen, schaute sich um - und entdeckte den Absender der unfreundlichen Worte auf den Rängen. Mit einem Kung-Fu-Kick überwand der Franzose die Werbebande (im Bild) und traf Simmons auf Brusthöhe. Rückblickend der schönste Moment in seiner Karriere, wie der Franzose selbst erklärte. Der englische Fußballverband sperrte ihn für acht Monate, einer Gefängnisstrafe entging er nur knapp.

Augsburg, Flitzer, nackt, Unterhose, FC Bayern München, FC Augsburg

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Kuriose Strafen im Fußball:.

Eigentlich hatte Adrian Bastia es nur gutgemeint. In der Nachspielzeit des griechischen Erstligaspiels zwischen Asteras Tripolis und Panathinaikos Athen rannte ein Flitzer (im Bild ein Beispiel aus der Bundesliga) über das Feld. Die Ordnungskräfte versuchten vergeblich, den Mann einzufangen, weshalb Bastia beherzt eingriff und ihm ein Bein stellte. Anschließend konnte die Partie fortgesetzt werden, allerdings ohne den vermeintlichen Wohltäter. Der Schiedsrichter zeigte Bastia für sein "Foul" gegen den Flitzer die rote Karte. Laut Fifa-Regularien wird jedes "feldverweiswürdige Vergehen" auf dem Platz bestraft - auch wenn es gutgemeint war.

Fußball: Lutz Eigendorf

Quelle: DPA

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Immer wieder nutzten Fußballer aus der ehemaligen DDR Spiele in Westdeutschland oder im Ausland, um die Flucht zu ergreifen - und ihre Karriere im Westen fortzusetzen. Darunter waren auch bekannte Gesichter aus der Bundesliga, wie Falko Götz oder Jörg Berger. Behindert wurde der sportliche Durchbruch in der neuen Heimat jedoch durch eine Regel der Uefa: Der europäische Fußballverband verhängte gegen die Flüchtigen meist eine längere Sperre.

Einer der bekanntesten Fälle ist Lutz Eigendorf (im Bild). Im März 1979 kehrte der Spieler des BFC Dynamo nach einem Freundschaftsspiel in Gießen nicht in den Mannschaftsbus zurück. Erst nach einjähriger Sperre durch die Uefa gelang Eigendorf ein Neuanfang beim 1. FC Kaiserslautern. Der BFC Dynamo stand der Staatssicherheit besonders nahe und die Flucht des großen Talents Eigendorf traf die Verantwortlichen in der DDR hart. 1983 starb der Fußballer unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall in der Nähe von Braunschweig. Nach Öffnung der Staatssicherheits-Archive mehrten sich die Zweifel an der Unfalltheorie.

Argentina v Nigeria: Group B - 2010 FIFA World Cup

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Der Druck auf Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Uruguay war groß. Ein Scheitern auf dem Weg zur WM 2010 in Südafrika wäre blamabel für die große Fußballnation gewesen. Die argentinischen Medien waren vor der Partie sehr kritisch mit Maradona umgegangen. Seine Mannschaft gewann die Partie letztlich mit 1:0 und sicherte sich damit das Ticket nach Südafrika.

Die anschließende Pressekonferenz nutzte Maradona für seine große Abrechnung mit den Journalisten. Einzig die Sachlichkeit fehlte seinen Ausführungen und auch im Ausdruck vergriff sich das argentinische Fußball-Idol. Bei der Abfahrt mit dem Mannschaftsbus unterstrich Maradona dann das Gesagte noch mit einigen obszönen Gesten. Die Fifa sperrte Maradona für zwei Monate und verdonnerte ihn zu einer Geldstrafe von 25.000 Schweizer Franken.

Austrian national soccer team coach Josef Hickersberger addresses a news conference in Graz

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Am 7. September 2010 trat die Nationaelf Togos zu einem Freundschaftsspiel in Bahrain an. Togo verlor mit 0:3 und der österreichische Nationaltrainer Bahrains, Joseph Hickersberger (im Bild), wunderte sich über die konditionellen Mängel der Gäste. Togos Spieler seien "nicht mal fit genug gewesen, 90 Minuten durchzuspielen". Die fehlende Fitness verwundert im Nachhinein nicht wirklich: Es war nämlich gar nicht die Nationalmannschaft Togos, die dort auf dem Platz stand.

Der ehemalige Nationalcoach Tchanilé Bana war ohne das Wissen des Verbandes nach Bahrain gereist - und auch ohne echte Nationalspieler. Für das Länderspiel mit dem falschen Nationalteam sperrte Togos Fußballverband Bana für drei Jahre. Die Fifa mischte sich nicht in die Angelegenheit ein, da es sich um keine offizielle Partie handelte.

Roberto Rojas Chile 1989

Quelle: SZ

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Am 3. September 1989 nutzte der chilenische Torwart Roberto Rojas das mit 141.000 Zuschauern besetzte Maracanã-Stadion als Bühne für eine der größten Schauspieleinlagen in der Fußballgeschichte. Chile musste unbedingt gegen Brasilien gewinnen, um sich für die WM in Italien zu qualifizieren. Nach 65 Minuten lagen die Gäste mit 0:1 zurück, als ein Feuerwerkskörper im chilenischen Strafraum landete. Torwart Rojas ging zu Boden und wurde vom Platz getragen - sein Hals war blutverschmiert. Die Partie wurde abgebrochen und Rojas trat später mit einer Schnittwunde über dem Auge vor die Kameras.

Die Hoffnung der Chilenen auf eine Wertung des Spiels zu ihren Gunsten und die damit verbundene WM-Teilnahme währte nicht lange. Es stellte sich heraus, dass Rojas gar nicht getroffen worden war. Aber woher kam dann das Blut? Der chilenische Mannschaftsarzt hatte den Torwart mit einer roten Substanz eingerieben, was durch den Rauch des Feuerwerkskörpers nicht zu sehen gewesen war. Und die Verletzung? Den Schnitt über dem Auge hatte sich Rojas mit einem Skalpell in der Kabine selbst zugefügt. Die Schauspieleinlage brachte ihm eine lebenslange Sperre ein - und Chile durfte auch an der WM 1994 nicht teilnehmen.

Botafogo's Alessandro, Fahel and Gabriel react after their Carioca championship final match against Flamengo at Maracana stadium in Rio de Janeiro

Quelle: REUTERS

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Nach einer durchzechten Nacht stellte der brasilianische Fußballprofi Somália erschrocken fest,  dass er zu spät zum Training seines Vereins Botafogo Rio de Janeiro (Bild von einem Meisterschaftsspiel) kommen würde. Um Ärger mit dem Arbeitgeber zu vermeiden, ließ sich Somália eine besondere Ausrede einfallen - und handelte sich damit umso mehr Ärger ein: Der Brasilianer ging zur Polizei und berichtete von einer angeblichen Entführung, die ihn von einem pünktlichen Erscheinen im Training abgehalten hätte.

Er erzählte den Beamten von einem bewaffneten Mann, der ihn gezwungen hätte zwei Stunden lang mit seinem Auto durch Rio de Janeiro zu fahren. Den Polizisten kamen Zweifel an Somálias Aussage, weshalb sie die Überwachungsvideos aus der Wohnanlage des Fußballers überprüften. Die Aufnahmen zeigten Somália, als er um 4:00 Uhr morgens von einer Party nach Hause kam - und wie er um 8:46 Uhr aus seiner Wohnung hetzt (das Training hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen). Die erfundene Entführung hätte Somália fast eine Gefängnisstrafe eingebracht, der Verein beließ es bei einer Geldstrafe.

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Quelle: AFP

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José Mourinho ist, ganz klar, ein Wiederholungstäter. Der Coach von Real Madrid hat schon gegen gegnerische Spieler gewütet, gegen den Schiedsrichter sowieso - seine Aktion im Supercup gegen den FC Barcelona stellte jedoch einen Höhepunkt dar: Während eines Gerangels in der Nachspielzeit versuchte er, Barcelonas Ko-Trainer Tito Vilanova mit den Fingern in die Augen zu stechen. Vilanova revanchierte sich mit einem Schlag auf Mourinhos Hinterkopf.

Das Strafmaß überraschte dann jedoch alle: Mourinho wurde für zwei Spiele gesperrt, die Strafe galt jedoch nur für den spanischen Supercup. Außerdem wurde Mourinho zu 680 Euro Geldstrafe verurteilt. Die spanischen Medien verstanden die Welt nicht mehr. "Das Urteil ist lächerlich", schrieb die Zeitung La Vanguardia, "die Gewalt zahlt sich aus." Mourinho, nun ja, wird es egal gewesen sein.

© sueddeutsche.de/bero/ebc
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