Seit Heike Kemmer nicht mehr mit ihrem Pferd ins Dressurviereck galoppiert, sondern immer öfter hinter dem Richtertisch selbst Noten verteilt, hat die Mannschaftsolympiasiegerin von 2008 nicht nur äußerlich die Perspektive gewechselt. „Man muss als Dressurrichter auf unglaublich viele Dinge achten“, sagt sie. „Ein Wimpernschlag, und schon hast du was verpasst.“ Etwa wenn das Pferd nur 13 statt 15 fliegende Galoppwechsel macht. Wer als Richter vergisst mitzuzählen, gleichzeitig darauf achtet, dass das Pferd nicht das Hinterteil hin und her wirft, sondern gerade bleibt, dass der Reiter elegant und möglichst regungslos im Sattel sitzt, sodass es aussieht, als ob alles von allein geht (was es natürlich nicht tut) – der kann schon ins Schwitzen geraten.
PferdesportEine KI, die Pirouetten misst
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Dressurrichter haben es schwer, alle Kriterien zu überblicken, ihre Geschmäcker sind verschieden – und sie beeinflussen ein Millionengeschäft. Nun kommt die KI, und die Szene fragt sich: Kann sie es besser?
Von Gabriele Pochhammer

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