Süddeutsche Zeitung

Kronzeugin läuft nicht in Rio:Ohne Stepanowa

Das IOC verweigert der wichtigen Whistleblowerin das Startrecht bei den Spielen. Die abgetauchte Russin ist lediglich als Touristin willkommen.

Leichtathletin Julia Stepanowa, die als Whistleblowerin die Aufdeckung des russischen Staatsdopingsystems mit ins Rollen brachte, darf nicht in Rio starten. Das gab das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Sonntag bekannt. Zwar "begrüßt die Ethikkommission Stepanowas Beitrag zum Anti-Doping-Kampf", da sie aber selbst mindestens fünf Jahre Teil des Systems gewesen sei, "erfüllt sie nicht die ethischen Anforderungen an einen olympischen Athleten". Für Dagmar Freitag, Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, ist das "ganz klar eine Lex Julia Stepanowa, die Whistleblowerin will man dort nicht laufen sehen". Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, sagte: "Hier hat das IOC die Chance verpasst, ein Zeichen zu setzen." Das IOC führte zudem aus, man sei "dankbar für ihr Engagement, deshalb laden wir sie und ihren Ehemann ein, in Rio Gäste des IOC zu sein". Prokop hat kein Verständnis dafür: "Ich denke nicht, dass das Ehepaar Stepanowa vorhatte, als Touristen nach Rio zu reisen." Stepanowa hatte beantragt, als neutrale Athletin zu starten, hatte es aber abgelehnt, Teil des russischen Teams zu sein. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF erteilte ihr die Starterlaubnis.

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SZ vom 25.07.2016 / sid
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