Nachspielzeit bei Italien-KroatienDiskutable acht Minuten

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Luka Modric beschwert sich bei Schiedsrichter Danny Makkelie - sehr wahrscheinlich über die Dauer der Nachspielzeit.
Luka Modric beschwert sich bei Schiedsrichter Danny Makkelie - sehr wahrscheinlich über die Dauer der Nachspielzeit. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Zweimal greift Schiedsrichter Danny Makkelie entscheidend in die Partie der Kroaten gegen Italien ein – zweimal hat das eine Debatte zur Folge. Trainer Dalic fühlt sich ungerecht behandelt.

Von Felix Haselsteiner, Leipzig

Zweimal flimmerte während des Spiels Kroatien gegen Italien eine wichtige Mitteilung der Uefa über den Stadion-Monitor in Leipzig – mit jeweils sehr unterschiedlicher Reaktion des Publikums. In der 51. Minute entschied Schiedsrichter Danny Makkelie nach Ansicht des Videomaterials auf Elfmeter für Kroatien, was für ausufernden Jubel, fliegende Bierbecher und einen letztlich nicht spiel-, aber stimmungsentscheidenden Strafstoß sorgte, der zwar vergeben wurde, in dessen Nachgang jedoch das 1:0 fiel. Und dann, 40 Minuten später, folgte die Information über die Nachspielzeit, die bei denselben Fans mindestens Verwunderung auslöste. Und deren üppige Bemessung das 1:1 (90.+8) der Italiener möglich machte.

Diskutabel waren beide Entscheidungen: Wie die Fußball-Öffentlichkeit inzwischen weiß, gleicht kein Handspiel im Strafraum einem anderen. Eine Grundregel aber erläuterte der italienische Schiedsrichter-Chef der Uefa, Roberto Rosetti, vor dem Turnier noch mal explizit: Aus kurzer Distanz angeschossen zu werden, ist meist folgenlos. Allerdings war die Hand des Italieners Daniele Frattesi weit abgespreizt, und auf europäischer Ebene wird die „unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche“ noch strenger geahndet als in der deutschen Bundesliga. Daher die Entscheidung: Elfmeter – betont sei: zugunsten der Kroaten.

Zum größeren Politikum entwickelte sich aber die Nachspielzeit – zumindest für Kroatiens Trainer: „Acht Minuten, die waren keinesfalls berechtigt“, zürnte Zlatko Dalic und brachte auch noch eine These zur von ihm empfundenen Ungerechtigkeit vor: „Wir sind eine kleine Nation. Mich nervt es, wenn die Kroaten nicht respektiert und anerkannt werden.“ Anderen Nationen würde derartiges nicht widerfahren, so Dalic, der rhetorisch fragte: „Passiert das bei Portugal oder Spanien auch?“

Im Kontext dieser Europameisterschaft tatsächlich bisher nicht. Anders als der Weltverband Fifa, der bei der WM in Katar exzessive Nachspielzeiten anordnete, um die Nettospielzeit zu erhöhen, bleibt die Uefa ausdrücklich bei ihrer konservativeren, aus der Champions League bekannten Auslegung. Wegen der Video-Sichtung beim Elfmeter und einigem Zeitspiel der Kroaten im Verlauf der zweiten Halbzeit wäre eine etwas verlängerte Nachspielzeit gut begründbar gewesen. Acht Minuten allerdings waren mindestens sehr großzügig – darüber herrschte nicht nur im Lager der Kroaten weitgehende Einigkeit.

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