Krise beim VfB Stuttgart:Gefangen im System Bruno

Bruno Labbadia VfB Stuttgart

Kopf der VfB-Krise: Trainer Bruno Labbadia

(Foto: dpa)

Noch ohne Punkte im Jahr 2013: Beim VfB Stuttgart verschärft sich die sportliche Misere. Nach der Vertragsverlängerung mit Trainer Bruno Labbadia kann der Verein kaum noch reagieren - außer, er gibt bereits das Geld aus, das eigentlich erst für die nächste Krise eingeplant ist.

Ein Kommentar von Boris Herrmann

Im Grunde ist auf gar nichts mehr Verlass. Weder darauf, dass die Akademiker ihre Fußnoten korrekt setzen, noch darauf, dass die Österreicher anständig Ski fahren. Und wenn die jüngsten Nachrichten aus Lake Placid stimmen, dann hat sogar ein Weltcup stattgefunden, bei dem kein einziger deutscher Rodler auf dem Podium landete. Womöglich gelten überhaupt nur noch zwei unumstrittene Gesetzmäßigkeiten. Erstens: Wenn die deutschen Rodler das Podium verpassen, dann gibt es immer noch die deutschen Rodlerinnen. Und zweitens: Wenn es kalt wird in Deutschland, bricht beim VfB die Krise aus.

Es ist gesagt worden, der Trost der Stuttgarter sei, dass ihnen auf dem Gebiet der Winterkrisen keiner was vormache. Im Prinzip stimmt das. Sie haben das alles tausend Mal erlebt. Sie überstanden die Krisen von 2008 und 2009 genau so tapfer wie die Krisen von 2010 bis 2012. Das Problem ist bloß: Die gegenwärtige Krise ist anders als ihre Vorgängerkrisen. Sie kommt genau wie der Winter, auf den eben auch kein Verlass mehr ist, ein paar Wochen zu spät.

In früheren Jahren wurde der VfB meist zwischen Spätherbst und Weihnachten von seiner Winterschläfrigkeit erfasst. Das hatte den Vorteil, dass der Klub rechtzeitig reagieren konnte. Aus Erfahrung holte er dann frische Führungsspieler und/oder frische Trainer, die frische Vorsätze mitbrachten, um der Krise im Frühjahr das Fürchten zu lehren. Das stellt sich in der aktuellen Situation ungleich schwerer dar.

Der VfB ist der einzige Bundesligist, der in 2013 noch keinen Punkt holte. Mit dem 1:4 gegen Werder hat er jetzt fünf Ligaspiele in Serie verloren. Aber was soll Manager Fredi Bobic tun? Das Transferfenster ist gerade zugeschnappt. Und mit dem einzigen Cheftrainer, den er jetzt entlassen könnte, mit Bruno Labbadia, hat er soeben bis 2015 verlängert. Unter Zustimmung großer Teile des schwäbischen Volkes, wohlgemerkt.

Kurz vor der Winterpause stand der VfB auf Platz sechs. Er hat wohl gedacht, er komme in dieser Saison mal ohne Krise durch. Gut, Labbadia hat ziemlich lange gezögert mit seiner Unterschrift. Aber am Ende hat Bobic auch dieses Krislein gelöst. Er erfüllte seinem Trainer nahezu täglich einen Wunsch. Er verlängerte die Verträge mit den wichtigsten Spielern der Gegenwart und verpflichtete ein paar Talente für die Zukunft. Labbadia sollte sehen: Beim VfB geht was.

Dann unterschrieb er endlich. Und seither geht gar nichts mehr. Dieselben Leute, die eben noch "Bruno bleib doch" riefen, brüllen nun "Bruno raus". Der VfB aber ist jetzt gefangen im System Bruno. Denn falls Bobic der Winterkrise 2013 mit dem üblichen Trainer- Rauswurf begegnen sollte, müsste er das Geld für die Winterkrise 2014 schon für Labbadias Abfindung ausgegeben.

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