Krise beim HSV:Einmal entrümpeln, bitte

Hannover 96 v Hamburger SV - Bundesliga

Mirko Slomka muss beim HSV gehen - aber wer soll den Verein jetzt aus der Misere holen?

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Verabschiedung von Trainer Mirko Slomka ist einer der letzten Schritte in der HSV-Personalpolitik, um dem gescheiterten Klub ein neues Fundament zu geben. Nun müssen die Verantwortlichen hoffen, dass mit U23-Trainer Josef Zinnbauer endlich die Wende gelingt.

Kommentar von Jörg Marwedel

Der moderne Hamburger Stadtteil HafenCity steht ja für den Aufbruch der Erfolgreichen in eine neue Zeit. Wer sich dort niederlässt, braucht ein bisschen mehr Geld als der Durchschnittsverdiener, das gilt sowohl für Firmen als auch für Privatpersonen.

Auch einige Spieler des Hamburger SV wohnen dort; obwohl sie schon seit längerem weniger erfolgreich sind, verdienen sie immer noch gut. Und vor allem hat das Unternehmen Kühne+Nagel hier seinen Sitz, dessen Mehrheitseigner Klaus-Michael Kühne sich unter anderem als HSV-Gönner einen - wenn auch nicht unumstrittenen - Namen gemacht hat.

In Kühnes Räumen wurde am Montag die Entlassung des Trainers Mirko Slomka beschlossen. Deutlicher hätte nicht werden können, wie groß der Einfluss des Milliardärs beim dienstältesten Bundesligaklub inzwischen ist. Wobei: Die Skepsis des gerne plaudernden Edel-Fans Kühne gegenüber Slomka, der nach seiner Ansicht "kein Top-Trainer" ist, war am Ende nicht entscheidend. Slomka selbst hat mit seiner verheerenden Bilanz (drei Siege in 16 Spielen, kein Auswärtssieg) in sieben Monaten die Vorlage gegeben.

Slomkas Verabschiedung ist für den Vorstandsvorsitzenden der neuen HSV Fußball AG, Dietmar Beiersdorfer, einer der letzten Punkte in der Personalpolitik, um dem alten, dem gescheiterten Traditionsklub ein neues Fundament zu geben. Beiersdorfer hat gerade einmal gut zwei Monate gebraucht, um eine Basis für seine Ideen von einem renovierten HSV zu schaffen.

Es begann mit der Entlassung des Sportdirektors Oliver Kreuzer (laut Kühne ein "Drittliga-Manager") und der Berufung des angesehenen Hoffenheimer Nachwuchschefs Bernhard Peters als "Direktor Sport". Peters soll die Erziehung von Talenten auf ein anderes Niveau heben.

Als Nachfolger von Kreuzer soll im Oktober Peter Knäbel kommen, der fünf Jahre lang so etwas wie der Oliver Bierhoff der Schweizer Nationalmannschaft war. Wobei sein Thema als Manager auch stets die allumfassende Nachwuchsarbeit war, die er auch schon beim FC Basel verantwortet hat.

Fehlt nur noch ein Cheftrainer, der die frischen Gedanken auch im Bundesliga-Team besser umsetzt, als es zuletzt Slomka gelang. Es ist kein Geheimnis, dass man sich dafür Thomas Tuchel als modernen Fußballlehrer ausgeguckt hatte. Weil dieser offenbar nicht kurzfristig einspringen wollte, muss Dietmar Beiersdorfer nun also hoffen, dass der überraschend beförderte U23-Trainer Josef Zinnbauer zum letzten Stein des neuen HSV werden kann. Denn eine weitere Zwischenlösung an der entscheidenden Stelle des Vereins würde das Revirement des Klubs erheblich verzögern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: