Krise beim Hamburger SV:Grabenkämpfe plagen den Dino

Hamburger SV's sports director Kreuzer and head of the board Jarchow arrive for the German Bundesliga first division soccer match against  VfL Wolfsburg

Führung ohne Plan: Oliver Kreuzer und Carl-Edgar Jarchow erleben schwere Zeiten beim HSV.

(Foto: REUTERS)

Der Hamburger SV wankt dem Abstieg entgegen, die Initiative "HSVPlus" soll den Verein sanieren. Doch externe Geldgeber allein können das marode Fußball-Unternehmen nicht aufrichten - egal in welcher Klasse die Mannschaft nächste Saison spielt. Die Probleme liegen im Fundament des Klubs.

Ein Kommentar von Jörg Marwedel

In der Wirtschaft ist das Ende einer jahrelangen Fehlerkette oft der Konkurs, im Sport ist es der Abstieg, manchmal auch die Insolvenz. Der immer noch sehr populäre, aber hoch verschuldete Hamburger SV kommt diesem Szenario erstmals in seiner 127-jährigen Geschichte näher. Drei Spiele verbleiben. Erst muss der HSV nach Augsburg reisen, dann muss er sich daheim mit seinem einstigen Kontrahenten FC Bayern messen und schließlich bei Mainz 05 antreten.

Wenn der HSV Glück hat, könnte er nach diesem schwierigen Endspurt noch zwei Relegationsspiele austragen - womöglich gegen einen Gegner, der nach jener Provinz klingt, mit der man in der selbsternannten Weltstadt Hamburg nie etwas zu tun haben wollte: Paderborn. Das hört sich kaum besser an als Aalen, Sandhausen oder Aue, mit denen sich der HSV im schlimmsten Fall nächste Saison messen müsste.

Während die Mannschaft mit allerletzter Energie um den Klassenverbleib kämpft, ist abseits des Rasens der Wahlkampf um die Zukunft entbrannt. Der Kopf der Initiative "HSVPlus", Ernst-Otto Rieckhoff, hat die Kampagne mit Interviews im Regionalfernsehen und Terminen bei Fanklubs eröffnet und einen sechsköpfigen neuen Aufsichtsrat mit Kaufleuten und Ex-Profis vorgestellt.

Die Bewegung braucht am 25. Mai bei der Mitgliederversammlung 75 Prozent Zustimmung, um die Profiabteilung auszugliedern und sich für Investoren zu öffnen. Man kämpft um jeden Wähler, sogar um Übernachtungsquartiere für die vielen Mitglieder im gesamten Bundesgebiet hat man sich gekümmert. Die Geldgeber sollen das marode Fußball-Unternehmen HSV wieder aufrichten - egal in welcher Klasse der "Dino" nächste Saison spielt. Ob man den HSV so retten kann?

Strategische Partner sind für einen Zweitligisten schwer zu begeistern. Wenn am Schluss wieder nur der Mäzen Klaus-Michael Kühne übrig bleibt, der dem HSV zuletzt den übergewichtigen Holländer van der Vaart aufschwatzte, ist dem Verein wenig geholfen. Manche halten einen Abstieg ja auch für das Beste, was dem HSV passieren könnte - damit man sich endlich völlig neu aufstelle.

Der Denkfehler dabei könnte sein, dass sich der HSV mit mehr als 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten ohne fremde Geldgeber in der zweiten Liga nicht erholen könnte. Rieckhoffs Initiative will den Verein auch ohne Abstieg umkrempeln und den bisher extrem demokratischen HSV in ein modernes Unternehmen mit neuer Führung umwandeln. Das größte Handicap neben dem wirtschaftlichen Minus sind aber die Mitglieder. Enden nicht die seit Jahren anhaltenden Grabenkämpfe der verschiedenen Fraktionen, wird nicht mal ein Geldregen den HSV retten.

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