Kreuzer beim TSV 1860:"In der Mannschaft steckt irgendwas"

1860 Muenchen Unveils New Sports Manager Oliver Kreuzer

"Kopf des Sports": Oliver Kreuzer

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kurz vor einer wegweisenden Mitgliederversammlung stellt der Zweitligist TSV 1860 München einen neuen Sportdirektor vor. Der erhält gute Signale vom Investor aus Abu Dhabi.

Von Philipp Schneider

Der kleine Raum, in dem beim TSV 1860 München das neue Personal vorgestellt wird, war schon Bühne für manch erstaunliche Vorführung. Der ehemalige Präsident Dieter Schneider beispielsweise wählte wohl mit Absicht diesen wenig anmutigen Ort, um seinen überraschenden Rücktritt bekannt zu geben. Und der Trainer Friedhelm Funkel blickte einst ziemlich entsetzt in die Runde, als er aufgeklärt wurde, dass er fortan seine Pressekonferenzen in diesem metallischen Container abhalten müsse, in dem es im Winter mitunter knackig kalt durchzöge.

Am Donnerstag lief mal wieder ein neuer Sportdirektor in den kleinen Raum an der Grünwalder Straße 114, er setzte sich auf einen Sessel und blickte amüsiert auf ungewöhnlich viele Reporterköpfe, die sich dort vor ihm tummelten. Dann lächelte Oliver Kreuzer, er sagte: "Richtig charmant hier!"

Und so hat das vor ihm wohl noch niemand gesehen. Der Münchner Fußball-Zweitligist durchlebt ja gerade schöne Tage mit ungewöhnlich erfreulichen Nachrichten. Sogar sportlich läuft es neuerdings ordentlich, auf den Pokalerfolg beim Bundesligisten Mainz folgte der erste Sieg in der Liga gegen den Tabellenletzten Duisburg. Etwa zeitgleich war es dem Verwaltungsrat zudem gelungen, in Peter Cassalette einen Freiwilligen zu präsentieren, der sich von den Mitgliedern am 15. November zum Vereinspräsidenten wählen lassen möchte. Und seit Donnerstag hat 1860 nun sogar einen Sportdirektor, der nicht nur "bis auf Weiteres" amtiert wie sein Vorgänger Necat Aygün. Kreuzer unterschrieb einen Vertrag bis 2018.

"Zweieinhalb Jahre. Ist auch gültig für die dritte Liga", sagte Kreuzer. Der frühere Manndecker beim Stadtrivalen FC Bayern war in einer bewegten Karriere als Manager schon beim FC Basel angestellt und in Österreich bei RB Salzburg und Sturm Graz. Mit dem KSC gelang ihm nach dem Abstieg in die dritte Liga der sofortige Wiederaufstieg - dann wurde er vom HSV abgeworben. Nachdem die Hamburger 2014 nach einer schlimmen Saison erst in der Relegation den Sturz in die zweite Liga verhinderten, wurde Kreuzer entlassen. "Sehr lehrreich" und "intensiv" sei die Zeit beim HSV gewesen, sagte Kreuzer.

Nun ließe sich sicher anmerken, dass der 14. Spieltag ein recht später Zeitpunkt ist, um die Sportliche Leitung bei 1860 zu begründen, einem Klub, der sich zuletzt gerade noch so in der Nachspielzeit der Relegation vor dem Sturz in die dritte Liga gerettet hat. Zumal Kreuzer mit Geschäftsführer Noor Basha schon seit einiger Zeit in Kontakt steht: "Vor einigen Wochen hatten Noor und ich unverbindliche Gespräche, letzte Woche haben wir das intensiviert."

Gesprochen habe er in dieser Zeit auch mit Markus Rejek, dem zweiten Geschäftsführer bei 1860 - und mit drei der vier Mitglieder des Beirats: In dem Gremium, das die Geschicke der Profifußballabteilung bestimmt, sitzen Übergangspräsident Siegfried Schneider und Verwaltungsrat Karl-Christian Bay als Vereinsvertreter - sowie Investor Hasan Ismaik und sein Vertrauensmann Ulrich Bez. Ausgetauscht hat sich Kreuzer der eigenen Aussage nach vor seiner Anstellung nur mit Bay und Bez. Also nicht mit Ismaik ("beide Seiten haben aber Interesse, sich kennenzulernen!", so Kreuzer).

Hoffentlich kein Wurm drin

Nicht mit Trainer Benno Möhlmann, den Basha, so sagt er, erst vor drei Tagen über Kreuzers Engagement informierte ("die Entscheidung für Benno ist aber die beste für den Verein. Ich hätte ihn auch eingestellt"). Und auch nicht mit Präsidentschaftskandidat Cassalette, der ja in ein paar Tagen noch gewählt werden muss und gerade auf Mallorca urlaubt ("dafür war keine Zeit. Das holen wir nach dem 15. November nach", verspricht Kreuzer).

Dass dem mutmaßlich neuen Präsidenten so kurz vor seinem Amtsantritt noch schnell ein neuer Sportdirektor untergejubelt wird, lässt sich nun wahlweise als politisches Manöver deuten, mit dem vor der Mitgliederversammlung noch schnell personelle Fakten geschaffen werden sollen. Oder als Indiz, dass Verwaltungsrat und Investorenseite den Plan vorantreiben, dass der neue Vereinspräsident die Geschicke der KGaA ohnehin vollends den Geschäftsführern Basha und Rejek überlassen soll.

Auf die Frage, ob mit Kreuzers Einstellung im Vereinsumfeld auch die ewige Personaldebatte um Felix Magath beendet werden soll, reagierte Basha gereizt: "Wir sind ein Sportverein, kein Politikverein!"

Es ging allerdings auch heiter zu bei der Vorstellung Kreuzers, den Basha als "Kopf des Sports" begrüßte. Kreuzer musste lachen, als ihm jemand erklärte, er sei nicht der erste Mensch, der 1860 als "kleinen, schlafenden Riesen" bezeichnete, den es zu wecken gelte. Und es gab Momente der Zuversicht. Beispielsweise, als Kreuzer seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, Investor Ismaik werde im Winter die finanziellen Mittel für neue Spieler bereitstellen.

"Die Fakten sind klar: Man hat relativ wenig Tore geschossen (acht in 13 Spielen, d. Red.). Also ist es naheliegend, dass man in dem Bereich was tut." Er habe aus Abu Dhabi bereits "Signale erhalten, dass da was geht". Grundsätzlich sei der Kader sogar schon jetzt zweitligatauglich, der "Turnaround" möglich. Die Mannschaft habe nämlich auch Pech gehabt, da sie fünfmal 0:1 verloren hat: "Viele Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben mir gesagt: In der Mannschaft steckt irgendwas!", sagte Kreuzer.

Er wird hoffen, dass es sich dabei nicht um einen Wurm handelt.

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