Süddeutsche Zeitung

Krawalle in Marseille:Uefa verwarnt England und Russland

  • Die Uefa droht England und Russland mit einem EM-Ausschluss, sollten die Fanausschreitungen sich wiederholen.
  • Am Samstag war es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Hooligans in der Innenstadt von Marseille und im Stadion gekommen.
  • Nun will die Uefa die Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien verstärken.

Nach den Ausschreitungen von Marseille droht den Fußballverbänden von Russland und England im Wiederholungsfall der Ausschluss von der Europameisterschaft in Frankreich. Beide Verbände wurden verwarnt, teilte das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) mit.

Grundlage ist Artikel 65 der Uefa-Statuten, nach dem das Exekutivkomitee "nach Recht und Billigkeit" entsprechende Strafen verhängen kann. Die Androhung eines EM-Ausschlusses gab es bereits im Jahr 2000 gegen England nach Ausschreitungen im belgischen Charleroi. Diese mögliche Sanktion ist unabhängig von laufenden Ermittlungen der Uefa-Disziplinarkommission gegen Russland, deren Ergebnis am Dienstag bekannt gegeben soll.

Zuvor war bekannt geworden, dass bei den Ausschreitungen zwischen englischen und russischen Fangruppen in Marseille auch ein Deutscher festgenommen worden ist. Unter den zehn Personen, die die Polizei festgesetzt hat, sind neben Engländern und Russen auch Franzosen sowie ein Österreicher und der Deutsche. Dies sagte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet. Einige der Festgenommenen sollen im Rahmen von Schnellverfahren bereits am Montag vor Gericht kommen, berichtete der Sender France Info unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.

Zu schweren Krawallen war es auch beim Spiel England gegen Russland im Stadion gekommen, danach hat die Uefa ein Verfahren gegen den russischen Verband eröffnet. Bei der Partie in Marseille am Samstagabend waren russische Zuschauer auf in benachbarten Blöcken sitzende englische Fans losgestürmt und hatten diese attackiert. Einige Anhänger mussten sich wegen der Angriffe sogar im Innenraum des Stadions in Sicherheit bringen.

Ermittelt wird gegen Russland auch wegen angeblich rassistischen Verhaltens und des Zündens von Feuerwerkskörpern.

Der russische Sportminister und Fifa-Funktionär Witali Mutko hatte indes die schlechte Organisation im Stadion bemängelt. Gegen den englischen Verband ergriff die Uefa vorerst keine Maßnahmen. In Marseille hatte es schon vor dem Spiel über Tage hinweg wilde Prügelszenen gegeben.

Die Uefa-Regularien sehen Maßnahmen von einer Ermahnung bis zum Turnierausschluss der Teams vor, deren Fans an den Ausschreitungen beteiligt waren. In früheren Fällen hatte die Uefa Geldstrafen für Erstfälle verhängt. Russische Fans waren bereits bei der EM 2012 in Polen mehrfach negativ aufgefallen.

Nun will die Uefa die Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien verstärken. Der Verband räumte ein, es habe bei der Partie in Marseille Probleme bei der Trennung der Fans beider Mannschaften gegeben. Daher solle nun in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden der Einsatz von Sicherheitskräften in den Arenen erhöht werden. Die Polizei in Paris etwa wollte ihre Präsenz rund um das Spiel zwischen der Türkei und Kroatien auf 1500 Einsatzkräfte erhöhen und so für Sicherheit sorgen.

Nach mehrtägigen Krawallen war es kurz vor Ende der Partie im Stade Vélodrome zu Auseinandersetzungen gekommen. Augenscheinlich gingen russische Anhänger auf englische Fans los, die in benachbarten Blöcken saßen, und prügelten wild auf diese ein. Dabei flüchteten die Attackierten sogar über Zäune bis in den Innenraum der Arena. Die herbeigeeilten Ordner wurden regelrecht überrannt.

Mark Whittle, Sprecher des englischen Fußball-Verbandes, appellierte in einer nach dem Spiel verlesenen Erklärung an die englischen Fans, ihre Mannschaft respektvoll zu begleiten. "Die FA ist sehr enttäuscht über die Szenen heute. Nun liegt es in den Händen der Behörden", sagte Whittle. Der frühere englische Nationalstürmer Gary Lineker kommentierte: "Eine absolute Blamage für das Land."

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