Andrej Kramaric ließ diesmal andere sprechen. Nach seiner bemerkenswerten Brandrede im Anschluss an das 0:5 beim FC Bayern unter der Woche verließ der kroatische Torjäger der TSG Hoffenheim diesmal kommentarlos den Schauplatz. Umso mehr sprachen nach dem Befreiungsschlag beim 3:1-Auswärtssieg im Kellerduell mit Holstein Kiel andere über den Führungsspieler der TSG. Denn der Wutausbruch von Kramaric hatte offenbar eine positive Reaktion bewirkt. „Es war viel Druck auf dem Spiel, aber wir haben das in Energie umgewandelt“, sagte Hoffenheims Nationaltorwart Oliver Baumann nach ersten Erfolg im Anschluss an neun Pflichtspiele ohne Sieg: „Wir kennen Andrej. In ihm brennt es halt. Ich fand es gut!“
Statt noch stärker unter Druck zu geraten, hat Hoffenheim am Tabellenende den Aufsteiger aus Kiel zunächst auf sechs Punkte distanziert. Die Kramaric-Aussagen beim US-Sender ESPN hatten nach schwierigen Monaten im Kraichgau wie ein Rundumschlag gewirkt: „Ich fühle eine große Scheiße im Klub. Wenn niemand das ändern wird, werde ich versuchen, es zu ändern“, hatte der 33-Jährige gesagt, der seit 2016 bei der TSG spielt. Einen Rüffel oder gar eine interne Strafe bekam Kramaric nicht. Und der Stürmer ging nicht nur verbal, sondern auch sportlich voran und erzielte in Kiel das zwischenzeitliche 2:0. Zudem glänzte sein Angriffskollege Adam Hlozek mit einem Doppelpack.
Trainer Christian Ilzer, der seit seinem Debütsieg gegen Leipzig (4:3) nicht mehr gewonnen hatte, bewertete die Situation wie Baumann: „Es sind aus dem Frust heraus Dinge gesagt worden. Das befreit ja. Wir haben in langen Gesprächen gemeinsam nach Lösungen gesucht. Das hat sich heute ausgewirkt“, sagte der Österreicher: „Die Mannschaft hat gezeigt, was möglich ist, wenn sie Dinge gemeinsam erledigt, wenn sie mit einer guten Energie und Körpersprache auf dem Platz ist.“ In den kommenden Wochen werden die Aufgaben für die TSG aber noch kniffliger. Die Europa-League-Saison könnte nach den Partien gegen Tottenham Hotspur (Donnerstag) und Anderlecht schon beendet sein. In der Bundesliga geht es für die TSG gegen Frankfurt und Meister Leverkusen weiter.