Süddeutsche Zeitung

Korruptionsskandal:Heikel für Blatter

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Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes sperrt auch den thailändischen Funktionär Makudi, der 18 Jahre im Fifa-Vorstand saß.

Von Thomas Kistner, München

Der nächste Herr, dieselbe Organisation: Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbands Fifa hat am Montag Thailands langjährigen Verbandschef Worawi Makudi gesperrt. Der 63-Jährige saß bis Mai 2015 auch im Fifa-Vorstand, dem er 18 Jahre lang angehört hatte. Die Suspendierung Makudis, der fast während seiner gesamten Fifa-Tätigkeit mit zahlreichen Korruptionsfällen in Verbindung gebracht wurde, gilt für alle nationalen und internationalen Tätigkeiten im Fußball.

Erste international registrierte Vorwürfe gegen Makudi gab es im Jahr 2000, rund um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland. Makudi zählte zu den Deutschland-Wählern. Aufsehen erregten damals gut dotierte Freundschaftsspiel-Verträge seines Thai-Teams gegen Bayern München und der Nationalauswahl gegen die deutsche Elf. Mehr Fragen warf seinerzeit der Umstand auf, dass er zu Hause in Bangkok plötzlich Mercedes-Autos vertrieb. Auf SZ-Anfrage wies er das zunächst zurück, erinnerte sich dann aber, dass ja seine Gattin Sumatra Eigentümerin der Firma "Benz Muangmeen" ist. Der Daimler-Konzern hielt Jahre später fest, Makudis Betrieb habe keinen offiziellen Händlerstatus. Unbeantwortet blieb stets, wie ein thailändischer Verbandssekretär zu solchen Geschäftskontakten kommen konnte.

Die Frage könnte nun die Fifa-Ethiker beschäftigen, die Makudi durchleuchten. Suspendiert wurde er, weil ein Regelverstoß wahrscheinlich sei und eine Verhandlung mit Urteil zu lange dauern könne. Tatsächlich gibt es bei Makudi jede Menge Ungereimtheiten. Im Juli befand ein thailändisches Gericht den langjährigen Fifa-Mann der Urkundenfälschung für schuldig. Zu überprüfen sind nun auch die Besitzverhältnisse an der thailändischen Profiliga; Makudi gilt dort als Mehrheitseigner.

Überdies besteht ein gut unterfütterter Verdacht, dass sich Makudi an Geldern des Fifa-Entwicklungshilfe-Projekts Goal gütlich getan hat. Zwar sprach ihn die Fifa Ende 2011 vom Vorwurf frei, Privatgrund in seiner Heimatregion Nong Jok über Goal-Zuschüsse mit rund 860 000 Dollar veredelt zu haben. Die Besitzverhältnisse waren vertuscht worden, Bauaufträge gingen an Makudis Bruder. Für seine Entlastung sorgte der Dokumente-Spezialist selbst - kurz vor Ablauf eines verlängerten Ultimatums, das ihm die Fifa zur Klärung gesetzt hatte, nachdem die Causa aufgeflogen war. Heikel könnte die für die Fifa-Spitze um den bereits gesperrten Präsidenten Sepp Blatter auch noch aus einem anderen Grund werden: Makudi soll WM-Fernsehverträge für seine Region zu Dumpingpreisen erhalten haben. Von Jack Warner in der Karibik ist derlei schon bekannt..

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Quelle:
SZ vom 13.10.2015
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