Olympische Spiele 2016:Interpol sucht König Arthur

Doch die Namibia-Verbindung zählt wie die Diack-Schiene nun zu den Kernelementen der Ermittlung. Die Fahnder haben über Berichte der brasilianischen Botschaft in Windhoek festgestellt, dass Namibias damaliger Staatschef Hifikepunye Pohamba persönlich für die Rio-Bewerbung eingespannt worden sein soll. Gespräche mit ihm wurden auch im Gouverneurspalast von Rio geführt. Sergio Cabral, Rios damaliger Gouverneur, sitzt seit Herbst 2016 wegen Korruption im Gefängnis, Gesellschaft soll ihm dort bald ein weiterer Gast der Namibia-Runde leisten: Arthur Soares.

Wie das Haus von Nuzman, ebenfalls Teilnehmer der Namibia-Runde, wurde auch das Anwesen von Soares durchsucht, der ob seines Netzwerks Rei Arthur (König Arthur) genannt wird. Seine Firmen profitierten massiv von den Spielen, mit seinem Freund Cabral soll er auch dabei korrupte Geschäfte getätigt haben. Er soll beim Zugriff in den USA geweilt haben; festgenommen in Rio wurde nur seine Teilhaberin Eliane Cavalcante.

Die US-Behörden wussten am Dienstag nicht, ob Soares illegal aus dem Land verschwand oder sich dort versteckt hielt. Interpol sucht jetzt auch ihn.

Wie ist Tokio zu den Spielen gekommen?

Rio bildet bei alledem nur den Anfang. Über die Ermittlungsresultate soll der Druck auf Tokio 2020 erhöht werden. Es wäre bizarr, heißt es in Justizkreisen, wenn dasselbe Schema, das zum Stimmkauf für Rio angewandt worden sei, auch Tokios Bewerbung prägte - in dem Fall jedoch alles sauber abgelaufen sein soll. Zumal die Japaner dies nicht auch von sich per Offenlegung aller Verträge nachweisen wollten.

Für das IOC könnte es noch übler kommen. Bei den Namibia-Prüfungen stießen die Ermittler auf Hinweise, dass Ex-Präsident Pohamba und neun hohe Offizielle auch Stipendien für ihre Kinder in China erhalten hätten; die Frage sei nun, ob es Zusammenhänge mit den Peking-Spielen 2008 gebe. Und von Nuzman, Chef des brasilianischen NOK, führt eine Spur zu Sotschis Spielen 2014. Die Pariser PNF prüft Zeugenaussagen aus Sportlerkreisen, dass der hohe Olympier einen russischen Reisepass erhalten habe - und falls das zutrifft, wofür. Als Sotschi die Winterspiele 2007 bekam, war Nuzman ein IOC-Wahlmann.

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