Später, wenn der Bolide wirklich rollt, wird er zwischen zwei Rennen bis aufs letzte Kohlefaserfitzelchen auseinander gebaut, durchläuft mehr als 200 Diagnose-Checks, und alleine 60Mitarbeiter widmen sich bei Tests ausschließlich seiner Weiterentwicklung. ´
Dass dem Team von Ralf Schumacher beim Großen Preis von Kanada trotzdem ein entscheidender Fehler unterlief, hat etwas Tröstliches: Es zeigt, wie unvollkommen der Mensch trotz allem Perfektionsstreben doch immer bleibt.
Die zu großen Bremsbelüftungen waren ein Lapsus, kein bewusster Betrugsversuch - davon ist nach den vorliegenden Indizien auszugehen. Die Abweichungen von den im Reglement festgelegten Werten seien lediglich so groß gewesen wie die üblichen Toleranzen bei der Fertigung solcher Werkstücke, geben die Toyota-Konstrukteure an, deren Autos aus dem gleichen Grund disqualifiziert wurden.
Ein entscheidender Vorteil, da sind sich die Experten einig, ist so nicht zustande gekommen, und die Ingenieure müssten auch dumm sein, wenn sie ausgerechnet in Montreal versuchten, sich einen solchen an den Bremsen zu erschummeln. Die Strecke auf der Île de Notre-Dame gilt als außergewöhnlich fordernd für den Verzögerungsapparat. Mit einer peniblen Kontrolle der Bremsen war zu rechnen.
Ein Schluss drängt sich deshalb auf: BMW-Williams und Toyota haben sich schlicht vertan. Der Vorsprung durch Technik von Ferrari ist derzeit enorm, wer den Anschluss halten will, muss zu jedem Rennen neue Teile bringen. Bis Mitte Juli werden binnen acht Wochen sechs Rennen gefahren, da kann es schon einmal vorkommen, dass bei einem von 200000 Teilen die falsche Schablone angelegt wird.
Fürs Image ist das trotzdem mies. Sogar doppelt. Für die Schuldigen, weil Ferrari ja demonstriert, dass Makellosigkeit scheinbar doch möglich ist. Und für die Formel 1, weil sie Kredit verspielt, wenn jeden Tag ein neuer Sieger ausgerufen wird.