FC Bayern in der Bundesliga:Trainer, traut euch was!

RB Leipzig v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Hauptdarsteller des Super-Samstags: Julian Nagelsmann und Niko Kovac liefern sich ein Trainerduell.

(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

In Leipzig ließ sich der FC Bayern von der Umstellung des Gegners erheblich irritieren. Die Botschaft: Kovacs Elf ist zwar viel zu gut für viele in der Liga - aber das heißt noch lange nicht, dass sie immer siegt.

Kommentar von Christof Kneer

Trainer Niko Kovac hat nach dem Spiel in Leipzig einen Satz gesagt, der ihm vielleicht nur so rausgerutscht ist. Aber er ist jetzt in der Welt, der Satz, und er hat genügend Potenzial, bei passender Gelegenheit von boshaften Menschen, also zum Beispiel von Journalisten, wieder hervorgeholt zu werden.

Kovac sagte, es sei "natürlich schwierig, während des Spiels irgendwo Einfluss zu nehmen auch auf die Mannschaft". Natürlich könne man als Trainer "umstellen", aber man wisse ja nie, "ob jeder alles mitbekommt". In der Halbzeit, so musste man Kovac verstehen, habe er seine Spieler durchaus "darauf hingewiesen", dass die Leipziger ihre taktische Grundformation nach der Pause ändern könnten - was sie dann auch taten. Aber seinerseits die Taktik umgestellt, das hat Kovac dann nicht. Woraufhin den bis dahin herausragend überlegenen Bayern zumindest vorübergehend ihr Spiel abhanden kam.

Der sogenannte Super-Samstag mit den Duellen Leipzig vs. FC Bayern und Dortmund vs. Leverkusen kommt zu früh in der Saison, um bereits erste Pokale zu verteilen, aber tatsächlich erlaubt dieser Spieltag bereits einen ersten konkreten Blick in die nähere Zukunft - gerade weil der FC Bayern sich mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten in die Debatte einbrachte. Wer eine Mannschaft an ihren Höhen misst, kann die Saison bereits jetzt für beendet erklären: Würden die Bayern durchgängig so beängstigend präzise und autoritär spielen wie nach dem frühen Führungstor von Lewandowski, dann könnten sie für Januar schon mal den Marienplatz zur Abhaltung ihrer Meisterfeier reservieren. Nimmt man aber die Münchner der zweiten Halbzeit zum Maßstab, dann sollte man mit der Reservierung noch etwas warten - die zweite Halbzeit zeigte einen FC Bayern, der sich von der Systemumstellung des gegnerischen Trainers Julian Nagelsmann (Vierer- statt Dreierabwehrkette) erheblich irritieren ließ. Der eigene Trainer - siehe oben - reagierte nicht.

Die Partie wird hinterher zu einer Art Trainer-Battle aufgeblasen

So steckte in diesem vierten Spieltag schon eine Menge von dem, was man über diese Liga und ihre traditionell beste Mannschaft wissen muss. Für den Trainer Kovac war die Nachbearbeitung dieses Spiels zum Beispiel keine so gute Nachricht, er musste erleben, wie die Partie hinterher zu einer Art Trainer-Battle aufgeblasen wurde, mit der kompromittierenden und auch ein bisschen übertriebenen Unterzeile: Nagelsmann coacht Kovac aus! So lenkte die zweite Halbzeit den Blick schon mal auf jenes Szenario, das der Liga nun bevorstehen dürfte: Die Bayern haben sich in Leipzig selbst bewiesen, dass sie über den mit Abstand besten Kader der Liga verfügen, aber sie kennen auch die Hindernisse auf dem langen Weg ins Ziel. Bei jedem noch so kleinen Schritt vom Wege ab droht ihnen umgehend eine klimagefährdende Trainerdebatte, und so könnte die Saison mehr denn je zu einer Trainersaison werden: Sollten die Bayern sich das Leben mit ihrer hauseigenen Kovac-Debatte schwermachen, werden die Trainer der echten und vielleicht auch nur halb-echten Rivalen unbedingt bereit sein müssen.

Die Bundesliga wird sich als Gruppe erheben müssen, die zweite Halbzeit des Spitzenspiels liest sich wie eine Aufforderung an die Trainer in Leipzig und Dortmund. Julian Nagelsmann wird seine neue Leipziger Mannschaft mutig, aber auch stabil coachen müssen, und Lucien Favres Aufgabe wird es sein, die Launen seines schwer begabten Teams in den Griff zu bekommen. Aber auch die Trainer in Leverkusen, Gladbach, Wolfsburg und vielleicht sogar in Paderborn dürfen sich vom Anblick dieses Spitzenspiels ermutigt fühlen: Die Bayern sind zwar viel zu gut für sie - aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie auch gewinnen.

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