Kommentar:Schlechtmachen aus Prinzip

Das Ingolstädter Spiel zu decodieren, sollte eigentlich nicht schwer sein. Doch das gelingt kaum einem Gegner. Und dann ärgern sie sich, nicht den besten Tag erwischt zu haben.

Von Filippo Cataldo

Will man dem Fußballtrainer Ralph Hasenhüttl ein Kompliment machen, muss man ihm nur sagen, dass der Gegner schlecht gespielt habe. Das größte Kompliment für Hasenhüttl ist aber, wenn der gegnerische Trainer nach den Spielen zu dem Schluss kommt, seine Mannschaft habe gegen den FC Ingolstadt leider nicht den besten Tag erwischt. Hasenhüttl weiß dann: Seine Spieler und er haben an diesem Tag alles richtig gemacht.

In dieser Saison hat Hasenhüttl schon sehr oft schöne Komplimente erhalten. Armin Veh etwa attestierte den Spielern seiner Frankfurter Eintracht nach dem 0:2 in Ingolstadt die schlechteste Saisonleistung und ließ sie anderntags zum Straftraining antanzen. "Wir haben nicht so gut gespielt, haben nicht so viel gekämpft und sind nicht so viel gelaufen wie letztes Mal", sagte Claudio Pizarro, zwar kein Trainer, aber immerhin kickender Alterspräsident von Werder Bremen, nach einem 0:1 gegen den Aufsteiger.

Am Samstag haben die Schanzer nun die Mönchengladbacher Siegesserie gestoppt und damit André Schubert den historischen Startrekord mit sieben Siegen hintereinander zum Auftakt der Amtszeit verwehrt. Und was sagte Schubert nach dem 0:0? "Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, wir müssen uns da im Aufbau besser bewegen." Er und die Spieler seien froh, "dass wir jetzt eine Pause haben und ein bisschen durchatmen können. Die Mannschaft hat in den letzten Wochen einen unglaublich guten Job gemacht." Nur gegen Ingolstadt nicht. Wie so viele Mannschaften vor ihnen schon nicht.

Erstaunlich, wie viele Gegner vom FCI überrascht sind

Beim FC Ingolstadt haben sie das Schlechtmachen der Gegner zum Prinzip gemacht. Es ist erstaunlich, wie die Schanzer, und im Übrigen auch Mitaufsteiger Darmstadt, die Gegner regelmäßig auf ihr Niveau ziehen. Und mittlerweile hin und wieder auch - bis die Kräfte schwinden - sogar ein wenig unter ihr Niveau.

Ingolstadt, mit 16 Punkten auf Platz zehn, war gegen Gladbach in den ersten 45 Minuten die klar bessere, aktivere und sogar torgefährlichere Mannschaft. Na gut: Der FCI war die Mannschaft, die die besseren Torchancen vergab. Auch vor einer Woche beim 0:0 in Schalke wirkte der Aufsteiger zunächst frischer und zielstrebiger.

Mindestens genauso erstaunlich ist, wie überrascht viele Gegner von der Spielweise der Ingolstädter sind. Denn der FCI spielt eigentlich immer gleich: immer hart pressend, immer den Ball jagend, immer viel sprintend, immer aggressiv, immer eklig. Das Ingolstädter Spiel zu decodieren, sollte eigentlich nicht schwer sein. Und doch gelang das in dieser Saison bislang nur Dortmund (weil einfach viel stärker und cleverer als Ingolstadt) und Hertha BSC (weil noch destruktiver).

Alle anderen wunderten sich. Und ärgerten sich, nicht den besten Tag erwischt zu haben.

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