Dortmund gegen Bayern:90 Minuten Superwerbung für die Bundesliga

Bundesliga - Borussia Dortmund v Bayern Munich

Marco Reus gegen die geballte bajuwarische Abwehrkraft.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Der Krieg gegen den Ball ist vorbei, das Niveau der Liga wird besser. Den letzten Beweis liefert das Topspiel. Das kannte nur einen ärgerlichen Moment: den Schlusspfiff.

Kommentar von Philipp Selldorf, Dortmund

Das Jahr ist in den Herbst eingetreten, und man darf jetzt auch mal etwas Freundliches sagen zur Weltlage: Die Bundesliga ist besser geworden, als sie im vorigen Jahr war, der Krieg gegen den Ball alias "das Spiel gegen den Ball" ist nicht mehr das dominante Merkmal der Liga, sie ist immer noch eine Umschaltliga, aber die Mannschaften geben dem Ball wieder öfter die Ehre, die er verdient.

Der letzte Beweis für diese erfreuliche Entwicklung wurde am Samstagabend in Dortmund erbracht, es stand der Gipfel an, auf den von Grönland bis nach Neukaledonien alle schauten, und dieses Spiel zwischen den beiden mutmaßlich mächtigsten Mannschaften Deutschlands hat viel mehr geboten, als sich die Optimisten davon versprochen hatten. Diese Begegnung zwischen Herausforderer und Titelverteidiger enthielt eigentlich nur einen einzigen ärgerlichen Moment, und das war der Schlusspfiff. Aber dafür konnte man dem Schiedsrichter Manuel Gräfe (der das Niveau der übrigen Beteiligten auf seine unnachahmlich lässige Art locker halten konnte) keinen Vorwurf machen. Irgendwann muss auch das schönste Fest vorbei sein. "Superwerbung für den Fußball" nannte der BVB-Trainer Lucien Favre dieses Spiel, und genauso war es.

Die Dortmunder waren schneller, frischer, giftiger

Die Bayern waren ein fairer Verlierer, sie erkannten die Berechtigung des Dortmunder Erfolgs an, sie lamentierten nicht und fügten sich ehrenhaft in die Niederlage. Allerdings blieb ihnen auch nichts anderes übrig. Das Spiel hatte ein logisches Ende genommen, die Bayern haben sich bis zum Schluss mit allen Kräften gegen die Niederlage gewehrt, aber es war nicht mehr als der verzweifelte Aufstand der Unterlegenen. Die Dortmunder besaßen mehr Esprit und Fantasie, sie waren schneller, frischer, giftiger. Auf Dauer konnten ihnen die Bayern bloß noch Wettkampfhärte und den geübten Willen des alternden Champions entgegensetzen.

Zur Pause hielt man die Münchner noch für die ewigen Spaßverderber, die sie all die letzten Jahre waren. Eine Mannschaft, die imstande ist, genau dann zuzuschlagen, wenn es nötig ist und den Gegner am bittersten trifft. Die Bayern strahlten Kälte, Routine und Unbarmherzigkeit aus, ihre 1:0-Führung hatte den Charakter einer endgültigen Wahrheit. Doch es war nur ein Zwischenstand. In der zweiten Hälfte konnten sie ihr eigenes Niveau nicht halten, nur der Dortmunder Übermut vor Manuel Neuers Tor räumte ihnen noch eine Schonfrist ein. Die Phase, in der aus der Münchner Führung ein Rückstand wurde, sah aus wie eine historische Wegmarke: Der Moment, in dem ein Denkmal taumelte - und schließlich stürzte. Insofern ist es keine gute Nachricht für die Anhänger des FC Bayern, dass man ihnen am Ende nicht mal einen Vorwurf machen konnte. Sie hatten alles gegeben. Es war nicht genug.

Zur SZ-Startseite
Bundesliga - Borussia Dortmund v Bayern Munich

3:2 gegen Bayern
:Dortmund gewinnt ein Rock-and-Roll-Spiel

Nach einem wahren Spektakel siegt der BVB mit 3:2 gegen den FC Bayern. Marco Reus schwärmt, Niko Kovac hadert und Lucien Favres Halbzeit-Strategie geht voll auf.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: