Kommentar:Hoeneß macht seinen eigenen Plan zunichte

Sportbusiness-Kongress SpoBis

Uli Hoeneß beim Sportbusiness-Kongress in Düsseldorf.

(Foto: dpa)

Der Bayern-Präsident wollte Jupp Heynckes bei der Entscheidung, ob er Trainer bleibt, nicht unter Druck setzen. Doch nun redet Hoeneß wieder über einen Verbleib - und nebenher auch über die Annexion der Krim.

Kommentar von Philipp Selldorf

Wenn Uli Hoeneß versuchen würde, Jupp Heynckes zu malen, dann würde Susi Hoeneß darüber lachen, denn die Wahrheit ist: Uli Hoeneß kann gar nicht malen. Dies ist keine verleumderische Behauptung aus dem hochnäsigen Feuilleton - Hoeneß hat das am Dienstagvormittag vor großem Publikum beim Branchenkongress Spobis in Düsseldorf wortwörtlich selbst erklärt. Letztlich ist es aber nicht so wichtig, ob das selbstgemalte Bild von Uli Hoeneß' Wunschtrainer geeignet ist, gerahmt und ins Wohnzimmer gehängt zu werden. Wichtig ist allein, dass auf dem Bild des potenziellen Wunschtrainers immer Jupp Heynckes zu sehen wäre bzw. der Versuch eines Porträts von Jupp Heynckes. Wen Hoeneß hingegen nicht zu malen versuchen würde: zum Beispiel Thomas Tuchel oder Niko Kovac.

Nebenbei äußert sich Hoeneß auch noch verständnisvoll über Putins Krim-Politik

Nein, es gebe keinen Plan B in der großen Trainerfrage des FC Bayern - das hat Hoeneß im Laufe seiner Exkursion nach Düsseldorf in aller Deutlichkeit eingestanden. Der von ihm gelenkte Klub richtet alle Hoffnungen und Bestrebungen darauf, die Zusammenarbeit mit Josef "Jupp" Heynckes auch in der kommenden Saison fortzusetzen. Mit seiner bedingungslosen Jupp-Huldigung hat Hoeneß die Zuhörer am Dienstag allerdings weniger überrascht als mit seinen verständnisvollen Äußerungen zu Wladimir Putins Krim-Politik: "Ich bin nicht der Meinung, dass nur die Russen daran schuld waren, dass diese Krim-Geschichte passiert ist." Denn dass Hoeneß seinen alten Freund Jupp favorisiert, das hat er ja schon des Öfteren verraten.

Dieses Mal ging er allerdings einen Schritt weiter. Nicht nur, weil er seine bekannten Argumente in neue Gewänder kleidete ("Jupp ist der, der das moderne Management integriert ins Menschsein"), sondern weil er dem Umworbenen auch eine Geste der Unterwerfung offerierte: "Wir werden versuchen, den Jupp zu charmeurisieren", sagte Hoeneß, "wenn ich ziemlich nackt vor ihm stehe, habe ich vielleicht eine kleine Chance."

Selbstredend hat er das im übertragenen Sinn gemeint, dennoch erfüllt seine offensive Bemerkung den Tatbestand der Belästigung am Arbeitsplatz. Denn Heynckes, der sich im Alter von 72 Jahren grundsätzliche Gedanken über sein Leben macht, empfindet das Buhlen der Bayern um ein weiteres Jahr Cheftrainer-Dienst im Grunde als Zumutung. Das hat er oft genug gesagt. Weshalb es ja eigentlich auch diesen Plan beim FC Bayern gab, den Trainer in den nächsten Wochen erst mal von Schwärmereien und Verlockungen zu verschonen. Die Strategie sollte folgende sein: Erst gibt auch der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sein öffentliches Votum für Heynckes ab, damit dieser sieht, dass Einigkeit in der Klubführung besteht; dann lässt man den Coach in Ruhe arbeiten. Jupp Heynckes sollte nicht das Gefühl haben, unter Druck gesetzt zu werden.

Wenigstens sechs Wochen wollte man das Thema nicht mehr ansprechen, um dem Trainer das Leben und das Arbeiten zu erleichtern. Auf die sanfte Tour wollte man ihm ermöglichen, dass er selbst zur gewünschten Entscheidung findet. Das war die Idee. Aber dieser feine Plan ist in Düsseldorf mit grobem Pinsel erst mal zunichte gemacht worden.

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