Leon Draisaitl bei der Eishockey-WM:Warum ein 23-Jähriger Sonderstatus genießt

Canada v Germany: Group A - 2019 IIHF Ice Hockey World Championship Slovakia

Im WM-Viertelfinale: Leon Draisaitl.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Nationalspieler Draisaitl ist in den USA eine große Nummer. Doch vor dem WM-Viertelfinale gegen Tschechien geht es um die Frage, ob der Ausnahmekönner in das Kollektiv integrierbar ist.

Kommentar von Johannes Schnitzler

Es ist nicht so, dass Leon Draisaitl selbst bestimmen würde, wann und wie er spielt. Er heißt nicht Günter Netzer, und Fußballer ist er auch nicht. Aber der 23-Jährige, der in der NHL, der besten Eishockeyliga der Welt, im Rang eines Superstars steht, genießt im deutschen WM-Team einen Sonderstatus. "Leon ist drüben ein Top-Spieler und er ist hier ein Top-Spieler", sagt Philipp Grubauer, der sein Geld ebenfalls in Nordamerika verdient. "Es ist super, dass er dabei ist."

Draisaitl kann spektakulär gut Eishockey spielen. 50 Tore in einer NHL-Saison hat kein Deutscher vor ihm erreicht (und auch nicht sooo viele Russen, Schweden und Kanadier). Dass er die Blicke auf sich zieht, hat der Stürmer seinen Pässen zu verdanken, seinen Punkten, seiner Präsenz auf dem Eis. "Ich habe nie Durchschnitt sein wollen, sondern einer der Besten der Welt", sagte er vor der WM der dpa. Diesen Anspruch bringt er zum Nationalteam mit: "Wir sollten wahrgenommen werden als Mannschaft, die auch spielen kann und nicht nur rumhackt. Da hat der Toni ein gutes Konzept." Der Toni, Nachname Söderholm, Beruf Bundestrainer, sagt wiederum, Draisaitl sei "einer der Besten, die ich gesehen habe".

Ob und wie dieser Ausnahmekönner in sein Konzept des Kollektivs integrierbar ist, lieferte jedoch Anlass zu mehr oder weniger seriösen Debatten. Auslöser war Söderholms objektiv abgefasste Meinung, Draisaitl könne sein Defensivspiel verbessern. Ein Boulevardmedium machte daraus die Geschichte "Bundestrainer kritisiert Superstar", und aus dem Nichts stand die Frage im Raum: War Olympia-Silber gar dem Zufall geschuldet, dass Draisaitl (wie alle anderen NHL-Profis) dort nicht mitspielen durfte?

Unter Druck habe er "schon immer am besten performt"

Söderholm sagt: "Auf Zufall vertraue ich null." Fünf Siege in sieben Vorrundenspielen bei einer WM - ein Novum - sprechen dafür, dass sich das Team immer besser im Konzept des ebenso anspruchsvollen Finnen zurechtfindet. Unfälle wie das 1:8 gegen Kanada werden seltener. Draisaitl sagte "nix" - und gab seine Antwort beim 4:2 gegen Finnland: mit zwei Toren, einer präzisen Vorlage und disziplinierter Defensivarbeit. Unter Druck habe er "schon immer am besten performt".

Gegen Finnland hat Draisaitl gezeigt, wann und wie er für seine Mannschaft am wertvollsten ist. So könnte er das Gesicht einer Generation werden, die nicht wie zufällig Erfolge feiert. Für das Viertelfinale kündigte er an: "Wir werden mit der richtigen Arbeitsmoral ins Spiel gehen." Auch für ihn gilt die taktische Präsenzpflicht.

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