Fußball in England:Die Gästekabine leuchtet nun pink

Birmingham City v Norwich City Sky Bet Championship Mutual respect from Dennis Srbeny of Norwich and; Norwich City

Ziemlich trickreich: die Fußballer von Norwich City, hier Dennis Srbeny (links) und Onel Hernandez.

(Foto: imago/Focus Images)

Neuester Psychotrick aus England: Die Fußballer von Norwich City haben die Auswärtskabine pink gestrichen. Das soll den Testosteronspiegel bei den Gegnern senken - funktioniert aber nicht.

Von Barbara Klimke

Im American Football versuchen sie es mitunter mit schierer Muskelmasse: Reißen sich vor dem Spiel das Trikot vom Leib, spannen den Pectoralis an und lassen beim Aufwärmen auf dem Feld den Bizeps zucken. Doch das ist nur die Primärstufe des Imponiergehabes im Hochleistungssport. Eine Grundform, die sich ausbauen lässt, bis sie jene hohe künstlerische Reife erreicht, die man zum Beispiel im Rugby als Haka kennt.

Den Haka, den rituellen Formationstanz der Maori, führt Neuseelands Nationalteam, die All Blacks, in mehreren Choreografien zur Einschüchterung der Gegner auf. Variante eins, "Ka Mate", ist bedrohlich genug mit stampfenden Füßen und grimmigem Augenrollen. In Variante zwei, "Kapa o Pango", uraufgeführt 2005, fährt sich der Kapitän zusätzlich suggestiv mit der Hand über die Kehle. So was wirkt im Sport. Das hat sich am Wochenende wieder gezeigt, als die All Blacks im Bledisloe Cup in Sydney den Erzfeind Australien mit 38:13 überrannten.

Angeblich hat sich die Farbe in US-Gefängnissen bewährt

In Europa hat es der Traditionstanz bedauerlicherweise nie in den Fußball geschafft. Ohnehin steht ein Teil des Publikums der blanken Kraftmeierei im Zeitalter von Rauschebart und Achtsamkeit gerade etwas skeptischer gegenüber: In Rotterdam beim Derby zwischen Feyenoord und Excelsior sind am Sonntag zur Abwechslung keine wüsten Beleidigungen, sondern Kuscheltiere von oben auf die unteren Tribünen geflogen. Kinder aus einem örtlichen Krankenhaus waren als Gäste im Stadion, und Fans beider Lager wollten die kleinen Zuschauer mit Teddys beschenken. Insofern sollte jeder Klub, der etwas auf sich hält, darauf achten, dass er auch bei strategischen Maßnahmen zur Negativbeeinflussung des Gegners immer schön hyggelig, sprich: entspannt-gemütlich, bleibt.

Aus diesem Grund hat der englische Fußball-Zweitligist Norwich City nun die Umkleidekabine für die Auswärtsteams frisch gestrichen, und zwar in einem satten Pink. Das passt einerseits zu der Stadt Norwich mit dem mittelalterlichen Kern, die als Sinnbild für hygge außerhalb von Dänemark durchgehen kann.

Anderseits verfolgt der Klub sinistre Absichten mit der trickreichen Pinselei: Denn Pink soll beruhigend auf die Psyche wirken und den Testosteronspiegel senken. Angeblich hat sich die Farbe in US-Gefängnissen bewährt. Auf dem Fußballrasen, so der Plan, soll den Gegnern die Aggression genommen werden, sodass sie im Mittelfeld den Ball verbummeln.

Noch hat der Psychotrick nicht den erhofften Effekt gezeigt: Nach zwei Heimspielen stehen ein Sieg und eine Niederlage zu Buche. Zur Not könnte es Norwich noch mit dem Uralt-Trick von Cambrigde United versuchen. Die hatten in der gegnerischen Kabine einfach die Heizung bis zur Unerträglichkeit hochgedreht.

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