Kommentar:Erfolg macht Arbeit

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Der Pott, um den es geht: Die Münchner um Michael Wolf (mit Pokal) beim Meisterschaftsgewinn. (Foto: Sven Simon/Imago)

Nach dem Olympia-Erfolg im Februar ist die Deutsche Eishockey Liga gefordert. Sie muss jetzt in ihrer 25. Saison zeigen, dass sie nachhaltig Spieler entwickeln will.

Von Johannes Schnitzler

Wenn die Deutsche Eishockey Liga (DEL) an diesem Freitag ihre 25. Spielzeit aufnimmt, darf man der Jubilarin gratulieren: Nie war sie so proper wie heute. Gesamtumsatz und Etats der aktuell 14 Gesellschafter bewegen sich stabil oberhalb der 100-Millionen-Euro-Grenze, Tendenz steigend, ebenso wie die TV-Erlöse. Dass der Zuschauerschnitt in der vergangenen Saison von 6500 pro Partie leicht gesunken ist, war dem Olympia-Winter mit seinem gedrängten Spielplan und vielen familienunfreundlichen Wochenspieltagen geschuldet. Dafür kehrte das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) aus Pyeongchang mit einer Silbermedaille zurück, die der Liga ungeahnte Perspektiven beschert hat, sportlich, wirtschaftlich und medial. "Olympia-Silber öffnet die Türen", sagt Geschäftsführer Gernot Tripcke. Das einstige Sorgenkind DEL hat sich am Busen des DEB prächtig entwickelt.

Andererseits ist der Olympia-Erfolg eine Herausforderung. Fünf Nationalspieler haben die DEL in diesem Sommer verlassen und versuchen ihr Glück in Nordamerika; zwölf Profis könnten es sein, die in der kommenden Saison in der NHL spielen. Ob sie Bundestrainer Marco Sturm künftig im Mai für die Weltmeisterschaft zur Verfügung stehen, weiß niemand. Dazu haben in Christian Ehrhoff, Marcel Goc und Patrick Reimer langjährige Stützen das Team verlassen. Die Nationalmannschaft ist das Aushängeschild einer Sportart, die zwar so viele Zuschauer in die Stadien zieht wie keine andere außer Fußball, in der medialen Öffentlichkeit aber weiter um ihren Platz kämpfen muss. Ob sie es bleibt oder ob der Silberlack schnell abblättert, hängt nicht zuletzt von der Liga ab. Was passiert, wenn Sturm 20 Spieler absagen, hat er im vergangenen Mai erlebt: Erstmals in seiner dreijährigen Amtszeit verpasste das DEB-Team in Dänemark das WM-Viertelfinale. Was früher verzeihlich war, bringt einen Olympia-Zweiten in Erklärungsnot.

"So ein Erfolg ( wie die Silbermedaille; d. Red.) kann Augenwischerei sein", hat DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel im SZ-Interview gewarnt und die Liga aufgefordert, mehr für den eigenen Nachwuchs zu tun: Es gebe genug wettbewerbsfähige Spieler, "und es gibt vor allem keinen Grund, sie nicht einzusetzen". Viele flöhen nach Nordamerika, wo Talente zwar auch nicht auf den Ahornbäumen wachsen, sich aber bessere Chancen auf eine Profikarriere ausrechnen. "Der Puck liegt bei den Klubs", sagt Schaidnagel.

Die DEL wird zeigen müssen, ob sie nicht nur im Licht des Silberglanzes ihre Umsätze steigern kann, sondern nachhaltig Spieler entwickeln will, die den gestiegenen internationalen Ansprüchen genügen. Showeinlagen wie das Gastspiel der Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl am 3. Oktober bei den Kölner Haien oder das Winter Game am 12. Januar im Kölner Fußballstadion sind Appetithappen. Für das weitere gesunde Wachstum braucht die DEL die Erfolge der Nationalmannschaft als Nahrungsergänzung. Sie sollte ihr langfristig die Mittel dafür geben.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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