Fifa:Präsident wird, wer dem Scheich nützlich ist

Fifa: So gut miteinander wie auf diesem Bild aus dem Jahr 2013 können Michel Platini (links) und Ahmad Al-Fahad nicht mmer.

So gut miteinander wie auf diesem Bild aus dem Jahr 2013 können Michel Platini (links) und Ahmad Al-Fahad nicht mmer.

(Foto: AFP)

Michel Platini übernimmt den Fußball-Weltverband, Wolfgang Niersbach beerbt ihn bei der Uefa? Alles möglich - aber nur, wenn ein Scheich aus Kuwait mitspielt.

Kommentar von Claudio Catuogno

Wenn Michel Platini nun also am 26. Februar 2016 zum neuen Fifa-Präsidenten gewählt wird, wenn anschließend Wolfgang Niersbach zum neuen Uefa-Präsidenten gewählt wird - wer soll dann bloß den DFB anführen, den größten Fußball- Verband der Welt?

Das sind so die Fragen, die sich stellen, wenn man durch ein europäisches und ein deutsches Brillenglas auf den Weltfußball blickt. Uefa-Chef Platini und DFB-Chef Niersbach führten am Montag in Zürich wieder den Widerstand an gegen den ewigen Sepp Blatter, das macht Platini aus zentraleuropäischer Perspektive zum logischen Favoriten für die Nachfolge auf dem Fifa-Thron. Tatsächlich ist es bisher allerdings keinesfalls ausgemacht, dass der Franzose eine Mehrheit der 209 Fußball-Föderationen hinter sich versammeln könnte. Im Fifa-Vorstand jedenfalls, das hat das Treffen in Zürich gezeigt, läuft es noch ganz nach dem Willen des Schweizers. Blatter würde gerne weitere sieben Monate im Amt bleiben, allen Rücktritts-Ankündigungen zu Trotz? Okay, kein Problem. Da können die Europäer noch so heftig auf einen Wahlkongress noch vor Weihnachten pochen.

Genau genommen hat Europa in der Fifa seit 1974 keine Machtbasis mehr, seit der Wahl des Brasilianers João Havelange zum Präsidenten. Sepp Blatter, Havelanges Intimus und 1998 sein Nachfolger, mag zwar formal Europäer sein - hat sich allerdings an der Weltverbands-Spitze stets als Anti-Europäer geriert, als Kämpfer gegen Dominanz und Arroganz der großen Fußball-Nationen.

Thomas Bach wurde IOC-Chef mit Al-Sabahs Hilfe

Und deshalb wird über Blatters Nachfolger jetzt auch nicht in Paris, Nyon oder Frankfurt entschieden. Sondern vor allem in Kuwait, wo der mächtigste Mann des Weltsports den Daumen senkt oder hebt: Scheich Ahmad Al-Sabah. Der 51-Jährige mit dem markanten Pferdeschwanz, einst Propagandaminister des Emirats, sitzt der Vereinigung aller Nationaler Olympischen Komitees vor, er ist der mächtigste Sportfunktionär Asiens und auch in Afrika gut vernetzt, außerdem verwaltet er den Solidarfonds des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Will man die Machtverhältnisse auf einen Nenner bringen, kann man es so formulieren: Präsident wird, wer Al-Sabah nützlich ist. Mit der Hilfe des Scheichs wurde der Deutsche Thomas Bach 2013 IOC-Präsident, und Al-Sabah gab sogar offen zu, dass er dafür eine Gegenleistung von Bachs IOC erwarte.

Will Michel Platini also auf den Fifa-Thron, muss er zwar einerseits jenen Neuanfang verkörpern, den sich viele in der Fifa - schon aus Image-Gründen - erhoffen. Er sollte sich aber auch nicht allzu sehr absetzen von seinem alten Lehrmeister Blatter: In Djibouti, Tonga oder auf den Turks- und Caicos-Inseln hatte man sich über die Jahre gut arrangiert mit dem Patriarchen vom Zürichberg. Und man kann es ja auch übertreiben mit Transparenz, Ethik und Compliance - Al-Sabahs Prioritäten sind das jedenfalls nicht.

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