Trainer in der Bundesliga:Biete Schaaf, suche Zorniger

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Große Trainer. Der Vergangenheit? Felix Magath (li.) und Thomas Schaaf. (Foto: imago)

Kein Magath, kein Schaaf, kein Stevens, dafür Zorniger, Schuster und Schmidt: In der Bundesliga gibt es einen Umbruch auf den Trainerbänken. Die studierten Jungdynamiker müssen aber erst mal schaffen, was die Alten geschafft haben.

Ein Kommentar von Christof Kneer

Wo Werders Reise nach diesem tollen Auswärtssieg noch hingehe, fragte der unglaublich gut gelaunte Reporter, und vermutlich sah er vor seinem geistigen Auge schon die schöne Schlagzeile: "Kampfansage von Thomas Schaaf!" oder wenigstens: "Werder will in die Champions League!" Thomas Schaaf blinzelte, als sei er gerade erst aufgewacht, er machte eine kurze Pause, als müsse er sich bei so einer schweren Frage erst sammeln, zumal so kurz nach dem Aufstehen. Wo die Reise für Werder hingehe? Schaaf räusperte sich und brummte: "Mit'm Bus zurück nach Breeem."

Man kann davon ausgehen, dass Sascha Lewandowski diese Antwort nicht gegeben hätte, ebenso wenig Alexander Zorniger, Martin Schmidt, Dirk Schuster, Pal Dardai oder Viktor Skripnik.

Schaaf stammt von Rehhagel ab - und Rehhagel direkt von Goethe

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Bei Werder Bremen wirkte er 14 Jahre, bei Eintracht Frankfurt hält er es nur zwölf Monate aus: Thomas Schaaf tritt von seinem Traineramt bei den Hessen zurück. Zum Abschied zeigt er sich tief verletzt.

Wobei: Skripnik hätte diese Antwort vielleicht auch gegeben, aber Skripnik gilt ja nicht. Viktor Skripnik und Thomas Schaaf sind Blutsverwandte, sie stammen beide aus jener Bremer Linie, die vom großen Otto Rehhagel abstammt, der wiederum direkt von Goethe, Schiller und seiner Frau Beate abstammt.

Nein, so schöne Geschichten kann man vielleicht bald nicht mehr erzählen, wenn in Zukunft nur noch unheimlich fokussierte und unheimlich studierte Jungdynamiker auf der Trainerbank sitzen, von denen einige aus dem Württemberger Geschlecht der Rangnicks stammen.

Umbruch auf den Trainerbänken

Thomas Schaaf hört entnervt auf in Frankfurt, wo sich einige den Nachwuchsgelehrten Lewandowski als Nachfolger wünschen, während sie in Stuttgart stolz einen Topabsolventen der Akademie für Gegenpressing und Umschaltspiel (Zorniger) vorstellen - diese Tage nach Saisonschluss liefern einen perfekten Überblick über den Umbruch auf den Trainerbänken der Bundesliga, auf denen nicht nur kein Magath, kein Daum und kein Funkel mehr sitzen, sondern - zumindest im Moment - auch kein Schaaf, kein Stevens und kein Veh, nicht mal ein klitzekleiner Luhukay.

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Es gibt in der Liga noch den Heiligen Pep, es gibt den altgedienten Professor Dr. Dr. Favre, und es gibt Dieter Hecking, der keiner radikalen Glaubensrichtung angehört und erfreulicherweise einfach nur so'n Trainer ist. Und dann gibt es noch junge Menschen wie Thomas Tuchel, Markus Weinzierl, Roger Schmidt oder Markus Gisdol, die inzwischen schon zum Establishment gehören.

Es spricht grundsätzlich weder für noch gegen Thomas Schaaf, dass die Zeit fortschreitet. Schaaf hat sich gegen den dienstlichen Alterungsprozess ja schon früh gewappnet, indem er bereits als 40-Jähriger das Gesicht jenes 54-Jährigen trug, der er jetzt ist. Thomas Schaaf war ein großer Trainer, er hat die erste Hälfte der Nullerjahre geprägt mit grandiosem Rautenfußball und dem Double von 2004; und man mochte den Mutterwitz, mit dem er die Bremer Aufführungen damals dirigierte. In seinen besten Tagen war Schaaf ein genialer Bauchredner, der die Lippen nicht zu bewegen brauchte, um seine Pointen zu platzieren.

Klubs auf Trainersuche

Es gibt einige Klubs, die gerade einen Trainer suchen, aber man darf die Prognose wagen, dass kaum einer auf die Idee kommen wird, Schaaf zu verpflichten. Der Branche ist nicht entgangen, dass der Bauchredner fast gar nicht mehr redet. Auf irgendeiner Trainerbank in irgendeinem Stadion hat dieser einst so originelle Coach seinen Mutterwitz liegen lassen, vielleicht hat er den Verlust gar nicht bemerkt. Es gibt einige Trainer, die ihr Misstrauen gegenüber all dem neumodischen Zeugs nicht verbergen können und mit den Jahren immer abgründiger werden, und die Frankfurter Spieler hatten zuletzt wohl den Verdacht, dass ihr Vorgesetzter zu diesen Trainern gehören könnte.

Thomas Schaaf macht den Platz jetzt erst mal frei für eine neue Generation, aber all die modernen Umschalter und Gegenpresser ahnen, dass sie erst mal schaffen müssen, was Schaaf geschafft hat: eine kleine Ära zu prägen.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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