Es war ein wunderbares Potpourri an Emotionen, das Andrea Petkovic innerhalb von 15 Minuten präsentierte: Zunächst einmal prügelte sie ihren Schläger wütend zu Boden, dann ballte sie freudig die Faust, kurz darauf malträtierte sie wieder ihr Spielgerät. Sie verzweifelte, feuerte sich selbst an, brüllte freudig wie erbost, während einer Spielpause erklärte sie ihren Vater per wilder Gestik für bescheuert. Es lag natürlich am jeweiligen Zwischenstand, der im zweiten Durchgang 1:4, 3:5 und 6:5 lautete. Nach dem 6:3, 7:6 (4) gegen Jelena Wesnina (Russland) deutete sie gar den nach ihr benannten Petko-Dance an.
"Ich glaube, das war das erste Mal in meiner Karriere, dass es mir geholfen hat, meinen Schläger zu zerhacken", sagte Petkovic, die sich deswegen eine Verwarnung eingehandelt hatte: "Normalerweise geht es dann immer bergab, heute allerdings war es hilfreich." Um dieses Spektrum der Emotionen zu verstehen, sollte man wissen, dass eine Tennispartie auf ganz unterschiedliche Weisen gewonnen werden kann: spielerisch (Federer), läuferisch (Kohlschreiber), prügelnd (Serena Williams).
Es ist aber auch möglich, sich so zu verhalten, wie es Petkovic an diesem Donnerstagmittag im ersten Satz gegen Wesnina getan hat: Sie spielte geduldig die Bälle zurück und lud ihre Kontrahentin damit zu leichten Fehlern ein. Das funktionierte im ersten Satz gar wunderbar, weil Wesnina den Ball 17 Mal ohne Bedrängnis ins Netz oder Aus spielte. Man kann der Gegnerin ja auch einfach Mal die Gelegenheit geben, Fehler zu machen.
"Die Gefahr ist nur, dass man sich daran gewöhnt, dass die andere die Fehler macht und man selbst zu passiv wird", sagte Petkovic später. Genau das passierte im zweiten Durchgang: Die Russin verzichtete plötzlich auf Fehler, Petkovic dagegen streute groteske Fehler ein. Es folgten bei drückender Hitze ein paar Wutausbrüche, ein zertrümmerter Schläger und ein schönes Comeback.