Kölner Remis gegen Hannover:Typischer Fall von Abstiegskampf

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Viele Kölner Angriffe prallen an Ron-Robert Zieler ab, wie dieser von Yuya Osako. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der 1. FC Köln spielt 1:1 gegen Hannover 96 - Hektik und Unruhe verhindern schöne Spielszenen.
  • Die Kölner Ultras schauen die Partie aus Protest in einer benachbarten Gaststätte.
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Von Philipp Selldorf, Köln

Immerhin war es am Ende nicht das 0:0, das alle befürchtet hatten, der 1. FC Köln erzielte sogar ein reguläres Tor; aber zum zweiten Heimsieg der Saison hat es - im zwölften Versuch - auch diesmal nicht gereicht für den Aufsteiger. Den Abpfiff am Samstagabend quittierten daher die meisten der 47.000 Zuschauer mit still ertragener Enttäuschung, nach dem 1:1 gegen Hannover 96 muss sich der FC wieder mit einem einsamen Punkt begnügen - zu wenig, um Abstand zur Gefahrenzone herzustellen.

Für Hannover bedeutete das Remis zumindest einen kleinen Fortschritt, nachdem es zuletzt eine Serie von Niederlagen gegeben hatte. Tatsächlich war dieses 1:1 ein Resultat, das die Weisheit und Gerechtigkeit des Fußballgottes anzeigt: Keines der Teams hatte die Niederlage verdient - und den Sieg ebensowenig, obwohl sich in der zweiten Halbzeit beide Seiten redlich darum bemüht hatten. Sowohl die Gastgeber als auch die Gäste erhöhten im zweiten Durchgang Tempo und Risikobereitschaft und kamen zu guten Gelegenheiten. Timo Horn und Ron-Robert Zieler, die beiden Torhüter, bewiesen jedoch ihre Klasse.

Die Ultras schauen das Spiel in der benachbarten Gaststätte

Auf den Rängen des Müngersdorfer Stadions ging es zunächst diskret zu wie auf dem Tennis-Court. Der harte Kern der Kölner Anhänger reagierte auf die Strafen, die der Klub nach den Ausschreitungen beim Derby in Mönchengladbach angekündigt hatte, durch Fernbleiben. Während die verbliebenen "normalen" Fans sich zaghaft um Stimmung bemühten, schauten sich die Ultras, die üblicherweise für Lautstärke im Stadion sorgen, die Partie in einer benachbarten Gaststätte namens "Playa" an.

Dort sitzen ansonsten während der Heimspiele die FC-Fans, die mit Stadionverboten belegt sind. Durch ihren Boykott protestierten die Ultras gegen die vom Verein geplante Ausgrenzung des Fanklubs "Boyz", dem die Urheberschaft für die Vorfälle in Mönchengladbach vorgeworfen wird. Zwischenfälle blieben aber aus, es blieb beim stummen Protest .

Schon nach fünf Minuten endete das Moratorium, das drei Heimspiele hintereinander ein 0:0 nach dem anderen beschert hatte, aber Frohsinn wollte sich in Müngersdorf über diese sagenhafte Neuigkeit nicht einstellen, denn es waren die Gäste, welche der Dürre ein Ende setzten. Leonardo Bittencourt hatte geflankt, Joselu war schneller zur Stelle als Dominic Maroh und beförderte den Ball mit dem Kopf in die nächste Torecke. Dieses Tor trug Züge einer Leichtigkeit, die man der Partie nicht zugetraut hatte.

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Hannovers spielerische Kunst beeindruckte die spürbar verunsicherten Hausherren jedoch nur eine knappe Viertelstunde, dann brachten sich die 96er mit dem elegant herausgespielten 1:1 selbst um ihren Vorteil. Zwar war der Kölner Mittelstürmer Anthony Ujah der Schütze des Ausgleichstores, aber die Vorarbeit hatten auf sehenswerte Art die Hannoveraner Maurice Hirsch und Salif Sane geleistet. Der eine legte per Hackenkick vor, der andere per Kopf - Ujah vollendete.

Was folgte, war ein weitgehend trübes Spiel, ein typischer Fall von Abstiegskampf. Die Bälle flogen hin und her, kreuz und quer, Hektik und Unruhe verhinderten geglückte Angriffsaktionen. Beifall auf offener Szene gab es selten, und wenn, dann war wiederholt der Schiedsrichter Günter Perl die Adresse, dessen nicht immer verständliche Entscheidungen regelmäßig die Gemüter bewegten. Die Kölner Anhänger, die ihr Team benachteiligt wähnten, belohnten Perls Pfiffe zugunsten des FC mit Sonderapplaus.

In der zweiten Halbzeit gaben beide Teams ihre Zurückhaltung auf und suchten den Angriff. Besonders Ujah und Osako trieben die Kölner Offensive an, bei den 96ern gab Stindl dem Spiel Dynamik. Nach 55 Minuten stand FC-Verteidiger Maroh nach einem scharf herein geschlagenen Freistoß von Jonas Hector bereit, um die Kölner in Führung zu bringen - aber der Ball rollte, was keiner glauben mochte, unberührt im Getümmel am Tor vorbei.

Korkut spricht von einem gerechten Unentschieden

Ein weiterer Freistoß forderte kurz darauf Horn zu einer grandiosen Parade heraus, Bittencourt hatte platziert geschossen. Wenig später hatte auch Kapitän Lars Stindl das Nachsehen gegen den Kölner Keeper, während auf der Gegenseite Peszko an Zieler scheiterte.

"Insgesamt haben wir besser und mutiger gespielt als in den letzten Heimspielen. Leider ist wieder nur ein Punkt herausgesprungen", sagte Kölns Torhüter Timo Horn. Dominic Maroh ergänzte: "Es ist enttäuschend, dass es wieder nicht zum Dreier gereicht hat. Aber die Art und Weise, wie wir gespielt haben, macht schon Mut für die nächsten Wochen." 96-Trainer Tayfun Korkut sprach von einem "gerechten Unentschieden. Wir können mit dem Punkt leben, aber wir müssen jetzt zu Hause nachlegen". Kommende Woche ist der 2015 ebenfalls noch sieglose VfB Stuttgart in Hannover zu Gast.

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