Kölner Matchwinner Kilian gegen Mainz:Triumph des Holzfußes

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Ein Herz und eine Seele: FC-Siegtorschütze Luca Kilian (links) und sein Trainer Steffen Baumgart. (Foto: Uwe Kraft/Imago)

Mit unbändigem Willen und einem Leihspieler des Gegners verwandelt der 1. FC Köln ein 0:2 gegen Mainz in einen fulminanten 3:2-Sieg - Trainer Baumgart hat ein besonderes Lob für Luca Kilian.

Von Milan Pavlovic, Köln

Es gibt Klubs, da verzieht es jedem Fußballer das Gesicht, wenn diese auf dem Spielplan als nächster Gegner auftauchen. Dazu gehört Mainz 05, das unter Trainer Bo Svensson oft furchterregend intensiven und widerspenstigen Sport zeigt, bei dem sich die Kontrahenten fühlen, als müssten sie einen 85-Kilo-Mann wie Karim Onisiwo huckepack über den Platz schleppen, so dicht sind einem die Rheinhessen auf den Fersen. Ähnliches lässt sich über den Gegner am Samstagnachmittag sagen, denn auch gegen den 1. FC Köln spielt niemand gerne, weil die Rheinländer unter Trainer Steffen Baumgart unheimlich gewillt und praktisch nie satt wirken.

Die Frage war diesmal also, wer dem Gegner mehr auf die Nerven würde. Und die Antwort schien sehr deutlich auszufallen, denn in ihrem dritten Auswärtsspiel binnen sechs Tagen zeigten sich die Mainzer 60 Minuten in fast jeder Hinsicht überlegen, führten nach Toren von Johnny Burkardt (14., abgefälschter Fernschuss) und Onisiwo (54., dreister Schuss ins entfernte Eck) mit 2:0 und hatten Köln jeden Spaß am Spiel geraubt. "Man konnte sehen, dass die Jungs unruhig waren", gab Steffen Baumgart zu, "guter Fußball sieht anders aus."

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Das war der Moment, in dem der Kölner Coach sein Team reanimierte: mit einem Dreierwechsel in der 58. Minute, der rasch fruchtete, weil Mainz sich nicht schnell genug sortierte. Keine zwei Minuten später verlängerte Modeste einen Eckball per Kopf zum zweiten Pfosten, wo Mittelfeld-Rackerer Ellyes Skhiri leichtes Spiel hatte, aus drei Metern auf 1:2 zu verkürzen (60.).

Dass Kilian ein Tor erzielt, kostet Köln-Trainer Baumgart ein Mannschaftsessen

Plötzlich merkte man den Mainzern an, wie viel sie investiert hatten und wie sehr ihnen die unermüdliche Kölner Art zusetzte. Es war symptomatisch, wie der glücklose Marc Uth den Ausgleich vorbereitete: Wieder einmal hatte er sich festgedribbelt, aber er sah gar nicht ein, den Ball verloren zu geben, und so trudelte dieser an der Strafraumgrenze zum eingewechselten Dejan Ljubicic, dessen Rechtsschuss über die Fingerkuppen von Torwart Zentner ins Tor flog.

Die Kölner Gier war mit dem 2:2 aber noch nicht gestillt. Und da der Fußball Sinn für kuriose Geschichten hat, fiel der Ball in der 82. Minute Luca Kilian vor die Füße, dem Kölner Leihspieler aus Mainz, der in der ersten Halbzeit den Schuss zum Mainzer 1:0 entscheidend abgefälscht hatte - seinen ersten Bundesliga-Treffer aber genau für die richtige Partie aufgehoben hatte. Und der für den Trainer teuer kommt. Steffen Baumgart klärte nämlich hinterher auf: "Ich habe immer gesagt, wenn er mal ein Tor macht, lade ich die Mannschaft zum Essen ein. Trotzdem bleibt er für mich ein Holzfuß", sagte er sichtlich vergnügt.

Das Spektakel vor fast 50 000 Zuschauern hätte einen anderen Tonfall erfordert, hätte Ingvartsen seine Volleyabnahme in der Nachspielzeit ins Tor und nicht darüber gesetzt (90.+2). So aber hat Mainz statt der möglichen neun Punkte in dieser Woche nur einen geholt, und der FC hat den FSV in punkto Willen und Leidenschaft erst einmal klar überflügelt. Es wäre vermutlich für die sportliche Entwicklung dieses Kölner Teams zu früh, schon im Spätsommer international zu spielen. Aber man sich ja schlecht dagegen wehren.

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