Süddeutsche Zeitung

Köln gegen Bremen:"Hat ja der Keller auch so gesehen"

Der 1. FC Köln vermeidet beim 1:1 gegen Bremen die nächste Niederlage - weil Werder-Torwart Pavlenka beim Ausgleichstreffer nicht an den Ball kommt.

Von Philipp Selldorf, Köln

Unglückliche Torwartmomente, die sich für das Best-of-Pannen-Kabinett eignen, hat es in der jüngsten Zeit in der Bundesliga einige gegeben, am Sonntag aber ist die Sammlung der Seltsamkeiten um ein besonders unkonventionelles Exemplar bereichert worden. Zwar hat schon öfter ein Schlussmann unfreiwillig als Vorlagengeber Pate gestanden, nicht aber so wie Jiri Pavlenka: Den Ausgleichstreffer des 1. FC Köln bereitete der Bremer Torhüter mit einem punktgenau servierten Kopfball vor. Jonas Hector sagte danke und vollendete zum 1:1 (82. Minute). Dabei blieb es dann auch in der Partie zwischen Köln und Werder Bremen. Pavlenka hatte die Hände schon zum Zugriff bereit, doch weil er nicht zuschnappte, flog ihm der Ball gegen die Stirn. Wüsste man's nicht besser, man müsste die gekonnte Vorarbeit loben.

Außer dem Torwart hatte sich auch der Kölner Stürmer Emmanuel Dennis um die Flanke bemüht, an den obligatorischen Bremer Protesten wegen eines eventuell unzulässigen Zweikampfs hatte sich der schuldbewusste Pavlenka aber gar nicht erst beteiligt. "Ich glaub schon, dass Dennis ihn behindert hat, aber es war nicht regelwidrig. Hat ja der Keller auch so gesehen", beschrieb Torschütze Hector später die Szene des Spiels.

Ob die Kölner ohne den Blackout des Bremer Keepers noch zum Ausgleich gekommen wären? Danach ausgesehen hatte es nicht unbedingt. Der SV Werder verteidigte seine Führung aus einer stabilen Deckung und ließen trotz Kölner Umzingelung keine Not erkennen. Dennoch klang es nicht vermessen, als Jonas Hector den entgangenen beiden Heimspiel-Punkten nachtrauerte und feststellte: "Im Endeffekt müssen wir mit dem Unentschieden leben." Werder war durch Joshua Sargent in Führung gegangen (66. Minute) und hatte danach noch eine passable Chance zum 2:0 durch Milot Rashica - die Kölner aber hatten über 90 Minuten viel Initiative gezeigt und mindestens bis zur Pause ansehnlich gespielt. "Die erste Halbzeit hat gezeigt, dass wir mit dem Ball was anfangen können", sagte Hector nicht ohne trotzigen Stolz. Er selbst war erst nach einer Stunde in die Partie gekommen.

Von den Bremern kam in der besagten ersten Hälfte sehr wenig. Sie begnügten sich mit dem Standardprogramm, offensiv unternahmen sie nur das Nötigste, Mittelstürmer Niclas Füllkrug begann - erstmals dabei nach längerer Pause - hochmotiviert und resignierte dann mangels Beteiligung zunehmend. Stattdessen prägte das Kölner Mittelfeld den Lauf der Dinge. Max Meyer und Ellyes Skhiri bildeten mit Duda eine spielstarke und ballsichere Mitte. Bei aller beachtlichen Kunst war Skhiri allerdings auch der unglückliche Mann, der gleich zweimal die Kölner Führung verhinderte. Einmal, indem er zunächst dem sicheren Torschuss von Ismail Jakobs im Weg stand (2.), das andere Mal, als er seine erstklassige Kopfballchance nicht nutzen konnte (16.). Viel mehr wusste der FC aus seiner Überlegenheit nicht zu machen, im Strafraum fehlte der anspielbare Stürmer.

Der Kölner Dominanz setzten die Bremer nach den Einwechslungen von Leonardo Bittencourt und Romano Schmid mehr Angriffsgeist entgegen. Die Führung kam nicht mehr überraschend, aber als der Auswärtssieg näherrückte, tauchte plötzlich Pavlenka auf.

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