Fortuna gegen Köln:Derbysieg in der Räucherhütte

Fortuna Düsseldorf - 1. FC Köln

Erik Thommy (rechts) und Rouwen Hennings jubeln.

(Foto: dpa)

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

In der Pause empfand der Gastkommentator des Amazon-Fußballradios Anlass zur Klage. Er sagte: "Die Kölner haben es mit der Ruppigkeit und der Härte übertrieben." Das klang ein bisschen nach Polemik, allerdings rühmt sich dieser Gast-Kommentator sowieso unverhohlen damit, leidenschaftlicher Fan von Fortuna Düsseldorf zu sein und als solcher keine Sympathien für den rheinischen Rivalen 1. FC Köln zu hegen. Der Gast-Kommentator hieß Campino und ist der Sänger der Düsseldorfer Band "Die Toten Hosen".

Der Musiker, dessen Songs auch dieses Heimspiel der Fortuna begleiteten, konnte sich mit der Kölner "Härte" am Ende aber arrangieren, denn seine Düsseldorfer besiegten den FC im Rhein- und Keller-Derby 2:0 (1:0). Damit entfernten sich die Fortunen vom Tabellenende, während Köln auf den vorletzten Platz abrutschte. Für FC-Trainer Achim Beierlorzer könnte es nun eng werden. "Um meinen Job mache ich mir keine Sorgen", sagte er; "Natürlich sind wir enttäuscht, wir haben die Tore zu leicht bekommen und haben es teils nicht seriös verteidigt". Die Mannschaft, betonte Beierlorzer, habe aber "alles versucht".

Es war 22 Jahre her, dass Düsseldorf und Köln zuletzt in der Bundesliga gegeneinander gespielt hatten. Es war 30 Jahre her, dass die Fortuna ein Bundesliga-Spiel gegen den FC gewonnen hatte. Und es war sogar 36 Jahre her, dass es gegen den FC einen Sieg in einem Bundesliga-Heimspiel gegeben hatte. Diese zeitlichen Dimensionen lassen erahnen, zu welch besonderem Tag in der Düsseldorfer Stadtgeschichte dieser 3. November 2019 geworden ist: "Ich bin sehr zufrieden, wir haben bei toller Stadion-Atmosphäre ein ganz wichtiges Spiel gewonnen", sagte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel.

Der angezählte Kollege Beierlorzer hätte seine Startelf nach der Pokalblamage beim Viertligisten Saarbrücken (2:3) auf zehn Positionen verändern können. Er begnügte sich mit fünf Wechseln, die aber auch nicht viel bewirkten: "Wir haben viel zu naiv gespielt", klagte Kölns Mittelfeldmann Marco Höger, "wir hatten uns die Saison ganz anders vorgestellt als jetzt in der Tabelle unten drin zu stecken, und wir wissen genau, dass wir es besser können." Die Rivalität zwischen den Städten Düsseldorf und Köln geht einer Legende nach auf die Schlacht von Worringen im Jahr 1288 zurück. Und wenn es damals schon Fußball gegeben hätte, hätte man diesen Konflikt bestimmt im Maßstab Elf gegen Elf gelöst.

Die erste Halbzeit am Sonntag mit ihren vielen Scharmützeln und Rangeleien war dann auch eher eine Hommage an 1288 als ein erstliga-würdiges Spiel. Die einzige Chance aus dem zerfahrenen Spiel heraus hatte Düsseldorfs Stürmer Rouwen Hennings mit einem Kopfball an den Außenpfosten (25.). Das einzige Tor resultierte aus einem Foulelfmeter, nachdem Kölns Rafael Czichos den Düsseldorfer Alfredo Morales im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Hennings verwandelte den Elfmeter in der 38. Minute zur 1:0-Führung.

Es kam den Düsseldorfern nicht ungelegen, dass die Kölner angesichts des Rückstands in der zweiten Halbzeit die Initiative übernahmen. Auch Funkel, 65, mag Pressing- und Umschaltfußball, er macht nur kein Gewese darum. Weil beide Fanlager nach der Pause ihre kompletten pyrotechnischen Vorräte anzündeten, war es im Stadion verqualmt wie in einer Räucherhütte. Im Nebel drückte Köln auf den Ausgleich.

Nach einer Stunde prüfte Simon Terodde mit einem Schuss den Torwart Zack Steffen, doch schon im Gegenzug, einem Konter in der 61. Minute, machte Düsseldorfs bester Spieler Erik Thommy, Leihgabe vom VfB Stuttgart, mit dem 2:0 so gut wie alles klar. Funkel baute die Abwehrkette fünfgliedrig aus, um Köln weniger Räume zu geben. Doch statt des Anschlusstreffers war das 3:0 näher. Hennings schoss noch knapp vorbei, da besangen die Fans bereits elegisch den prestigeträchtigen Sieg. Hinterher spielte man von den Toten Hosen das Lied "An Tagen wie diesen".

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