Europapokal:Die Kölner Partywochen haben gerade erst begonnen

Europapokal: Für das Heimspiel kommende Woche Samstag gegen den VfL Wolfsburg könnte der FC Köln nach eigenen Angaben theoretisch 200 000 Karten verkaufen.

Für das Heimspiel kommende Woche Samstag gegen den VfL Wolfsburg könnte der FC Köln nach eigenen Angaben theoretisch 200 000 Karten verkaufen.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Der Traum von Europa ist für den 1. FC Köln nach dem Sieg über den FC Augsburg zum Greifen nah. Auch die Augsburger haben einen Sechs-Punkte-Vorsprung - allerdings auf den Relegationsrang.

Von Nelis Heidemann

Es gibt wenig, das in dieser Saison noch nicht über Steffen Baumgart erzählt worden ist. Seine überschwänglich emotionale Art des Coachings, sein durchschlagender sportlicher Erfolg, ja selbst ein simples Tauschgeschäft mit seiner Schiebermütze: Alles ist schon mehr als einmal durchgekaut worden. Doch an diesem 32. Spieltag, als der 1. FC Köln beim FC Augsburg antrat, hat Baumgart tatsächlich nochmal ein neues Kabinettstückchen aufgeführt.

Am Donnerstag auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Partie hatte Baumgart nahezu seine kompletten Personalplanungen offengelegt: Wie er den gelbgesperrten Salih Özcan zu ersetzen gedenke, warum das eine Umstellung auf ein 4-4-2 mit Raute erfordere und dass überhaupt die einzige offene Frage noch sei, wer der zweite Stürmer neben Anthony Modeste werden würde.

Europapokal: Wurde von den Kölner Fans zur Laola-Welle aufgefordert, während er am Spielfeldrand auf ein Interview wartete: Coach Steffen Baumgart.

Wurde von den Kölner Fans zur Laola-Welle aufgefordert, während er am Spielfeldrand auf ein Interview wartete: Coach Steffen Baumgart.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Die Wahl für diesen Posten fiel am Samstag dann schließlich auf Jan Thielmann, 19, der in der Vorwoche schon als Joker beim 3:1 gegen Arminia Bielefeld getroffen hatte. Und siehe da: Das Spiel in Augsburg war keine 12 Minuten alt, da ging der FC durch Jan Thielmann mit 1:0 in Führung. Baumgart ließ sich im Nachgang der Partie nicht viel zum jungen Shootingstar im Sturm entlocken, er sagte nur: "Jan Thielmann hat, wie alle anderen Spieler auch, eine gute Leistung gezeigt und konnte sich heute belohnen."

Eine berechtigte Warnung

Die Geheimniskrämerei um die zweite Stürmerposition hätte es letztendlich gar nicht gebraucht, schließlich sind die bekannten Offensivkräfte in dieser Saison zuverlässig für Tore zuständig. So hatte FCA-Coach Markus Weinzierl im Vorfeld der Partie mehrfach vor dem Duo Anthony Modeste/Mark Uth gewarnt. Und die Warnung stellte sich zügig als berechtigt heraus: Uth erzielte - nach Vorlage von Thielmann - das 2:0 (15.), Modeste durfte sich in der zweiten Hälfte mit seinen Treffern zum 3:0 (63., Foulelfmeter) und 4:1 (77.) austoben.

Augsburgs Florian Niederlechner versuchte sich mit seinem Anschlusstreffer zwischenzeitlich in der Rolle des Partycrashers (73.), doch Modeste hatte die Lage schnell wieder im Griff und hielt die aufmüpfigen Gastgeber souverän zurück. So konnten die Kölner Feierlichkeiten starten, wobei sie das eigentlich schon in der 15. Minute getan hatten: Im Gästeblock besangen mehr als 2500 Kölner Fans seit dem frühen Doppelschlag durchgängig ihre ach so schöne Stadt, den Karneval, und, na klar, den Europapokal.

Ein komfortabler Vorsprung von sechs Punkten

Wer die Kölner Fans am Samstag in Augsburg erlebte, brauchte kein besonders großes Vorstellungsvermögen, um sich auszumalen, worauf sich die Stadtgemeinschaften von London, Lissabon oder Mailand im kommenden Jahr einzustellen haben. Wenn es denn tatsächlich so kommt und der FC nach Europa darf. Die Chancen dafür stehen jetzt ausgezeichnet: Mit dem vierten Sieg in Folge haben die Kölner Union Berlin überholt und Platz sechs eingenommen. Da wegen der Konstellation im Pokalfinale aber auch der siebte Platz für das internationale Geschäft reichen wird, beträgt der Vorsprung der Domstädter auf die nicht-europäischen Plätze nun komfortable sechs Punkte.

Das wollte reichlich gefeiert werden, die Kölner sangen noch eine halbe Stunde nach Spielschluss in der inzwischen menschenleeren Augsburger Arena - eine 100-Meter-Luftlinien-Laola-Welle mit Coach Baumgart, der auf der anderen Seite der Arena auf ein Interview wartete, inklusive. Für das Heimspiel kommende Woche Samstag gegen den VfL Wolfsburg könnte der FC nach eigenen Angaben theoretisch 200 000 Karten verkaufen. Die Kölner Partywochen haben gerade erst begonnen.

Ähnliche Feierlichkeiten hätten sie auch beim FC Augsburg gerne eingeleitet, trotz der klaren Niederlage schien der direkte Klassenerhalt zu klappen. Zehn Minuten vor Schluss erhob sich trotz der krassen Chancenlosigkeit der eigenen Mannschaft deshalb der gesamte Augsburger Anhang und applaudierte - nur um dann kurz vor Schluss durch den späten Stuttgarter Ausgleich gegen Wolfsburg (1:1) zumindest theoretisch noch im Unwissenden gelassen zu werden. Bei sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang war Coach Weinzierl zwar vom Ergebnis enttäuscht, wollte aber über das Wesentliche keine Zweifel mehr aufkommen lassen: "Wir haben es noch nicht geschafft, aber wir werden es in den nächsten beiden Spielen schaffen."

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