Remis gegen Frankfurt:Köln steckt im Stau

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Kein Durchkommen: Rafael Czichos will an Frankfurts André Silva vorbei (Foto: imago images/Revierfoto)

Bereits seit siebeneinhalb Monaten hat der 1. FC Köln in der Bundesliga nicht mehr gewonnen. Immerhin drehen die Rheinländer gegen Eintracht Frankfurt in der zweiten Halbzeit auf und holen den ersten Punkt der Saison.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Wer hätte gedacht, dass man die Staus am Stadion mal vermissen würde? Der Sportdirektor Horst Heldt verriet kürzlich, ihm fehle der "sonst übliche Stau" vor und nach den Heimspielen seines 1. FC Köln. Doch für leidenschaftliche FC-Fans gibt es noch mehr Verluste im Inzidenz-bedingt wieder fast leeren Stadion in Müngersdorf: erstens die auf allen vier Tribünenseiten mitgesungenen kölschen Gassenhauer, und zweitens die gewonnenen Spiele. Auffällig ist es ja schon, dass Köln saisonübergreifend nun seit 14 Spielen und siebeneinhalb Monaten in der Bundesliga nicht mehr gewonnen hat. Durch ein 1:1 (0:1) am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt gelang den Rheinländern im vierten Saisonspiel zwar der erste Punkt, aber allzu euphorisch hätte Heldt hinterher nicht im Stau gestanden. Er klang eher sachlich als erleichtert: "Man hat gesehen, wie schwierig sich so ein Spiel nach drei Niederlagen gestaltet, aber dann haben wir reingefunden." Es sei ein gerechtes Unentschieden; als hoffnungsvoll für die kommenden Aufgaben wertete der Manager, dass man sich gewehrt und dadurch einen "wichtigen Punkt" gewonnen habe. Mit solch kleinen Schimmern muss sich auch der Trainer Markus Gisdol zufrieden geben. "Es war schwierig, ein 0:1 kurz vor der Pause wegzustecken", aber genau das habe seine Mannschaft gut gemacht. "Es ist ein verdienter Punkt, hart erkämpft, viel geackert - der Anfang ist gemacht." Die Frankfurter verpassten es hingegen durch eigene Nachlässigkeit, mit Tabellenführer Leipzig gleichzuziehen. Sie bleiben zwar unbesiegt, reihen sich nun aber wieder brav hinter den drei Topteams Leipzig, München und Dortmund ein. Das ärgerte den Trainer Adi Hütter: "Ich bin der Ansicht, dass wir zwei Punkte verloren haben." Die erste Halbzeit habe ihm gut gefallen, in der zweiten Halbzeit habe man verpasst, das zweite Tor zu machen. Im Erfolgsfall hätten die Hessen eine noch bessere Ausgangssituation vor dem Spitzenspiel am kommenden Samstag beim FC Bayern München gehabt. Es wird ihr zweiter Besuch in München binnen weniger Wochen, ihr Pokal-Erstrundenspiel haben die Hessen beim Drittligisten TSV 1860 München an der Grünwalder Straße mit 2:1 gewonnen. In Köln waren die Frankfurter anfangs klar überlegen.

Gegen Hoffenheim (3. Minute) und Gladbach (14. und 16.) hatten die Kölner frühe Gegentore kassiert, was für Spielverläufe bekanntlich nicht optimal ist. Zur Verhinderung eines diesbezüglichen Traumas baute Gisdol die Abwehr zu einer Viererkette um und stattete sie mit der Aufforderung aus, sich vehementer zu wehren. Jannes Horn drosch nach zwei Minuten demonstrativ den Ball von dannen - musste sich aber sogleich entschuldigen, weil er unbescholtene Kollegen auf der Haupttribüne abgeschossen hatte.

Die erste Halbzeit war fast vorbei, die offensiv kaum stattfindenden Kölner hatten gegen überlegene Frankfurter eine Hälfte ohne Gegentor beinahe überstanden, da stießen Kölns Abwehrmann Sebastiaan Bornauw und Frankfurts Angreifer Daichi Kamada im Strafraum zusammen. Es bedurfte einer Videoüberprüfung, ehe der Schiedsrichter Sven Jablonski einen Elfmeter gab. In der Nachspielzeit verwandelte Andre Silva diesen dann zur Frankfurter 1:0-Pausenführung. Für die Kölner war es im dritten Spiel nacheinander das dritte Elfmeter-Gegentor, "und der dritte Elfmeter nach Videoentscheid", beklagte sich der Manager Heldt.

Nach der Pause war erkennbar, dass die Frankfurter die Kölner etwas mehr gewähren lassen wollten, aber dass sie Ondrej Duda nach Flanke von Kingsley Ehizibue in der 52. Minuten sogar völlig ungestört einschießen ließen, das war so nicht zu erwarten gewesen. Sie brachten die Gastgeber selbst zurück ins Spiel und hätten es sogar noch verlieren können. So waren beide Seiten mit dem Remis nicht ganz unzufrieden, und nach dem Spiel galt: freie Fahrt für alle.

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© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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