Kobe Bryant in der NBA:Ein Laker fürs Leben

Golden State Warriors v Los Angeles Lakers

Schmerzgeplagt: Kobe Bryant nach seinem Achillessehnenriss.

(Foto: AFP)

Er spricht von sich selbst in der dritten Person, als wäre er ein römischer Imperator: Der nicht gerade bescheidene Kobe Bryant verlängert seinen Vertrag in Los Angeles - der 35-Jährige bleibt der bestbezahlte Akteur der NBA. Dies wirft einige Fragen auf.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es war ein recht unspektakulärer Vormittag in der Trainingshalle der Los Angeles Lakers im Stadtteil El Segundo: kurzes Anschwitzen, Wurftraining, Zusammenpacken für die Reise an die Ostküste, wo die Lakers die kommenden drei Partien austragen werden, Abfahrt zum Flughafen. Ach ja: Der Klub verlängerte den auslaufenden Vertrag von Kobe Bryant um zwei Jahre. "Laker4Life" schrieb Bryant bei Twitter, "Laker fürs Leben", und veröffentlichte ein Foto, das seine Unterschrift und die von Klubmanager Mitch Kupchak zeigt.

Weitere Details sind nicht zu sehen, doch ist gerade das, was über den Signaturen vermerkt ist, überaus interessant für Bryant, für die Lakers, womöglich für sehr viele Akteure in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA, die im kommenden Sommer "Free Agents" werden, wie man die Profis nennt, deren Verträge auslaufen. Die kommende Sommerpause gilt als eine der spannendsten in der Geschichte der NBA, was durch die Namen der Spieler deutlich wird, die womöglich zu einem neuen Klub möchten: LeBron James, Chris Bosh, Carmelo Anthony, Zach Randolph, Dirk Nowitzki, Luol Deng, Greg Monroe.

Aus dem Umfeld der Lakers ist zu hören, dass Bryant in der kommenden Spielzeit 23,5 Millionen US-Dollar verdienen wird und in der Saison danach 25 Millionen. Der 35-Jährige bliebe damit der bestbezahlte Akteur der Liga, das schien ihm wichtig zu sein. Er verzichtet dennoch auf Geld, laut Tarifvertrag hätte er 32 Millionen Dollar pro Jahr verlangen können.

Das Signal der Lakers an die Liga: Der prägende Spieler des Klubs, der bislang 1239 Partien für Los Angeles absolvierte und fünf NBA-Titel gewann, soll im Jahr 2016 nach 20 Jahren seine Karriere bei den Lakers beenden. Das Signal von Bryant: Es möge bitte einer jener Akteure nach Los Angeles kommen, die in der NBA als "Superstar" bezeichnet werden. "Es gibt uns die Sicherheit, dass einer der besten Spieler der Welt weiterhin ein Laker bleibt", sagte Kupchak.

Das hört sich nach einer komfortablen Situation für beide Seiten an. Bryant will sich erst in ein paar Tagen äußern, auf Instagram schrieb er jedoch bereits: "Das Angebot, das die Lakers vorgelegt haben, versichert mir, dass wir das Maximum an Talent holen können." So einfach ist es aber nicht. Bryant stand gewiss nicht in der Schlange, in der Bescheidenheit verteilt wurde (er hatte wahrscheinlich keine Zeit, weil er gerade zum zweiten Mal in der Schlange anstand, in der Ballgefühl verteilt wurde).

Seine kindischen Zankereien mit Shaquille O'Neal um die Rolle des Teamleaders sorgten einst dafür, dass O'Neal trotz sportlicher Erfolge entnervt abhaute. Auch dessen im Sommer nach Houston abgewanderte Center-Kollege Dwight Howard wollte sich keine zweite Saison antun neben Bryant, der sich wahlweise "Black Mamba" nennt (wegen seiner Präzision) oder "Vino" (weil er mit zunehmendem Alter besser wird) und von sich selbst gerne in der dritten Person spricht, als wäre er ein römischer Imperator.

Warten auf seinen ersten Saisoneinsatz

Wäre es ihm ausschließlich darum gegangen, den bestmöglichen Kader zur Verfügung zu haben und weitere Titel zu gewinnen, hätte Bryant auch einen Vertrag zum Mindestlohn von 1,5 Millionen Dollar unterzeichnen können. Das hätte für gewaltigen Spielraum bei der Gehaltsobergrenze gesorgt, die in der kommenden Saison bei etwa 62 Millionen Dollar liegen dürfte.

Würden sich die Lakers dann noch von Spielmacher Steve Nash trennen (der 39-Jährige hat derzeit Probleme, ein Körperteil zu nennen, das nicht schmerzt), könnten sie weitere sechs Millionen Dollar sparen und entweder dem Center Pau Gasol eine lukrative Vertragsverlängerung anbieten - oder eben zwei neue Spitzenkräfte nach Los Angeles locken.

Doch dazu war Bryant offensichtlich nicht bereit, weshalb es für die Lakers sogar schwierig werden dürfte, überhaupt einen namhaften Akteur wie James, Anthony oder Randolph zum Umzug zu bewegen. Auch die Zukunft des Deutschen Elias Harris bleibt dadurch ungewiss. Der 24-Jährige aus Speyer zeigte gerade beim Nachwuchsteam des Klubs eine ordentliche Leistung, ist jedoch in der NBA erst zu zwei Kurzeinsätzen gekommen. Es ist fraglich, ob die Lakers ihre Option auf Harris wahrnehmen und ihm im nächsten Jahr mehr als 800.000 Dollar bezahlen wollen.

Bryant bereitet sich derzeit nach seinem Achillessehnenriss noch immer auf seinen ersten Einsatz in dieser Spielzeit vor, Trainer Mike D'Antoni kündigte bereits an, dass Bryant bei den drei Auswärtsspielen wohl noch nicht auflaufen werde: "Das wird schwer. Er weiß, was er macht, er wird uns sagen, wenn er bereit ist." Am 1. Dezember spielen die Lakers wieder zu Hause im Staples Center.

Es könnte sein, dass dieser Abend dann recht spektakulär wird, wenn Kobe Bryant sein Comeback gibt und sich vom Publikum für seine Vertragsverlängerung feiern lässt. In Los Angeles gilt ein Abend freilich erst dann als wirklich atemraubend, wenn eine Mannschaft aus der Stadt den Titel gewinnt. Danach sieht es bei den Lakers allerdings nicht aus. Nicht jetzt - und auch nicht in den kommenden beiden Jahren.

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