Knapper Sieg beim VfB Stuttgart:BVB verhindert Bayerns Rekordtitel

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund

Lukasz Piszcek (mi.): Torschütze und Vorlagengeber gegen Stuttgart

(Foto: dpa)

Die Meisterfeier des FC Bayern ist erst mal verschoben: Borussia Dortmund gewinnt in einem hitzigen Duell 2:1 gegen einen starken VfB Stuttgart. Für Marcel Schmelzer endet die Partie allerdings im Krankenhaus.

Von Saskia Aleythe

Der VfB Stuttgart ist in dieser Saison keine Mannschaft, die sich das Prädikat "Angstgegner" verdient hat. Gut, gebangt wurde bisher viel im Schwabenländle: Aber meist vom eigenen Trainer, den eigenen Spielern und Fans ob der allzu mauen Vorstellungen, die der VfB Spieltag für Spieltag auf dem Rasen darbot. Wie ein wandelndes Krisengebiet zog das Team von Bruno Labbadia bisweilen durch die Stadien der Bundesrepublik, aus 26 Spieltagen nahm es gerade einmal neun Siege mit. Die Beharrlichkeit, mit der der Verein trotzdem an seinem Trainer festhielt, mutete dabei schon sentimental an.

Dieser menschelnde VfB Stuttgart sollte nun also die Hürde sein für Borussia Dortmund, den Meister, der an diesem 27. Spieltag nur eine Mission hatte: Den vorzeitigen Meistertitel des FC Bayern zu verhindern. Dazu musste ein Sieg gelingen. Zweiter gegen Zwölfter sagte der Blick in die Tabelle - und ein weiterer in die Statistik, dass der BVB seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gegen den VfB gewinnen konnte. Eine passendere Definition für den Begriff "Angstgegner" findet sich wohl in keinem Lexikon wieder. In Dortmund gab man sich wie immer gewohnt gelassen.

Es sollte eine hitzige Partie werden, die Dortmund mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Piszczek sorgte für den Führungstreffer in der 29. Minute. Nach dem Ausgleich durch Maxim (63.) machte Lewandowski gegen zehn Stuttgarter am Ende alles klar (82.).

"Es war ein super intensives Spiel. Mir war es zu intensiv, mir waren einige Zweikämpfe zu hart", resümierte Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel, "wir haben es noch gewonnen, weil wir es unbedingt wollten. Solche Siege fühlen sich am lohnendsten an."

Die Dortmunder Angriffsriege hatte allen Grund, gestärkt aufzutreten. Marco Reus, Mario Götze und Ilkay Gündogan hatten sich gerade erst im Dienste der Nationalmannschaft gegen Kasachstan glänzend präsentiert. Gegen Stuttgart bekam dann Roman Weidenfeller als Erster die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Nach einem Eckball in der siebten Minute konnte Georg Niedermeier relativ unbedrängt aufs linke Eck köpfen - allerdings zu harmlos für den Dortmunder Keeper.

Reus kam im gegnerischen Strafraum anschließend zu seiner ersten Großchance, konnte nach einem steilen Pass von Lewandowski aber nur noch versuchen, Sven Ulreich zu tunneln. Das misslang.

Und dann jubelten die Stuttgarter: In der zwölften Minute köpfte Vedad Ibisevic nach einem Freistoß den Ball unhaltbar ins Tor - doch die Fahne ging nach oben, Abseits. Der Jubel verstummte wieder. Von da an begann die Zeit der munteren Konter auf beiden Seiten. Nach einem kurzen Dortmunder Vorstoß spielte Ibisevic fast auf Höhe der Mittellinie einen hohen Ball auf Ibrahima Traoré, der frei vorm Dortmunder Tor an Weidenfeller scheiterte. Wenige Minuten später das gleiche Bild, diesmal klärte Kevin Großkreutz in höchster Not.

In der 18. Minute waren dann die Dortmunder dem Jubeln nahe: Robert Lewandowski passte auf Reus, der von der rechten Strafraumecke den Ball zwar an Ulreich vorbeibrachte, allerdings auch am Tor.

Das war bis dahin schon alles recht aufregend im Stuttgarter Stadion, für noch mehr hitzige Gemüter sorgte anschließend Martin Harnik. Nach einer ungeahndeten Schwalbe traf er Marcel Schmelzer im Dortmunder Strafraum risikofreudig mit dem Schienbein im Gesicht. Für Schmelzer war die Partie damit beendet, mit gebrochener Nase und stark blutend wurde er vom Feld geführt. Trainer Jürgen Klopp wütete an der Seitenlinie, Gesichtsmasken sind in Dortmund allmählich zum gewöhnlichen Accessoire geworden. Im Hinspiel gegen Stuttgart hatte Sebastian Kehl von Raphael Holzhauser den Ellenbogen ins Gesicht bekommen. Harnik sah für seine Aktion nun die gelbe Karte.

Maxim trifft mit Maske

Lukasz Piszczek kam für Schmelzer aufs Feld und machte nach nur fünf Minuten das 1:0: Reus bediente ihn nach einem umstrittenen Freistoß von der linken Seite und irgendwie schaffte es Piszczek, den Kopf in die Flugbahn des Balls zu bringen.

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund

Dortmunds Marcel Schmelzer: Schmerzhaft getroffen von Martin Harnik.

(Foto: dpa)

Dortmund führte also, konnte sich gegen die überraschend guten Stuttgarter aber keine Ruhephase erlauben. Götze, Reus und Lewandowski kombinierten weiter im Angriff, blieben aber ohne ernsthafte Torchance. Das lag auch am hellwachen Ulreich, der die Aktionen der Dortmunder schon früh vorausahnte und dementsprechend clever einschritt. Hochgradig gefährlich im Strafraum der Stuttgarter wurde es erst wieder in der 56. Minute: Lewandowski und Götze mogelten sich durch die Abwehrreihen, doch der Pole scheiterte als Knipser. Wenig später tat es ihm Gündogan gleich.

Auf der Gegenseite wackelte die Führung der Gäste erheblich. Zunächst vergab Arthur Boka nach einem schnellen Vorstoß von Traoré. Im Anschluss rettete erst der Innenpfosten die Dortmunder nach einer Ecke, Sekunden später spitzelte Götze den Ball von der Linie.

Dann zeigte Alexandru Maxim Trainer Klopp, dass es sich auch mit Maske vorzüglich treffen lässt. Es war wiederum nach einer Ecke von der rechten Seite, Maxim kam an den Ball und manövrierte ihn mit einem gezielten Schuss aus etwa 13 Metern ins Tor der Dortmunder.

Alles ausgeglichen in der 63. Minute, dachte man da, doch es folgte schon die nächste umstrittene Szene. Niedermeier senste im Konter Götze um, drehte sich aber selbst noch formschön in der Luft, was der Dortmunder mit einer Armabwehr quittierte. Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigte beiden die gelbe Karte - mit dem Unterschied, dass für Niedermeier die Partie nun beendet war.

Dortmund nutzte das Überzahlspiel auch gleich zu mehreren guten Chancen, blieb aber zunächst ohne Führungstreffer. Piszczek erwischte Ulreich aus der Nahdistanz im Gesicht, auch Subotic scheiterte in bester Position.

Der VfB wagte viel in diesem Spiel, auch mit zehn Mann stürzte sich das Team noch in die Offensive, die zwingenderen Gelegenheiten hatten aber die Gäste. In der 80. Minute konnte Gōtoku Sakai noch vor dem einschussbereiten Reus retten, zwei Minuten später sorgte dann aber Lewandowski für das 2:1 - nach Vorlage von Piszczek. Kurz vor Schluss hatte Reus noch die Chance zum 3:1, und zwar mehrfach.

Für die Dortmunder erfüllte sich an diesem Nachmittag die Mission, die sie sich gesetzt hatten: dem FC Bayern den vorzeitigen Titelgewinn zu vermiesen. Statistisch gesehen ist auch die Sache mit dem Angstgegner aus der Welt geschafft. So, wie es der VfB in dieser Saison gewohnt ist.

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