FC Bayern bei der Klub-WM:Nur noch kurz die Welt gewinnen

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Erster Schritt gemacht: Doppeltorschütze Robert Lewandowski (rechts) mit Marc Roca. (Foto: Mahmoud Hefnawy/dpa)

Wie erwartet steht der FC Bayern nach einem 2:0 gegen Al Ahly im Finale um die Klub-WM. Dort könnten die Münchner die Premierensaison von Trainer Flick krönen - und an eine legendäre Barça-Elf heranrücken.

Von Sebastian Fischer

Hansi Flick hat in seiner Laufbahn als Trainer schon jede Menge Turniererfahrung gesammelt: Er war bei zwei Europa- und zwei Weltmeisterschaften der Assistent von Joachim Löw, er war der Chef des FC Bayern beim ersten Champions-League-Finalturnier der Fußballgeschichte im vergangenen Jahr, er hat also schon so einiges erlebt. Aber es dürfte wohl auch ihm nicht ganz so leicht fallen, die Ereignisse dieser Tage ihrer Bedeutung nach einzusortieren.

"Der sechste Titel wäre auch in der erfolgreichen Vereinshistorie ein ganz besonderer Erfolg", sagte er am Montagabend, nach dem 2:0 gegen Al Ahly aus Kairo, das den Einzug ins Finale der Klub-Weltmeisterschaft an diesem Donnerstag gegen UANL Tigres aus Mexiko bedeutete. Ein Spiel noch bis zum Weltpokal, das ist die eine Seite. Als Flick kurz darauf gefragt wurde, wie er und die Mannschaft die kommenden Tage verbringen würden, da betonte er aber erst mal, dass jetzt Regeneration angesagt sei. Das ist die andere Seite.

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Das Finale um die Klub-WM ist für den FC Bayern das dritte von vier Spielen binnen elf Tagen. Nach der Rückreise, die wenn möglich weniger strapaziös ausfallen soll als der Hinflug am vergangenen Wochenende mit einer Nacht am Berliner Flughafen, ist am Montag schon wieder Bundesliga gegen Bielefeld. Und so begründete Flick den Anspruch, Klub-Weltmeister zu werden, auch mit einem für eine Fußball-Pressekonferenz wohl eher ungewöhnlichen Satz. Er sagte: "Wir sind eine Leistungsgesellschaft."

Der Trainer hat sich angeblich im Herbst mit dem Mannschaftsrat explizit über Sinn und Unsinn des Turniers in Katar ausgetauscht, dessen Austragung damals noch unsicher war. Danach sprachen Trainer und Führungsspieler im Büro von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor, um ihren Wunsch zu hinterlegen, bitte antreten zu wollen. So hat es Rummenigge zuletzt im vereinseigenen Magazin kundgetan, und so waren auch die Münchner Spieler nach dem Halbfinalsieg zu verstehen. "Jetzt haben wir diese Chance, die wir uns unbedingt erarbeiten wollten", sagte Thomas Müller. "Wir sind sehr heiß auf das Spiel", sagte Manuel Neuer. "Das ist eine Kirsche auf der Torte", sagte tags darauf Robert Lewandowski.

Sechs Titel in einer Saison, das gelang bislang nur dem FC Barcelona 2009. Es soll also darum gehen, die beeindruckend erfolgreiche Saison 2020 beim ins Jahr 2021 verschobenen Turnier auch noch mit dem letztmöglichen Titel zu veredeln, um sich ganz offiziell die beste Mannschaft der Welt nennen zu dürfen. "Wir wissen, was es bedeutet - nicht nur für die Geschichte von Bayern München, sondern für die Fußball-Geschichte", sagte Lewandowski. Gegen Tigres erwartet Flick eine große Herausforderung für seine Mannschaft: "Das ist eine sehr dynamische Mannschaft, sehr athletisch mit sehr viel Power. Da müssen wir gut dagegenhalten."

Im Halbfinale war noch nicht auf den ersten Blick zu erkennen gewesen, dass es um die Ermittlung des besten Teams auf dem Planeten ging. Al Ahly, Gewinner von Afrikas Champions League, forderte die Münchner nicht mal annähernd so, wie es etwa vor rund einem Monat dem im Elfmeterschießen siegreichen Zweitligisten Holstein Kiel im DFB-Pokal gelang.

Goretzka-Ersatz Marc Roca überzeugt mit sicherem Passspiel

Die Ägypter mühten sich in der Defensive, versperrten dabei aber selten geschlossen die Räume und übten so gut wie nie Druck auf den ballführenden Münchner aus. Lewandowski erzielte zwei Tore mehr oder weniger mühelos nach 17 und 86 Minuten, dazwischen vergaben seine Kollegen einige weitere Torchancen, in der Defensive war der Favorit so gut wie nie gefordert. Zu den wenigen fußballerischen Erkenntnissen über das Spiel hinaus gehörte die, dass Marc Roca bewies, ein begabter Passgeber im zentralen Mittelfeld zu sein.

Der Zugang aus dem vergangenen Oktober, in dieser Saison bislang eher selten eingesetzt, spielte von Beginn an. Nationalspieler Leon Goretzka fehlt auf der Position neben Joshua Kimmich ja wegen eines positiven Corona-Tests, genau wie Javier Martinez wird er auch nicht nach Katar nachkommen. Dass Roca anstelle von Corentin Tolisso spielte, war dennoch etwas überraschend. Flick begründete dies mit Rocas Ballsicherheit und Tolissos nicht optimaler körperlicher Verfassung. Tatsächlich war Rocas sicheres Passspiel bis zu seiner Auswechslung nach 69 Minuten auffällig. Er habe das "ganz gut gemacht", fand sein Trainer.

Flick sprach schließlich noch über eine weitere Besonderheit dieses Turniers, die auch für ihn eine fast schon ungewöhnliche Erfahrung darstellt, ja: eine "Umstellung". In Katar ist Corona zum Trotz eine Zuschauer-Auslastung von 30 Prozent in den Stadien erlaubt, 12 000 Fans waren im Ahmed bin Ali Stadion in Al-Rayyan. Sie sorgten für Bilder, wie sie wohl auch dem Ausrichterland gefallen dürften, das sich seit Jahren und zahlreichen Reformen zum Trotz dem Vorwurf der Missachtung von Menschenrechten von Arbeitsmigranten ausgesetzt sieht, auch beim Bau der Stadien für die WM 2022, für die das Turnier gerade eine Art Generalprobe ist.

Eine "schöne Abwechslung" sei es gewesen, sagte Flick, mal wieder Fans zu hören. Von den möglichen sechs Titelgewinnen für ihn mit dem FC Bayern wäre jener am Donnerstag erst der zweite nach dem europäischen Supercup im September gegen den FC Sevilla, der vor Zuschauern im Stadion stattfindet.

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