Bayern-Gegner bei Klub-WM:Über Raubkatzen spottet man nicht

Bayern-Gegner bei Klub-WM: Führte Tigres mit seinen Toren ins Klub-WM-Endspiel: André-Pierre Gignac.

Führte Tigres mit seinen Toren ins Klub-WM-Endspiel: André-Pierre Gignac.

(Foto: AFP)

Die Tigres aus einem Vorort von Monterrey kämpfen in Mexiko schon lange um Anerkennung, nun treffen sie im Finale der Klub-WM auf Bayern - und haben eine historische Chance.

Von Javier Cáceres

In der Kabine des Education City Stadium der katarischen Stadt Ar-Rayyan waren am Sonntag tropische Rhythmen zu hören. Genauer: ein Lied, das der Pop-Sänger Morenito de Fuego schon vor ein paar Jahren den Tigres aus der mexikanischen Stadt San Nicolás de los Garza, einem großen Vorort von Monterrey, gewidmet hatte. "Ooooooh/Daaaale Ti-gue-res, daaale Tiguerés, daaaaale Tigue-re-e-es!".

Der Überschwang, mit dem es am Sonntagabend dargeboten wurde, ergab sich daraus, dass UANL Tigres im Halbfinale der Klub-WM in Katar mit 1:0 gegen Palmeiras aus São Paulo gewonnen hatten. Der Umstand, dass die Videos davon rasch im weltweiten Netz zirkulierten und sich kein Teilnehmer der Tigres-Wüstenexpedition daran störte, dass er als schiefer Sänger geoutet wurde, hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass man dem örtlichen Erzrivalen FC Monterrey eins auswischen konnte: Tigres ist nun nicht nur die erste mexikanische Mannschaft überhaupt, die ein Klub-WM-Finale erreichte. Es ist auch der erste Vertreter des Kontinentalverbandes Concacaf (Nord-, Mittelamerika und Karibik) im Endspiel des Weltverband-Turniers. Der alte Spott, wonach Tigres bloß eine lokale Größe sei, er gehört nun ein für alle Mal der Vergangenheit an.

Zwar ändert der Finaleinzug nichts daran, dass Tigres in der Klubgeschichte bei vier Finalteilnahmen nur einmal die kontinentale Champions League gewonnen hat (CF Monterrey schleppte die Trophäe vier Mal ab). Aber die Debatte, ob der Klub zu den Aristokraten des mexikanischen Fußballs gezählt werden müsse, hat sich nun wohl erübrigt. In den vergangenen zehn Jahren haben die Tigres unter ihrem brasilianischen Trainer Ricardo "Tuca" Ferretti, 66, den Fußball Mexikos dominiert; unter anderem wurden sie fünf Mal nationaler Meister. Nun ließen sie endlich ein "unvergleichliches Gebrüll" folgen, das man auch jenseits der Stadtgrenzen und sogar international versteht, wie unter anderem die Zeitung El Sol de Durango schrieb.

Dank der Förderung durch den zweitgrößten Baustoffhersteller der Welt sitzt das Geld einigermaßen locker

Wie präsent die Debatte um die nationale Anerkennung auch im Mannschaftskreis ist, wurde am Sonntag nach Spielschluss rasch klar. Ob der Sonntag "ein historischer Tag für die Tigres" gewesen sei, wollte ein mexikanischer Field-Reporter vom Siegtorschützen André-Pierre Gignac, 35, nach der Partie wissen. "Für Mexiko, oder?", blaffte der frühere französische Nationalstürmer, der seit 2015 bei Tigres agiert, den Journalisten an.

Grund für ein selbstbewusstes Auftreten hatte Gignac allemal. Der Franzose hatte nicht nur den einzigen Treffer des Halbfinales per Foulelfmeter erzielt (54. Minute). Gignac trug auch mit guten Aktionen entscheidend dazu bei, den Schlussmann der vollends enttäuschenden Brasilianer, Weverton, zum herausragenden Akteur des Halbfinals zu stilisieren. Wenige Tage zuvor, im Viertelfinale, war Gignac noch die prägende Figur der Partie gewesen: Beim 2:1 gegen Ulsan Hyundai FC (Südkorea) hatte Gignac beide Treffer erzielt. Er unterstrich damit eine blendende Verfassung: In den vergangenen 14 Spielen hat der Franzose dreizehn Mal getroffen. Und Tigres zu einer nie dagewesenen Anerkennung verholfen.

Sein Wechsel hatte seinerzeit überrascht. Er war noch lange nicht über den Zenit, als er 2015 überraschend von Olympique Marseille nach Mexiko wechselte. Das Geld, das bei Tigres wegen der Förderung durch Cemex, den zweitgrößten Baustoffhersteller der Welt, einigermaßen locker sitzt, war nicht der einzige Grund. Er wollte ein neues Land kennenlernen - und liebt es so sehr, dass er längst die mexikanische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Gignac hat in 246 Spielen 147 Tore für Tigres erzielt - und neun Trophäen gewonnen. Nun will er am Donnerstag Pokal Nummer zehn. Es wäre der größte Triumph der mexikanischen Fußballgeschichte überhaupt - doch die Hürde ist mit Finalgegner FC Bayern gewaltig.

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