Dem schwierigsten Gegner dieser Klub-WM ist Borussia Dortmund vorerst ausgewichen. Nein, nicht Champions-League-Finalist Inter Mailand, der am Mittwochabend in einer hitzigen Partie River Plate 2:0 schlug und die Gruppe E gewann – weshalb der BVB im Achtelfinale nun nicht auf Inter, sondern auf Monterrey CF und dessen Kapitän Sergio Ramos trifft, der seit Februar für den mexikanischen Verein aktiv ist.
Was die Dortmunder aber vor allem vermeiden konnten mit ihrem eigenen 1:0-Erfolg gegen den südkoreanischen Klub Ulsan HD, ist eine Achtelfinal-Reise nach Charlotte – mit bis zu 120 Minuten Qualen bei prognostizierten 40 Grad in einem Stadion, das bei Anstoß um 15 Uhr Ortszeit keinen Schutz vor Sonne geboten hätte. Dies hatte schon dem FC Bayern massive Probleme bereitet.
Viel kühler war es für die Dortmunder am Mittwochabend in Cincinnati auch nicht, vor offiziell 8239 Zuschauern. So viele waren es aber nur, wenn man die gefühlt 2000 Secret-Service-Beamten hinzurechnet, die wegen der Besuche von Fifa-Chef Gianni Infantino und US-Vizepräsident J. D. Vance um die Arena patrouillierten. „Meine App zeigte heute gefühlte 43 Grad an“, sagte BVB-Trainer Niko Kovac: „Das ist wie in der Dampfsauna, da ist selbst Rumstehen anstrengend.“ Nun allerdings bleibt den Dortmundern die nächste Partie in der Mittags- oder Nachmittagshitze erspart. Sie spielen am Dienstag in Atlanta, um 21 Uhr, in der klimatisierten Football-Arena der Falcons bei angenehmen 23 Grad.
Wobei, ganz trauen die Dortmunder den guten Botschaften nicht. „Auf bessere Temperaturen wette ich noch nicht“, sagte Mittelfeldspieler Julian Brandt: „Die Hitzewelle hat das ganze Land erfasst. Es ist überall so.“ Nein, Herr Brandt, in der klimatisierten Arena von Atlanta nicht, hier werden die Dortmunder zum ersten Mal nicht leiden müssen.

Mit FC Bayern und BVB:Spielplan der Klub-WM 2025: Finale und TV-Übertragung
Der FC Bayern und Borussia Dortmund scheitern beide im Viertelfinale der Fifa Klub-WM 2025. Wo kann man das Finale live im TV sehen? Der Spielplan im Überblick.
Ulsan-Torwart Jo Hyeon-woo hält alles, bis auf den Schuss von Daniel Svensson
„Wir nehmen die Klimaanlage gerne mit“, sagte Trainer Niko Kovac – immerhin einer, der den Spielort Atlanta angesichts der Hitzewelle zu schätzen weiß. Es ist ohnehin ein wundersames Turnier bislang, das Kovac moderieren muss – wegen der Hitze, den damit verbundenen durchwachsenen Partien und unterschiedlichen Kritikpunkten. Die Dortmunder spielten müde gegen Fluminense, erhielten groteske Gegentore gegen Mamelodi FC. Und sie waren unkonzentriert beim Abschluss gegen Ulsan, als sie 27 Schüsse in Richtung Tor absetzten, jedoch nur zehn aufs Gehäuse bekamen, von denen Ulsan-Schlussmann Jo Hyeon-woo alle hielt – bis auf den Abschluss von Daniel Svensson (36.).
Man merkte den Dortmundern auf dem Platz und auch abseits davon an, dass sie unbedingt wollen, dass es ihnen diese Klub-WM aber wahrlich nicht einfach macht. Obendrein hat der BVB ein paar offene Fragen mit in die USA gebracht, die nun langsam beantwortet werden müssen.

Hitze bei der Klub-WM:Gebacken wie Grillhähnchen
Die Gluthitze bei der Klub-WM stellt Spieler, Trainer und Zuschauer vor Herausforderungen. Nun wird kontrovers über die fürs europäische Sofapublikum optimierten Anstoßzeiten debattiert – auch im Hinblick auf die WM 2026.
Jene nach Jamie Gittens zum Beispiel. Der 20-jährige Brite soll an den FC Chelsea verkauft werden und fehlte gegen Ulsan wegen einer Erkältung, was prompt Spekulationen auslöste, ob der Wechsel jetzt vollzogen werde. „Wir sind noch immer in Gesprächen“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, der mit Chelsea auch darüber reden muss, ob Leihgabe Carney Chukwuemeka bis Turnierende beim BVB bleiben darf. „Bislang war ja nicht klar, ob wir noch dabei sein würden. Nun wissen wir, dass wir am 1. Juli spielen werden“, sagte Kehl angesichts dessen, dass bislang der 30. Juni als das Enddatum der Leihe galt: „Chelsea weiß, dass wir ihn behalten wollen“, so Kehl, „ich glaube, dass wir das auch hinbekommen.“
Ein anderer Punkt ist der weitere Karriereweg von Youssoufa Moukoko, der zum FC Kopenhagen wechseln soll: „Es gibt noch ein paar Dinge zu klären. Wenn das passiert ist, werden wir etwas verkünden.“ Das sind Themen, die immer mitschwingen – bei allen Teams, die ähnliche Transferfragen im Gepäck haben, die den Fokus auf das Sportliche speziell bei diesem Turnier erheblich erschweren.
Die Dortmunder scheinen die Gruppenphase zu begreifen wie den roten Teppich bei den Oscars: Muss man durch, die wahren Preise werden später vergeben. „Wir wollten die Gruppe gewinnen, das haben wir geschafft“, sagte Kovac. Jetzt beginne quasi ein neues Turnier: „Die Qualität dürfte nun höher werden, die Intensität auch. Du kannst dir keinen Ausrutscher mehr erlauben wie in der Gruppenphase. Wir haben nun fast eine Woche Zeit zur Regeneration und Vorbereitung.“ Vielleicht nutzen sie die Zeit auch dazu, ein paar offene Kaderplanungsfragen zu klären – und auch wirklich allen die freudige Botschaft zu übermitteln, dass sie zum ersten Mal bei dieser Klub-WM bei normalen Sommertemperaturen spielen dürfen. Und nicht bei Dampfsaunabedingungen.